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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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Licht an, sah mich, machte nach einem Blick auf mein Gesicht das Licht wieder aus und ging in den Flur zurück. »Okay«, hörte ich ihn fröhlich Betty zurufen, »ich hab gesagt, Fernsehen, wenn du lieb bist, und du warst sehr, sehr lieb!«
    Nachdem er die Kinder im Wohnzimmer abgesetzt hatte, kam er in die Küche zurück, wo ich noch immer im Halbdunkel saß. Ohne mich anzusehen, machte er wieder Licht, füllte den Wasserkocher, stellte ihn an und machte sich dann daran, die Einkaufstüten vom Boden aufzuheben und auf die Arbeitsplatte zu stellen. Ich sah ihm starr zu, ein Stück zerknittertes Küchenpapier zwischen den Fingern. Ich putzte mir die Nase. Er hob immer zwei Tüten auf einmal hoch. Als er fertig war, öffnete er eine Schranktür und begann die Einkäufe einzuräumen. Dabei ging er systematisch vor, wie immer: erst die Dosen, dann die frischen Sachen, Eier, Käse, Fisch, zunächst ordentlich neben dem Kühlschrank aufgereiht. Über einer Tüte Gnocchi geriet er ins Grübeln. Ich dachte, er versucht dahinterzukommen, ob sie aus der Kühlung ist oder nicht.
    »Hast du mit Abbie gevögelt?«
    Er unterbrach sich, legte die Gnocchi hin und sagte sanft, ohne mich anzusehen: »Was denn nun schon wieder, Laura?«
    Mit zitternden Beinen stand ich halb auf und wiederholte laut: »Ich hab gesagt, hast du mit Abbie gevögelt? Was sonst schon wieder ?«
    »Aha«, machte er, öffnete die Tür des Schranks neben dem frisch bestückten und verstaute die Tüte Gnocchi. »Wer ist Abbie? Eine Freundin von dir, der ich nie begegnet bin? Das Mädchen in dem Café, das ich vor drei Jahren angeschaut haben soll?«
    »Abbie! Du erinnerst dich an Abbie! Großer Busen, genau dein Typ. Caroles Freundin.«
    Er hatte weiter Einkäufe eingeräumt, doch jetzt hörte er auf und drehte sich zu mir um. Als er mir antwortete, schlug er einen Ton stiller Verzweiflung an. »Du verlangst von mir, mich an eine Frau zu erinnern, mit der ich vor zehn Jahren als Student was Nebensächliches am Laufen hatte?«
    »Für Carole war es nicht nebensächlich!«
    Er wandte sich um und schloss die Küchentür, obwohl der Fernseher laut genug plärrte, dass die Kinder uns nicht hörten. Dann wirbelte er herum. »Bist du übergeschnappt?«
    Eisiger Zorn war in meiner Stimme, während ich Silbe für Silbe immer tiefer werdend betonte: »Hast. Du. Mit. Abbie. Gevögelt. Einfache Frage. Ja oder nein?«
    »Natürlich hab ich mit der blöden Kuh gepennt!«, explodierte er. »Die halbe Scheiß-Ingenieurschule hat mit der blöden Abbie gepennt! Nun zufrieden?« Er riss die Kühlschranktür auf und knallte sie wieder zu.
    »Während du mit Carole zusammen warst?«
    Er schlug sich die Fäuste vor die Stirn und machte mit fest zusammengekniffenen Augen aargh !
    »Nur noch eine einfache Frage, Schatz«, fauchte ich ihn quer über den Küchentisch an. »Oder verschwimmen sie alle vor deinem inneren Auge? Warst du noch mit Carole zusammen, als du was mit Abbie am Laufen hattest, oder lässt dich dein Gedächtnis im Stich?« Er machte Anstalten zu gehen, griff nach der Türklinke.
    Ich zitterte vor Triumph. »Recht so! Geh du nur!«, rief ich ihm nach. Dann drehte ich mich um, fischte ein Gläschen Light-Mayonnaise aus einer der Tüten auf dem Tisch und warf damit. Die Küchentür schloss sich eben hinter ihm, als das Mayonnaiseglas pfeilgerade durch die Glasscheibe geschossen kam, ohne auch nur eine Millisekunde in seiner Flugbahn aufgehalten zu werden.
    Später fegte ich auf Händen und Knien die Glasscherben mit dem Handfeger auf und wischte die Mayonnaise weg. David brachte die Kinder oben ins Bett. »Mami hat Quatsch gemacht und zum Spaß mit was geworfen! Schaut nur, was sie da angerichtet hat!« Ich kniete auf den Holzdielen und fegte umständlich. Das Mayonnaiseglas war in große Scherben zerbrochen, sodass zwei verschiedene Glassorten mit dem weißlichen Schleim vermischt waren. Selbst das kam mir symbolisch vor: Welcher Typ Glas war ich – die großen, gezackten Stücke vom Mayonnaiseglas oder die kleinen bröckeligen Scherben der Glasscheibe aus meiner Küchentür? Und welcher Typ war sie ? Wir waren eindeutig unvereinbar und doch durch dieselbe ölige Schmiere miteinander verbunden. Scheiße , dachte ich erschöpft, ich werde von Metaphern gefoltert. Sie verseuchen mein Haus wie die Kopfläuse, die Betty aus dem Kindergarten mitgebracht hat – immer wenn man meint, man wäre die kleinen Biester los, findet man noch eines. Warum wird Mayonnaise

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