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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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schweigen – ehrliche Antworten auf meine Fragen. »Sie hat’s echt nicht leicht gehabt, kommt aus schauderhaften Familienverhältnissen. Erstaunlich, was für einen Sinn für Humor sie sich bewahrt hat.«
    Ein andermal, als ich über ihre Niedertracht vom Leder zog, schoss er zurück und sagte mit geradezu beängstigend ruhiger, von Logik durchtränkter Stimme: »Sieh mal, wenn du Chloe in einem Pub oder so kennenlernen würdest, dann würdest du sie mögen. Ehrlich, ihr beide habt viel mehr gemeinsam, als du denkst.«
    »Du meinst, wir schlafen beide mit dir.«
    »Davon abgesehen«, antwortete er mit nachsichtigem Seufzen. »Ihr beide …« Er wollte etwas sagen, überlegte es sich aber anders – ungewöhnlich für David, sich zu bremsen, es musste also schon etwas ganz ungeheuer Taktloses gewesen sein. »Ihr habt beide früh eure Väter verloren.« Chloe war Halbirin. Als David mir das erzählt hatte, sah ich meine Felle davonschwimmen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie spöttisch sie über Vollblut-engländer herzogen. Chloes Vater war gestorben, als sie noch sehr klein war, aber ihre Mutter wohnte im selben Ort, und weiter nördlich lebten etliche Geschwister von ihr. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte ich David weit mehr Informationen entlockt, als gut für mich war. Ich wusste sogar, dass sie eine Tomatenallergie hatte. Ich stierte ihn an.
    »Wir beide was?«
    »Ihr geht beide gern auf der Steilküste spazieren …«, schloss er ein wenig lahm und wandte sich ab, nachdem das heraus war.
    Danach mied ich die Steilküste.
    In der Phase war mir schleierhaft, warum er angesichts meiner berechtigten Verachtung so wild darauf versessen war, mich zu einem derartigen Sinneswandel zu bewegen, dass ich Chloe nett fände. In der Phase dachte ich an sie immer noch eher als ein Unwetter, das zu überstehen wäre, als an eine Klimakatastrophe.
    Wahrscheinlich schliefen er und Chloe ein paar Monate lang nicht mehr miteinander, obwohl es garantiert immer noch viele spannungsgeladene Mittagspausen während der Arbeit gab, in denen sie sich trafen und unter dem Pubtisch Händchen hielten. Aus der Rückschau betrachtet, hat diese Phase mich vermutlich aus dem Rennen geworfen – ich hätte mich blind stellen und abwarten sollen, bis das Strohfeuer niedergebrannt war. Stattdessen spielte ich mich zu einem Hindernis auf, und zwar so bar jeder Persönlichkeit wie eine Betonpflasterplatte.
    Er zog eine Zeit lang aus, in ein Einzimmerapartment über einem Pub in Eastley, damit er »darüber nachdenken« konnte, »was für uns alle das Beste ist«, aber Bettys Verwirrung und Elend waren so offensichtlich, dass er nach vier Monaten zurückkehrte. Seine Rückkehr erfüllte mich mit Optimismus. Ich dachte schon, das Schlimmste wäre überstanden. Zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch, ich wäre im Vorteil und dass es nur eine Frage der Zeit sei.
    Eines Vormittags kam der erste Anruf. David war in der Arbeit, Betty im Kindergarten. Ich kniete gerade vor der offenen Gefrierschranktür, hatte die Schubladen herausgezogen und hackte mit einem stumpfen Messer auf die pelzigen Eiskrusten im Schrank ein, eine Aufgabe, die mich in keinem Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Wert befriedigte. Das Telefon lag neben mir auf dem Fußboden. Gerade hatte ich einen Eisklumpen gelockert und war kurz davor, ihn ins Spülbecken hochzuwerfen. Ich legte das Messer aus der Hand und ging ans Telefon. Ich hätte das Eis aus der Hand legen sollen. »Hallo?«, sagte ich. »Hallo …? Hallo …?« Das Schweigen war geladen. »Wer ist dran?« Mittlerweile wurde meine andere Hand nass und taub, während der Eisklumpen darin schmolz. Ich beendete das Gespräch, legte das Telefon wieder auf den Boden, schleuderte das Eis nach oben, fuhr mit meiner Tätigkeit fort. Bei diesem ersten Mal tat ich es ab, versuchte mir einzureden, ich wüsste nicht, dass es der Anfang von etwas war.
    Danach kamen die Anrufe in unregelmäßigen Abständen: manchmal mehrmals täglich, dann wieder eine Woche lang gar nicht. Als ich unterdrückte Nummern aus dem Festnetz sperren ließ, fing es auf meinem Handy an. Darauf konnte ich keine unterdrückten Nummern sperren lassen, weil Davids Büro und Bettys Kindergarten beide über ihre jeweiligen Zentralen unterdrückt waren.
    Wegen dieser Anrufe focht ich mit David die erbittertsten Kämpfe überhaupt aus, die das endgültige Aus für unsere Beziehung bedeuteten. David schwor Stein und Bein, es sei nicht Chloe. »Sie sagt, dass

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