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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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plötzlich waren all ihre Instinkte wach, als sie vor sich Bewegung entdeckte. Sie verdoppelte ihre Geschwindigkeit und sah ein kleines schwarzes Tier mit langer Schnauze aus einem Loch kriechen. Es war natürlich der Maulwurf.
    Der nun erblickte ein großes, unbekanntes Tier, das auf ihn zukam, und wollte gleich wieder in die Erde schlüpfen. »Geh nicht fort!« rief ihm die Katze in das Loch nach. »Vielleicht bist du der, den ich suche. Ich bringe Nachrichten vom Dachs.«
    Sofort tauchte der Maulwurf wieder auf. »Vom Dachs? Wo ist er? Geht es ihm gut? Und wer bist du?«
    »Er hat sich verletzt«, sagte die Rote. »Der Mensch, den ihr den Tierfreund nennt, hat ihn gerettet und pflegt ihn jetzt. Mach dir keine Sorgen, bald ist er wieder gesund.«
    Der Maulwurf tanzte vor Freude. »Gott sei Dank, er lebt!« rief er freudig erregt. »Aber jetzt sag mir, wer du bist?«
    Die Rote erklärte es. »Dann bist du also der Maulwurf?« fragte sie. »Der Dachs hat mir erzählt, daß du unter der Erde wohnst.«
    Der Maulwurf nickte. »Wir haben uns alle solche Sorgen gemacht«, sagte er. »Seit drei Tagen kein Zeichen von ihm. Aber du bist uns ein lieber Freund. Du bist sehr tapfer gewesen.«
    »Der Dachs hat mir von eurer langen Reise aus eurer alten Heimat erzählt.«
    »Willst du mitkommen und die anderen kennenlernen?« fragte der Maulwurf entzückt. »Wie werden sie dir dankbar sein!«
    »Nein, ich muß leider ablehnen. Ich möchte noch vor dem Dunkelwerden zu Hause sein, und der Weg ist lang.«
    »Kann ich verstehen. Sag mir noch, wann wird der Dachs wohl zu uns zurückkommen?«
    »Ach, der Dachs würde schon jetzt kommen, wenn er nur könnte«, lächelte die Katze. »Aber meiner Meinung nach wäre es nur klug, wenn er die Entscheidung dem Menschen überließe. Dann kann er sicher sein, daß er wieder ganz gesund ist.«
    Der Maulwurf merkte, dies war eine Huldigung an die menschliche Rasse, und erkannte, daß die Katze eine andere Beziehung zu ihr hatte. »Bestelle ihm, daß es uns gut geht«, sagte er. »Oder besser, sag ihm, daß wir zurechtkommen und daß wir ihn schrecklich vermissen.«
    »Klar, mache ich. Vielleicht treffen wir uns irgendwann wieder einmal«, sagte die Rote höflich.
    »Vielen Dank im Namen aller Tiere aus dem Farthing-Wald«, sagte der Maulwurf in bedeutungsvollem Ton. »Du bist hier immer herzlich willkommen.«
    Die Rote machte sich auf den Heimweg. Der Maulwurf sah ihr nach. Er fragte sich, ob er als Vertreter der Farthing-Wald-Gemeinde die Sache wohl richtig angefaßt hatte. Dann schoß es ihm durch den Kopf, daß er der Katze gar nichts zu fressen angeboten hatte. Sie hatte einen langen Weg hinter sich und noch einen genauso langen vor sich. In seinem Vorratslager gab es reichlich Würmer. Er rief ihr nach. Die Katze hörte das Geschrei und drehte sich um. Sie verstand die Worte des Maulwurfs nicht, denn er war ein kleines Tier und hatte keine sehr laute Stimme. Der Maulwurf rief wieder, aber die Rote verstand immer noch nichts und wollte weiterlaufen.
    In diesem Augenblick erspähte der Turmfalke, der den ganzen Tag aus der Luft den Park nach einem Lebenszeichen vom Dachs abgesucht hatte, die beiden Tiere am Boden. Er sah, wie eine große Katze auf seinen Freund, den Maulwurf, zulief, und hielt das natürlich für einen Angriff. Er flog einen Bogen, stieß nach unten und griff wie der Blitz die Rote an, seine Krallen gruben sich tief in ihren Körper.
    Sie jaulte laut auf und schlug mit ihren Pfoten nach dem Vogel, aber der Turmfalke ließ sich bereits zu einem neuen Angriff herabfallen.
    »Halt, Turmfalke, halt!« rief der Maulwurf verzweifelt. »Sie ist ein Freund!«
    Aber der Falke war zu hoch oben, um ihn zu hören, und wollte erneut zustoßen.
    »Schnell, ins Loch!« rief der Maulwurf aufgeregt, als die Katze instinktiv ihren Körper flach gegen den Boden drückte. Die Rote hörte es, aber es war zu spät. Der Turmfalke war bereits heran. Der Maulwurf warf sich auf den Körper der Katze. Das irritierte den Turmfalken so, daß er seinen ganzen Angriffsschwung verlor. Jetzt hörte er endlich die Bitten des Maulwurfs: »Nein, nein, geh weg, Turmfalke! Sie ist ein Freund — ein Freund!«
    Der Turmfalke landete und blickte den Maulwurf fragend aus durchdringenden Augen an. Die Rote machte einen großen Buckel und fauchte wild.
    »Sie hat Nachricht vom Dachs gebracht«, erklärte der Maulwurf bedrückt. »Den ganzen langen Weg vom Haus des Tierfreundes hat sie zurückgelegt. Sie wollte mir

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