Was die Seele krank macht und was sie heilt
jüngste Kind, das sich um die alten Eltern kümmert, denn es hat nicht nur von den Eltern, sondern auch von den älteren Geschwistern genommen. Wenn sich ein Kind um die alten Eltern kümmert, gibt es, und die Eltern nehmen. Damit wird das Gefälle zwischen Geben und Nehmen ein wenig verringert, doch nie kann ein Kind ganz zurückgeben, was es bekommen hat. Für viele Kinder ist die Vorstellung, sie müßten sich um die alten Eltern kümmern, sehr schwer. Wenn nämlich erwachsene Kinder ihre Eltern sehen, fühlen sie sich ihnen gegenüber sehr schnell wieder fünf bis sieben Jahre alt, und umgekehrt sehen die Eltern das Kind auch im gleichen Alter. Die Lösung besteht darin, den Eltern zu sagen: »Wenn ihr mich braucht, werde ich für euch sorgen, wie es richtig ist.« Durch diesen Satz begeben sich die Kinder auf die erwachsene Ebene. Dort können sie ihre Eltern als Kind achten und dennoch tun, was richtig ist. Das Kind, das erwachsen geworden ist, kann nicht nur für die Eltern dasein. Deswegen können Kinder nicht immer das tun, was die Eltern von ihnen verlangen, aber was »richtig« ist, d. h. in der konkreten Situation angebracht, läßt sich meistens durchführen. In früheren Jahrhunderten war es selbstverständlich, daß die alten Eltern ihren Platz in der Großfamilie hatten. In den Industriegesellschaften des 20. Jahrhunderts jedoch gibt es fast nur noch Kleinfamilien oder unvollständige Familien. Die Möglichkeit, Eltern in die bestehende Familie einzugliedern, ist meist nicht vorhanden, und so muß nach anderen Lösungen Ausschau gehalten werden. Wenn Kinder ihren Eltern die eingangs erwähnte Zusicherung geben, sind sie frei.
Hellinger erzählte in diesem Zusammenhang die Geschichte einer Frau, die die Möglichkeit gehabt hätte, ihre alte Mutter zu sich zu nehmen, doch sie weigerte sich. Die Mutter kam in ein Altenheim. Noch in derselben Woche wurde eine der Töchter jener Frau magersüchtig, zog schwarze Kleider an und ging fortan zweimal in der Woche zum Pflegedienst in ein Altenheim. Doch niemand hat diesen Zusammenhang durchschaut, auch das Mädchen nicht. 8 Dieses Beispiel zeigt auch wieder deutlich, wie sich Kinder um die unerledigten Geschäfte ihrer Eltern kümmern.
Besondere Fragen der Eltern-Kind-Beziehung
Außereheliche Kinder - der Vorrang der neuen Familie
Wenn während der Ehe ein Mann mit einer anderen Frau ein Kind zeugt, dann muß er die Ehe verlassen und zu dieser Frau ziehen, Das neue System hat immer Vorrang vor dem alten Handelt der Mann nicht entsprechned, ist es schlimm für alle Beteilligten. Selbst wenn er in seiner Familie viele Kinder hat, muß er zu der neuen Frau und dem jüngsten Kind. Er bleibt natürlich als Vater verantwortlich für seine älteren Kinder, doch eine Partnerschaft kann es nur mit der neuen Frau geben. Für eine Ehefrau ist das natürlich eine sehr schwere Belastung, doch alles andere ist nach Bert Hellingers Erfahrung noch schlimmer.
Wenn eine Frau von einem anderen Mann während der Ehe ein Kind bekommt, dann muß das Kind immer zu dem anderen Mann, zum Vater. In der Regel ist das Kind in einem solchen Fall nirgends so sicher wie bei seinem Vater. Dies läßt sich zwar nicht erklären, aber man kann beobachten, daß alles andere schlimmer ist. Das geringere Übel stellt sich später oft als Gluck heraus. Natürlich ist die Ehe der Frau zu Ende, selbst wenn sie äußerlich weiterbesteht. Ob sie zu dem anderen Mann kann, läßt sich bei einer Familienaufstellung erkennen.
In einem Seminar fragte ein Teilnehmer nach der Beurteilung im folgenden Fall: Während einer Ehe wird die Frau von einem anderen Mann schwanger. Das Kind ist jetzt 26 Jahre alt, und seine Existenz wurde von der Familie totgeschwiegen. Muß das auf den Tisch oder nicht? Hellinger antwortete: »Es gehört zu den Grundrechten des Menschen, daß er weiß, wer sein Vater und wer seine Mutter ist.«
Kinder aus geschiedenen Ehen
Einem Mann schrieb Bert Hellinger den folgenden Brief: »Scheidung bedeutet, daß die Partnerbeziehung aufgelöst wird, aber nicht die Elternbeziehung. Wenn Deine Frau die Scheidung will, ist es am besten, Du willigst ein. Rette dann wenigstens die Elternbeziehung.« (FWW: 67)
Im Idealfall besprechen die Eltern nach einer Scheidung regelmäßig alle wichtigen Erziehungsfragen. Sie bleiben in der Pflicht als Eltern. Stiefeltern haben kein Recht, sich in die Erziehung von Kindern einzumischen, die nicht ihre eigenen sind.
In der Praxis ist das Verhältnis
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