Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
offensichtlich keine Probleme haben, selbst das kniffligste Hütchenspiel zu lösen – nur um an ein heiß begehrtes Leckerli zu kommen. Ein anderes Mal stolpere ich über einen Bericht im Wissenschaftsteil eines Magazins, dass Hunde ihre Artgenossen nicht einfach nur nachahmen, sondern ihr Verhalten regelrecht hinterfragen und nur das übernehmen, was sinnvoll erscheint. Sind diese Tiere nicht unglaublich?
Was mich wirklich interessieren würde: Wie misst man eigentlich die Intelligenz unserer Vierbeiner? Was sind die unbestechlichen Instrumente? Wo hört die Forschung auf, und wo denken wir uns den geliebten Freund schlau?
Wo steckt das Leckerli? Solche Tests sollen helfen, die Intelligenz unserer Vierbeiner zu erforschen.
GÜNTHER BLOCH: Die kognitive Ethologie, also jenes Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen vergleichender Verhaltensforschung (Ethologie) und Kognitionswissenschaft (Lehre vom Verständnis geistiger Prozesse), scheint tatsächlich immer beliebter zu werden. Zumindest bei den wilden Hundeartigen, wie Wölfen, Kojoten oder auch Dingos, kann man jedoch nicht einfach das Verhaltensinventar von Tieren, die kunterbunt in einem Gehege zusammengepfercht wurden, mit dem ihrer Artgenossen gleichsetzen, die in freier Wildbahn leben. Das wäre ja, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Ich halte so eine Vorgehensweise bestenfalls für ein spekulatives Abenteuer. Dazu kommt, dass wir schon seit Jahren über zahlreiche kognitive Leistungen frei lebender Wölfe gut Bescheid wissen. Ich halte es daher für eine »Beleidigung« dieser großartigen Wildtiere, sie in Sachen »Intelligenz« auf eine Stufe mit vergesellschafteten »Gefängnistieren« zu stellen. Da liegen Lichtjahre dazwischen!
Ganz nebenbei bemerkt: Kognition, also die Art, wie das Verhalten von Säugetieren durch Lernen, Gedächtnis und Denken beeinflusst und gesteuert wird, ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Wissenschaft jedoch gilt gemeinhin als die Kunst der »Übersimplifizierung«, weil sie Daten mithilfe einer entsprechenden Methodik in einem ebenso strengen wie engen ethologischen Rahmen sammelt. Ich halte es daher gern mit dem amerikanischen Verhaltensforscher Dr. Marc Bekoff, der das System folgendermaßen auf den Punkt brachte: »Wir haben so viele Anekdoten über tiefe Gefühle bei Tieren gesammelt, dass man feststellen muss: Der Plural von Anekdoten sind Daten.« Mögen andere Wissenschaftler auch über diese Aussage entsetzt sein, mir gefällt sie sehr gut.
Aber zurück zur Frage, wie sich die Intelligenz eines Hundes messen lässt. Auch hier bin ich der Meinung, dass Forschung an Gehegetieren oder unter »Laborbedingungen« stets mit Vorsicht genossen werden sollte. Wölfe zum Beispiel können unter den Bedingungen, die eine Gefangenschaft mit sich bringt, wie schon erwähnt ihr »geistiges« Potenzial überhaupt nicht ausschöpfen. Na, wie auch, unter solchen bescheidenen Lebensbedingungen? Und warum sollte es bei Haushunden anders sein?
Darf ein Hund seine Bedürfnisse ausleben, kann er auch seine geistigen Fähigkeiten ausschöpfen.
Was machst du da? Hunde lernen voneinander. Daher ist der Kontakt zu Artgenossen so wichtig.
Die fünf Formen der Intelligenz
Intelligenz lässt sich nicht verallgemeinern, auch weil sich in Bezug auf den IQ immer die Frage stellt, über welche Art von Intelligenz man spricht. In der Forschung unterscheiden wir fünf verschiedene Formen der Intelligenz: Da ist zum einen die soziale Intelligenz, also die Fähigkeit, sich in einen Beziehungspartner hineinversetzen zu können. Im Fall des Haushundes bedeutet das, wie gut das Tier die kommunikativen Signale des Menschen versteht. Mit kollektiver Intelligenz bezeichnet man »Gemeinschaftswissen« und somit unter anderem die Weitergabe von traditionalisierten Verhaltensweisen an die nächste Generation – also all das, was Eltern ihren Jungen beibringen.
Umweltintelligenz ist das Wissen darüber, wo man lebt und ist. Unsere Wölfe beispielsweise nehmen ganz bewusst Abkürzungen, um Energie zu sparen. Das kann man nur, wenn man eine Art »Landschaftsbild« im Gehirn abgespeichert hat. Emotionale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, emotionale Bindungen aufzubauen und Mitgefühl zu zeigen, wenn sich ein Familienangehöriger situationsbedingt gerade schlecht fühlt.
Zu guter Letzt gibt es noch die technische Intelligenz, dank derer der Hund Namen und Begriffe einander zuordnet.
So weit, so gut. In der Wirklichkeit ist es
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