Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love
ein paar in den Mund und kaue … Unterdessen stellt er sich ans Küchenfenster und schaut ein Weilchen auf ihr ordentliches Gartenquadrat hinaus. Seine Hände ruhen auf der Kante der Arbeitsfläche, den Kopf hat er gebeugt.
Irgendwann dreht er sich um, an die Arbeitsfläche gelehnt, und sieht mich an: David, nichts als lange Beine, verschränkte Arme, ernsthafter Gesichtsausdruck und dieser tiefe Blick. Ich sehe ihm in die Augen.
»Es tut mir wirklich leid, dass du da mit reingezogen wurdest«, sagt er schließlich. »Ich hatte immer die Befürchtung, so etwas könnte passieren, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass es ausgerechnet so kommen würde. Nichts, was passiert ist, hätte ich mir je vorher ausmalen können.«
»Es ist nicht deine Schuld«, sage ich. Sondern meine , denke ich. Soll ich es ihm sagen? Wie kann ich es ihm je sagen?
Er sieht mich unverwandt an, lässt mich in seinem Blick versinken. »Wirklich nicht, Laura?«, sagt er schlicht und sanft, und mir geht auf: Ich war so in meiner eigenen Schuld und meiner Trauer gefangen, dass ich nie auf den Gedanken gekommen bin, er könne sich selbst für verantwortlich halten, könne gedacht haben, seine Untreue sei schuld an allem, sie habe die Dämonen in unser Leben gelassen. Als ich nicht antworte, wiederholt er: »Wirklich nicht?«
Nachdem wir mit Rees aufgegessen haben – David und ich schieben ein paar Reiskörner auf unseren Tellern hin und her –, wecken wir Harry, der viel länger geschlafen hat, als er sollte. Ich quetsche ihm eine Banane, während David ihn zum Wickeln ins Schlafzimmer bringt: wie seltsam, wie natürlich wir uns diese Aufgaben teilen. Rees holt eine Schachtel mit Rasseln und Klimperkram aus dem Flur, die er auf dem Küchentisch ausbreitet, zur Vorbereitung irgendeiner Vorstellung für Harry, wenn er wiederkommt.
»Soll Harry denn abgelenkt werden, während wir versuchen, ihn mit seiner Banane zu füttern?«, frage ich.
»Das mach ich immer so«, verkündet Rees munter.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Es klingelt an der Tür. Ich stehe von meinem Platz am Küchentisch auf, wo ich Harrys Banane umrühre, damit sie sich nicht verfärbt, und erhasche dabei aus dem Augenwinkel einen Blick durch das Küchenfenster in den rückwärtigen Garten. Eine dunkle Gestalt ist zu erkennen; ich drehe mich um. Im Garten steht ein uniformierter Polizist und sieht mich an. Das kommt mir so eigenartig vor, dass ich seinen Blick verärgert erwidere. Der Garten hinter dem Haus ist weder umzäunt noch abgeschlossen, jeder kann also von vorne hineingehen, und mir kommt ein vollkommen logischer Gedanke: Er muss sich verirrt haben, vielleicht braucht er Hilfe. Im Flur höre ich David laut reden, und ich denke, er ist rasch zur Tür gegangen, weil er Ediths Rückkehr fürchtete. In der Zwickmühle zwischen diesen beiden Vorgängen, die beide meine Aufmerksamkeit fordern, stehe ich ratlos in der Küche.
Dann steht Toni in der Küchentür. Sie trägt Zivil und ist mit einem Kollegen in Zivil da, einem großen, stämmigen Mann. David steht hinter ihnen, sein Gesicht eine Maske des Entsetzens. Von hinten drängt sich ein junger uniformierter Polizist an ihm vorbei in den Raum. Gleichzeitig öffnet sich die Gartentür zur Küche, und der andere Polizist in Uniform kommt herein. Mir bleibt gerade noch Zeit, David anzusehen, und Viel mehr erträgt er nicht … zu denken, ehe der stämmige Officer verkündet: »Laura Needham, Sie sind festgenommen wegen des Verdachts auf Verabredung zum Mord an Chloe Edith Carter«, und der Uniformierte schiebt sich mit Handschellen in der erhobenen Hand weiter an David vorbei.
Mein erster Gedanke ist: Rees, wie können sie das im Beisein von Rees tun? Ich sehe mich um, doch er sitzt nicht mehr auf seinem Platz am Tisch, sondern versteckt sich darunter. Sie wissen nicht einmal, dass er hier ist.
Mit einem Klicken legt mich der junge Polizist in Handschellen, die ich ungläubig anstarre. Ich starre sie an, dort an meinen Handgelenken, während mir der Uniformierte meine Rechte verliest: »… doch es kann Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie unter Befragung etwas verschweigen, worauf Sie sich später vor Gericht berufen werden.« Die Formalität des Ganzen verstärkt nur mein Gefühl von Schauspiel, Pantomime.
Toni fragt: »Wo ist Ihr Handy?« Mit gefesselten Händen zeige ich auf meine Handtasche, die auf der Arbeitsfläche steht. Toni greift nach der Handtasche, öffnet sie, schaut hinein und schließt
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