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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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daß ich ganz einfach verschwunden bin. Sie werden ihr Leben aufs Spiel setzen, um mich zu finden.«
    »Chrr!« fauchte die Katze irritiert. »Du scheinst ja eine hohe Meinung von dir zu haben.«
    »Sei nicht albern«, fuhr der Dachs sie an. »Du kannst sagen, was du willst, ich muß sie einfach benachrichtigen. Und wenn du nicht gehst, dann gehe ich, wie ich schon gesagt habe. Und wenn ich den ganzen Weg kriechen müßte.«
    Die Katze wußte, daß er meinte, was er sagte, und merkte zugleich, daß er sie in die Enge getrieben hatte. Sie konnte es einfach nicht zulassen, dal der verwundete Dachs sein Leben wegwarf, denn darauf lief es hinaus. Also ließ sie sich erweichen.
    »Nun gut, du hast mich überzeugt«, sagte sie widerstrebend. »Wenn es morgen nicht schneit, mache ich mich auf den Weg. Du tätest gut daran, mir deine Freunde ganz genau zu beschreiben, damit ich sie dann auch erkenne.«
    »Rote, das vergesse ich dir nie«, dankte ihr der Dachs herzlich. »Und du kannst mir glauben, die anderen werden es auch nicht vergessen. Du hast soeben viele neue Freunde gewonnen.«
    »Schon gut, Dachs«, lächelte die Katze, »du hast mich ganz schön beschwatzt.«
    »Der Eid, der alle Tiere des Farthing-Waldes bindet, die Füchsin wie den Pfeifer, gilt nun auch für dich«, erinnerte sie der Dachs. »Das heißt, wenn du je selbst in Schwierigkeiten kommst oder in Gefahr bist — du verstehst mich doch?«
    »Wir verstehen uns«, antwortete die Rote.
     

 
    Am nächsten Morgen schneite es nicht mehr, und zwei ganz verschiedene Tiere, denen es bestimmt war, an diesem Tag aufeinanderzutreffen, machten sich an den entgegengesetzten Enden des Parks auf den Weg, um dem Dachs zu helfen.
    Nachdem die Rote dem Dachs auf Wiedersehen gesagt hatte, verließ sie die Hütte des Wildhüters. Sie sprang über den Zaun und betrachtete mit bösen Vorahnungen die große, weiße Fläche vor ihr, die sie nun durchqueren mußte. Sie prüfte zögernd den Schnee und fand ihn an der Oberfläche recht fest. Das war ermutigend. Aber sie wußte, bis zu den Freunden des Dachses würde es ein langer Weg unter schwierigen Bedingungen werden.
    Inzwischen hatte der Maulwurf im Bau des Dachses den Entschluß gefaßt, daß nun er suchen würde. Es war ihm der Gedanke gekommen, daß der Dachs sich irgendwo unter der Erde verirrt oder verletzt haben mußte, weil man ihn nirgends über der Erde gefunden hatte. Und war er, der Maulwurf, nicht der beste Sucher unter der Erde? Wer anders als er könnte hier nach ihm Ausschau halten? Erst einmal prüfte er alle Ausgänge und Tunnels des Dachsbaus, denn der Dachs hätte ja auch beim Graben in der Nähe seines Baus einen Unfall gehabt haben können. Natürlich fand er nichts. Als nächstes suchte er über der Erde alle anderen Löcher in der Nachbarschaft ab. Die Mühe war vergeblich. Doch der Maulwurf versuchte es immer wieder, sein tapferes kleines Herz verwand jede neue Enttäuschung. Immer wenn er sich in den kahlen, gefrorenen Boden eingrub, hoffte er, daß er vielleicht diesmal seinen armen Freund finden würde, und dieser Gedanke gab ihm neue Kräfte.
    Die Rote lief leichtfüßig durch den Schnee und näherte sich langsam, aber stetig ihrem Ziel. Sie fror erbärmlich und sehnte sich nach dem warmen Kamin in der Hütte, vor dem sie sich in Gesellschaft ihres menschlichen Freundes wohlig ausstrecken konnte. Je weiter der Morgen fortschritt, desto mehr fror sie und bedauerte schon ihr tollkühnes Unternehmen. Was bedeutete ihr schließlich ein verletzter Dachs? Trotz aller schönen Worte über diesen wunderbaren Eid war sie hier ein Außenseiter, ein Einzelgänger. Sie gehörte nicht dazu. Was kümmerte es sie, ob der Fuchs oder der Maulwurf oder das Wiesel oder irgendeiner der kostbaren Freunde des Dachses seinetwegen sterben mußten. Für die Rote waren sie alle Fremde. Auch wenn sie vor dem Dachs geprahlt hatte, war sie doch kein wildes Tier wie er, das gezwungen war, sich so gut wie möglich über die Zeiten zu bringen, sich durch Sonne, Wind, Regen, Schnee durchzuschlagen. Sie hatte einen Ausweg — sie konnte es den ganzen Tag warm und gemütlich haben, wenn ihr der Sinn danach stand; konnte satt vor einem brennenden Feuer schlafen und die tobenden Elemente vergessen. Nur ihr Stolz hatte sie zu dieser verrückten Reise verleitet. Wie sie fror! Während die Katze mit sich haderte, näherte sie sich der Heimat des Dachses. Sie kam am Tiefen Grund vorbei, ohne etwas von seiner Bedeutung zu ahnen, und dann

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