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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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Augen und der weichen Stimme beugt sich vor und fragt sehr sanft: »Gehört das Messer Ihnen, Laura?«
    Ich nicke, und mir kommen die Tränen. Meine Verteidigerin verspannt sich wieder und legt ihre Hand auf meine. Da er spürt, dass sie gleich unterbrechen wird, blafft der Polizist los: »Sie verbringen viel Zeit oben auf der Steilküste, was? Möchten Sie uns davon erzählen?«
    Die Verteidigerin sagt energisch: »Officers, es geht auf zehn Uhr zu. Meine Mandantin ist sehr müde. Ich meine, wir sollten dieses Verhör jetzt beenden und morgen früh fortsetzen.«
    »Sie behalten mich hier?«, platze ich heraus.
    »Ihre Mandantin scheint nicht die leiseste Ahnung vom Ernst ihrer Lage zu haben, wenn die Bemerkung gestattet ist«, schnieft der Polizist, ehe er sich wieder zurücklehnt und die Arme verschränkt. Ich hasse ihn.
    Die Polizistin hebt die Hand, die Finger zu einer versöhnlichen Geste gespreizt, und sagt: »Gut, wir machen morgen früh um neun weiter.« Sie sieht mich an, beugt sich vor. »Laura, nur noch eine letzte Frage, bevor wir gleich aufhören, einverstanden?«
    Mit Tränen in den Augen nicke ich.
    »Möchten Sie uns irgendetwas über Ihre Beziehung zu Mr. Aleksander Ahmetaj erzählen?«
    »Das müssen Sie nicht beantworten, Laura«, fällt meine Verteidigerin ein. »Die Officers haben bereits zugestimmt, dass Sie für eine Fortsetzung der Befragung zu müde sind.«
    Nachdem wir in meine Zelle zurückgeführt wurden, wendet sich die Verteidigerin an den Schließer und sagt: »Ich muss ein paar Minuten mit meiner Mandantin allein sein.«
    Der Vollzugsbeamte ist auch so einer von der Sorte stämmiger Polizist. Er hat fleischige Hände mit kurzen, tief liegenden Fingernägeln und sehr helle Augen, die mir unerklärlicherweise psychotisch blau vorkommen. Er sieht mich an und fragt: »Vegetarierin?« Ich schüttele den Kopf. »Religiös?« Noch ein Kopfschütteln. »Okay«, sagt er und geht.
    Sobald die Tür hinter ihm geschlossen ist, sieht mich meine Verteidigerin an und fragt: »Wer ist Aleksander Ahmetaj?«
    »Das haben sie Ihnen nicht gesagt?«, frage ich zurück und setze mich.
    Sie schüttelt den Kopf. »Sie bestehen darauf, ihre Erkenntnisse nur stufenweise offenzulegen. Ich glaube, das habe ich Ihnen vor dem Verhör erklärt.«
    »Er ist der Mann, der meine Tochter überfahren hat.«
    »Oh«, macht sie. »Na, dann muss ich mich wohl etwas über ihn schlau machen, wenn ich nach Hause komme.« Sie wirft mir einen Blick zu. »Gibt es irgendetwas, was ich wissen muss?«
    Ich halte dem Blick stand. »Nein«, sage ich.
    Als sie weg ist, bringt mir der Beamte ein mikrowellenerhitztes Essen. Vermutlich soll es irgendetwas Fleischiges mit Kartoffelpüree darstellen, auch wenn das schwer zu sagen ist. Mit meiner Plastikgabel stochere ich in den undefinierbaren braunen Brocken herum, die in ihrer schleimigen, dunklen Soße hin und her glitschen. Als der Schließer das weiße Plastiktablett abholen kommt, schaut er erst das stehen gelassene Essen, dann mich mit einem Blick an, der besagt: »Wohl nicht gut genug für Sie, meine Liebe?« Ungebeten hat er mir eine Tasse sehr schwachen Tee gebracht, die ich austrinke, nur um zu demonstrieren, dass ich nicht etepetete bin.
    Später bringt er mir eine dünne blaue Decke. Das Licht in der Zelle wird gedimmt werden, sagt er, aber die Nachtbeleuchtung bleibt ständig an. Ich lege mich auf die Plastikmatratze unter die dünne blaue Decke und schlafe, kaum zu glauben, kurz ein. Ein Betrunkener, der mitten in der Nacht in die Nebenzelle gebracht wird, weckt mich. Er schimpft wie ein Rohrspatz. Danach döse ich unruhig vor mich hin. Ich friere immer noch sehr, kann mich aber nicht überwinden, um eine zweite Decke zu bitten. Alle fünfzehn Minuten schlägt jemand geräuschvoll die kleine Klappe vor der Luke in meiner Zellentür auf und späht herein, um nachzusehen, ob ich nicht etwa gestorben bin.
    Das Frühstück besteht aus zwei dick mit Margarine bestrichenen weißen Toastscheiben und mehr dünnem Tee. An den Geruch in den Zellen habe ich mich noch nicht gewöhnt – der Uringestank mischt sich jetzt mit Desinfektionsmitteldünsten. Der Betrunkene in der Nebenzelle ist entweder weg oder still. Weil ich noch steif gefroren und zitterig vor Kälte bin, zwinge ich mich, eine der beiden Toastscheiben zu essen. Als meine Verteidigerin eintrifft, sind ihre ersten Worte, während sie ihr Notizbuch aufschlägt: »Gut, also, ich habe mich über den Unfall informiert, und jetzt

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