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Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love

Titel: Was du liebst, gehört dir nicht - Doughty, L: Was du liebst, gehört dir nicht - Whatever You Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Doughty
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Unschlüssigkeit ausbremsen lassen, was ich daraufschreiben sollte. Ich hatte keine Ahnung, wie weit seine Verwandtschaft in die Probleme zwischen David und mir eingeweiht war. Ich hätte einfach Liebe Grüße, Laura schreiben können, aber meinen Namen allein stehen zu lassen, kam mir noch zu seltsam vor. Alles Liebe von Laura, Betty und Rees? Genauso merkwürdig. Ich hatte mich noch nicht damit abgefunden, dass wir ein Trio waren und ein ganzes Viertel unseres Lebens unwiderruflich dahin war. Verzweifelt unterschrieb ich die Karte mit Laura & Co , steckte sie in ihren Umschlag und klebte ihn zu, ehe ich ihn mittendurch riss und ins Altpapier warf.
    Ich hatte Tante Lorraine also keine Geburtstagskarte geschickt und ein schlechtes Gewissen deswegen, weil immer ich die Karten und Geschenke für Davids Verwandtschaft besorgt hatte, natürlich, und dachte, na, dann wird sie wohl gar nichts von uns kriegen und sich sicher wundern, wieso.
    Aber offensichtlich hatte David an Tante Lorraines Geburtstag gedacht. Und außer ihm noch jemand, jemand, mit dem mich Tante Lorraine in einem zerstreuten Moment verwechselt hatte. David konnte Topfpflanzen nicht ausstehen. Er würde nie im Leben irgendwem eine Pflanze kaufen, geschweige denn eine Schleife drumbinden.
    Es gab nur zwei Menschen auf der Welt, auf deren Liebe ich mich noch verlassen konnte: meine Kinder.
    Als Chloe und ich uns endlich kennenlernten, war es natürlich äußerst ernüchternd. David arrangierte es mit gewohnter Effizienz, sorgte dafür, dass es in der Öffentlichkeit stattfand und wir von den Kindern abgelenkt wurden. Eines Sonntagmorgens überraschte er mich damit, rief mich zu Hause an und sagte, er wolle Betty und Rees zu der neuen Inlineskatingbahn mitnehmen, die in einem Freizeitzentrum in Lower Banton aufgemacht hatte. (Später erfuhr ich, dass es ein Reinfall war. Die winzige Bahn wurde mit Hardrock in unsäglicher Lautstärke beschallt, und es gab nichts anderes als Süßkram, Chips und Limo aus Automaten.) Ich sagte ihm, ich hätte Betty schon versprochen, mit ihr zu Wellingtons zu gehen, dem Discountbekleidungsgeschäft an der High Street, um neue Turnschuhe anzuprobieren. Er stimmte mir zu, dass sie die neuen Schuhe brauchte, und fügte ganz beiläufig hinzu: »Wie wär’s, wenn ihr das erst erledigt, und dann treffen wir euch im Strandcafé und nehmen die Kids von dort weiter mit?« Wir. Euch. Er und Chloe und die Kaulquappe unbekannten Reifegrades, die sie im Bauch trug.
    Anders als andere Strandcafés lag unseres wirklich am Strand, im Windschatten der Promenadenmauer. Man konnte sich nur daneben, nicht darin treffen, da es nichts weiter als ein zurückgesetzter Kiosk mit zwei fest verankerten Windschutzwänden zu beiden Seiten von vier oder fünf einfachen Tischen war. Das Angebot war nicht überwältigend – zuckrige Getränke in Kartons und Sandwiches aus Weißbrot mit Schmelzkäse –, an der High Street hätte es sich keine zwei Minuten halten können, aber die Lage des Kiosks verlieh ihm einen Anflug von Charme. Erstaunlich, was einem nach einer kalten, windigen Strandwanderung alles mundet, solange man nicht den Wunsch verspürt, sich länger damit zu befassen. David hatte die Örtlichkeit für die Übergabe sehr sorgfältig gewählt. Dort würden wir uns alle verfroren, forsch und sachlich geben.
    Die Kinder und ich waren als Erste da – dafür hatte ich gesorgt. Ich kaufte jedem einen maschinell erzeugten Kakao, der seine Schaumkappe irgendeiner chemischen Reaktion zwischen heißem Wasser, Zucker und den Zusatzstoffen im Pulver verdankte. Ich nahm einen schwarzen Kaffee. Zu dritt kauerten wir an einem grünen Metalltisch, die Hände um unsere Becher gelegt. Rees und Betty wurden quengelig, weil es auf die Mittagszeit zuging. Der Himmel über uns sah so künstlich aus wie unsere Getränke, ein Strudel von Gelb- und Grautönen, hoch und starr.
    Nach fünf Minuten sah ich, wie David und Chloe näher kamen, mit sorgsam in die Taschen gesteckten Händen nebeneinander hergehend wie ein Paar, das sonst Händchen hält, aber beschlossen hat, es bei dieser Gelegenheit zu unterlassen. David schaute zu uns und hob die Hand zum Gruß. Daraufhin sah Chloe von dort auf, wo sie vorsichtig über die Kieselsteine stieg, und als sie mich erblickte, stolperte sie. Sie war klein, kleiner als ich und zwergenhaft neben David. Sie trug einen lila Dufflecoat über Jeans und eine lila-braune Mütze in Form eines Teekannenwärmers. Sobald sie uns registriert

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