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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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sie es nicht ist, und sie würde bei so einer Sache nie lügen.« Mit gefurchter Stirn, todernstem Gesichtsausdruck. »So ist sie nicht. Sie ist sehr ehrlich und wirklich ein durch und durch netter Mensch.« Ich sprühte vor Zorn. Der brauchte mir nicht zu erzählen, was für ein Mensch sie war! Ich wusste, was sie für eine war: eine Frau, die eine Affäre mit einem verheirateten Mann mit kleinem Kind angefangen hatte. So eine war sie. Als es mit David und mir endgültig den Bach runterging, beschuldigte er mich sogar, mir die Anrufe einzubilden oder sie zu erfinden.
    Ich wusste, was sie tat. Es war ein billiger Trick, der darauf abzielte, mich in Davids Augen hysterisch und paranoid aussehen zu lassen, und was das anging, äußerst wirkungsvoll. Sie umschlich mein Haus, kratzte an der Tür. Um mir zu sagen: Mag sein, dass du ihn vorübergehend zurückerobert hast, aber ich weiß, wo er ist, und ich hab nicht aufgegeben. Da – und ich schwör’s, erst da – begann ich, sie zu hassen.
    Ich glaube, die Briefe fingen später an – ja, die kamen später.
    Dann zog ich meine Trumpfkarte – nun ja, in Wirklichkeit war es weniger das als vielmehr die letzte Karte, die ich noch im Ärmel hatte, meine letzte Ansage, um meine Familie zusammenzuhalten. In einer kurzen Phase der Versöhnung mit David, eines Freitagabends, als wir beide betrunken und in für uns ungewöhnlich gefühlsduseliger Stimmung waren, schaffte ich es, mit Rees schwanger zu werden.
    Mit Rees erkaufte ich mir ein weiteres Jahr. Ich wusste, dass sich David während meiner Schwangerschaft mit Chloe traf, schaffte es aber, mir nichts anmerken zu lassen. Vielleicht dachte ich, wenn ich nur lange und eifrig genug versuchte, uns in ein glückliches Paar zu verwandeln, das sein zweites Kind erwartete, würde ich vielleicht alles ganz allein hinkriegen. Eine Weile nach Rees’ Geburt bemühte sich David – der Umstand, dass Rees ein so schwieriges Baby war, verschaffte mir mehr Zeit, als ich normalerweise gehabt hätte. David war nicht so gefühlskalt, mich in diesen ersten Monaten sitzen zu lassen, die wir nur durchstehen konnten, wenn wir uns bei den Nachtschichten abwechselten.
    Er war nie ein gemeiner Schuft. Wäre er gemeiner gewesen, hätte unsere Ehe womöglich überlebt – ich hätte mich vielleicht blind stellen können. Aber nein, er schlief ja nicht mit Frauen, wenn er sich nicht zuvor einredete, dass er in sie verliebt war, das wusste ich. Er liebte sie. Er liebte sie umso mehr, je weniger er sie haben konnte. Er konnte sie wegen mir nicht haben. Die Logik des Ganzen war so simpel, so alltäglich, dass es mir die Tränen in die Augen trieb.
    »Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich. Die glücklichen sind alle gleich. Oder so ähnlich.«
    »Hä?«
    »Ich glaub, das ist was Russisches, Krieg und Frieden . Oder vielleicht Jane Austen.«
    »Meine Güte, Jane, du bist so was von arrogant.«
    Jane sah unglücklich aus.
    Ich stand in einer Schlange im Supermarkt, als ich dieses Gespräch belauschte. Jane, eine Frau, die ich nicht kannte, stand vor mir in der Schlange mit einer Freundin, die ein Baby auf dem Arm hatte. Vorne kam es zu einem Stau, ein Kunde beschwerte sich über seinen Kassenbon, weil auf dem Preisschild am Regal gestanden habe, zwei zum Preis von vier Pfund und nicht zwei Pfund neunundsechzig das Stück. Die Leute direkt hinter dem unzufriedenen Kunden sahen einander seufzend an, aber ich hatte es an dem Tag nicht besonders eilig und war ohnehin ganz darin vertieft, die beiden Frauen vor mir zu belauschen. Die mit dem Baby musste Janes beste Freundin oder vielleicht ältere Schwester sein, denn sie kritisierte sie hemmungslos. »Das machst du immer …«, sagte sie verärgert, während sie das Baby schaukelte.
    »Was mach ich immer?«, gab Jane gereizt zurück.
    »Du weißt schon. Bücher.«
    »Tja, ich mag ihn, was soll ich sagen?«
    »Das weiß ich. Das sieht ein Blinder mit Krückstock. Ich meine nur, du musst ihn erst kennenlernen, mehr nicht. Das ganze Anhimmeln und Anstrahlen. Das bringt nichts, so auf Wolke sieben.«
    »Du hast es bloß vergessen.«
    Das brachte die große Schwester auf die Palme. Sie lehnte sich über den gemeinsamen Einkaufswagen zu Jane rüber. »Ich hab kein Stück davon vergessen, okay? Ich bin bloß realistisch. Ich weiß, wie sich das anfühlt, mit allem Drum und Dran, das ganze Rumgeknutsche aufm Sofa vorm Fernseher. Ich hab das auch gemacht, klar? So alt bin ich noch nicht. Das

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