Was die Tiere im Park erlebten
gar nicht darüber nachzudenken, wie es wohl dem Maulwurf gehen mochte. Die Katze putzte sich sorgfältig, bevor sie sich in ihrem eigenen Korb zusammenrollte. Plötzlich kam ihm eine Idee. Wenn er selbst seine Freunde nicht erreichen konnte, wie wäre es, wenn er einen Boten schickte? Die Katze konnte ihm helfen.
»Ob du mir wohl einen Gefallen tun könntest?« fragte der Dachs etwas ängstlich, denn er wußte nicht, wie die Katze es aufnehmen würde.
Sie unterbrach sich mitten in ihrer Schönheitspflege, die Zungenspitze stand in der Luft, und ein Hinterbein hielt sie im Sitzen ausgestreckt.
»Ich mache mir schreckliche Sorgen um meine Freunde im Hirschpark. Sie wissen nicht, wo ich bin«, fuhr der Dachs fort. »Sicher suchen sie mich überall, und im Augenblick haben sie genug damit zu tun, am Leben zu bleiben, statt sich auch noch um mich kümmern zu können.«
»Ich merke schon, woher der Wind weht«, lächelte die Katze und rollte sich zusammen.
»Könntest du wohl so überaus freundlich sein und ihnen Nachricht geben, daß ich in Sicherheit bin?«
»Also, ganz ehrlich«, antwortete die Katze, »ich glaube nicht, daß das geht. Deine Freunde sind Fleischfresser, oder wenigstens einige von ihnen. Sie kennen mich nicht, und sie sind sehr hungrig. Meinst du nicht auch, daß ich das große Risiko eingehe, vom Fuchs oder vom Waldkauz angegriffen zu werden?«
»Also, für den Waldkauz bist du ein zu großer Bissen«, beruhigte sie der Dachs. »Und der Fuchs und die Füchsin jagen wie der Waldkauz meistens nachts. Du wärest bei Tage ziemlich sicher, wenn sie dir auch nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich werden könnten — was ich persönlich aber nicht glaube. Du bist ein recht großes Tier und sicher viel zu groß für sie. Jedenfalls hast du doch auch keine Angst vor mir gehabt.«
»Aber ich wußte doch, daß du krank bist«, unterbrach ihn die Katze, »sonst wärst du doch nicht hier. Und wenn ich auch bei Tage sicher bin, ich kenne die Gegend doch nicht. Der Hirschpark ist riesengroß und völlig verschneit. Ich "würde schon beim ersten Schritt bis an den Hals einsinken.«
»Aber nein, dazu bist du viel zu leichtfüßig. Vor der Hütte bist du doch auch schon im Schnee gewesen.«
»Ja, aber da, wo wir gehen wollen, hat der Mann den Schnee weggeschippt. Wenn ich mich in die Tiefen des Waldes wage, wo finde ich dann Unterschlupf? Es ist ein langer Weg bis zur Behausung deiner Freunde, und dann muß ich ja auch wieder zurück.«
»Du könntest in meinem Bau schlafen, da hast du Wärme und bist in Sicherheit«, schlug er unbedacht vor. »Jeder kann dir meinen Bau zeigen.«
»Unmöglich«, erklärte die Katze bestimmt. »Unter der Erde kann ich nicht leben. Nein, tut mir leid, mein Freund, ich würde dir gern helfen. Aber ich weiß wirklich nicht, wie.« Jetzt spielte der Dachs seine letzte Karte aus. Etwas boshaft sagte er: »Also habe ich doch recht gehabt. Du könntest allein und ohne menschliche Hilfe nicht überleben.«
Die Katze blitzte ihn böse an. »Du scheinst ganz zu vergessen, daß ich nicht wie du und deine Freunde in der Wildnis geboren worden bin«, fuhr sie ihn an. »Ich habe nicht die lange Erfahrung im überleben, die du von Geburt an sammeln konntest. Du hast mir erzählt, daß ihr wilden Tiere unter harten Bedingungen um euer Leben kämpfen müßt. Um wieviel schwerer wäre es dann für mich ohne die Kenntnisse, die ihr mir voraushabt?«
Der Dachs wußte, dies war wirklich eine ehrliche Antwort, und es schien ihm nicht geraten, weiter zu drängen. Aber seine Freunde mußten einfach benachrichtigt werden. »Dann gibt es keinen anderen Weg«, sagte er ganz ruhig. »Was du sagst, hört sich vernünftig an; das bedeutet also, ich muß selbst gehen.«
»Mach keine Witze!« rief die Katze ärgerlich. »Ich kann ja verstehen, daß du deine Freunde gern hast, aber du treibst die Selbstlosigkeit zu weit. Sie müssen eben eine Weile ohne dich auskommen. Du kannst jetzt nicht laufen, aber es dauert nicht lange, und du kannst zu ihnen zurückkehren — vielleicht schon in ein paar Wochen. Ich weiß nicht, wie schwer du verletzt bist. Wer weiß — vielleicht haben wir den schlimmsten Winter dann hinter uns.«
Der Dachs schüttelte den Kopf. »Ich kann sie wirklich nicht wochenlang ohne Nachricht lassen«, sagte er eigensinnig. »Du scheinst das nicht zu verstehen. Der Eid, den wir uns im Farthing-Wald geschworen haben — er gilt immer noch. Meine Freunde werden sich nicht damit abfinden,
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