Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love
wir uns darüber unterhalten haben, wie man mit den Journalisten umgeht. Eine Zeit lang hat es von ihnen nur so gewimmelt in der Stadt.«
Der Polizist hat die Tür geöffnet, und Rees stiebt durch den Flur davon. David folgt ihm rasch.
Während Toni mir die Tür aufhält, sage ich zu ihr: »Ich hab nicht gewusst, dass David schon mal hier war.«
»Ziemlich oft sogar«, erwidert sie, ohne mich anzusehen. »Er hat Sie abgeschirmt, müssen Sie wissen.«
Ich werfe ihr einen Blick zu.
Sie kontert mit einem ihrer Blicke. »Sie wissen, wie die Zeitungsleute sind. Einer von ihnen, kaum zu glauben, hat doch tatsächlich zu mir gesagt, okay, wir lassen die Mutter in Ruhe, wenn Sie uns den Vater liefern.«
Wir folgen den anderen in den Flur. Ich rücke Harry auf meinem Arm zurecht, und er quengelt ein bisschen. David, Rees und der Polizist sind um die Ecke verschwunden, doch als ich hinterhergehen will, legt Toni mir behutsam eine Hand auf den Arm. »Wissen Sie«, sagt sie beiläufig, »ich bin nach wie vor Ihre Vertrauensbeamtin. Wenn Ihnen irgendetwas zu schaffen macht, wegen Betty, meine ich, können Sie immer noch fragen, ich meine, wenn Sie sich zum Beispiel Sorgen machen, ob wir ihn finden werden oder nicht. Das werden wir bestimmt.« Sie sieht mich an.
»Sie meinen Ahmetaj?«
Sie nickt, während Rees den Kopf um die Ecke steckt: » Mum-my!«
»Ich komme«, rufe ich.
Toni beobachtet mich auf ihre unergründliche Art.
David hat sein Auto auf der Straße abgestellt, direkt vor der Wache. Ich schnalle Harry in seinem Babysitz an – wie das geht, habe ich noch nicht vergessen. Während sich meine Finger vortasten und die Metallschnalle einrasten lassen, denke ich, wie tröstlich dieses kleine Geräusch ist, eine Bestätigung, dass die Kinder angeschnallt sind, sicher. Rees zappelt auf seiner Sitzerhöhung herum, und ich beuge mich über Harry, um seinen Sicherheitsgurt herüberzuziehen. Dabei drückt er den Rücken durch, stemmt sich gegen den Gurt und quengelt.
»Ist er hungrig?«, frage ich David, während ich auf den Beifahrersitz rutsche.
»Nein, müde«, sagt er. »Er ist früh wach geworden. Allerdings wär’s gut, wenn er wach bleiben würde, bis wir nach Hause kommen, dann kann ich mit ihm im Buggy rausgehen. Wenn er im Auto einschläft, muss einer von uns eine Stunde lang bei ihm Wache halten.«
Ich drehe mich auf dem Autositz um. »Rees, versuch mal, Harry zum Lachen zu bringen.«
Es sind nur zehn Minuten Fahrt bis zu Davids Bungalow, und da Rees Geräusche macht und ich mich umdrehe und Harry an den Füßen kitzele, halten wir ihn wach. David hebt ihn raus und geht mit ihm ins Haus, Rees und ich hinterdrein.
»Daddy, spiel mit mir Schiffe versenken!«, ruft Rees auf- und abhüpfend, noch bevor er überhaupt die Schuhe ausgezogen hat.
»Gleich«, sagt David. »Ich muss nur vorher kurz mit Harry spazieren gehen, damit er in seinem Buggy einschläft.«
Mächtig enttäuscht kickt Rees gegen den Heizkörper.
»Ich geh mit Harry raus«, biete ich an.
»Nein, lass nur.« David klingt erschöpft. Er hat sich noch nicht dazu geäußert, was Toni und ihr Kollege uns erzählt haben – besser gesagt, wie wenig sie uns zu erzählen hatten –, aber an seinem Tonfall erkenne ich, dass er sich nur mit knapper Not durch Abspulen der Alltagsroutine aufrecht hält. Ich frage mich, wie viel er an Chloe denkt, ob er sich eine Meinung gebildet hat, was passiert ist. Ich habe absichtlich nicht danach gefragt.
»Lass mich nur machen«, sage ich. »Komm, das geht schon in Ordnung, du hattest kaum Zeit mit Rees allein, es macht mir ehrlich nichts.«
David sieht mich an und sagt: »Du wirst erfrieren.«
Damit ringt er mir ein Lächeln ab. So hat er es in unserer Anfangszeit immer gemacht, hat darauf geachtet, was ich anhabe, und aufgepasst, dass ich ja nicht friere – seine Ritterlichkeit, die hat seine Liebe überlebt. Aber er hat recht. Ich trage eine Jeansjacke. Als ich an dem Morgen aus dem Haus ging, habe ich mich von einem Fünkchen Sonne zu übertriebenem Optimismus verleiten lassen.
»Hier«, sagt David und nimmt einen Mantel von der Hakenreihe an der Wand. Der gehört Chloe. Er ist wasserdicht, aber sehr schick und elegant, überhaupt nicht sportlich, aus dunkelblauem, matt schimmerndem Material. Er ist mit Fleecestoff gefüttert und hat einen Stehkragen mit Kunstpelz. Als ich ihn anhabe, kann ich nicht nur sehen, sondern auch spüren, wie teuer er gewesen sein muss. Ich bin ein wenig größer als Chloe,
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