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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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bestimmt, dass Sie schimpfen würden, wenn er zu dreist vorgeht. Meine Ferndiagnose lautet daher: Ja, Lupo ist in seinem »Fachgebiet« gewiefter als Vertreter anderer Hunderassen, zumindest was die technische Intelligenz betrifft.
    Aber alles hat seine Grenzen. Jede Wette, dass zum Beispiel ein Windhund aufgrund seiner anatomischen Voraussetzungen einer Beute beziehungsweise auch Ersatzbeute schneller nachstellen und sie sichern kann.
    »Hunde wie Ihr Lupo verstehen recht schnell, was sie sich erlauben dürfen und was nicht.«

Hat jeder Hund sein eigenes Lerntempo?
    Nicht jeder Hund lernt gleich schnell. Manche brauchen zwischendurch einfach mal eine Pause.
    NINA RUGE: Ich denke, dass jeder Hund ein Individuum ist und seine ganz persönlichen Stärken und Schwächen hat. Aber als ich letztens eine junge Frau mit ihrer Border-Collie-Hündin traf, wuchs in mir doch postwendend ein massives Selbstwertproblem. Diese Hündin war erst sechs Monate alt, und damit einen Monat jünger als Vroni.
    Aber sie war mindestens doppelt so gut erzogen. Schon als Lupo und Vroni sich ihr näherten, legte sie sich auf Geheiß ihres Frauchens brav ab und begrüßte meine beiden erst, als es ihr gestattet wurde. Auf die leisen Befehle reagierte sie schnell, wendig und gut gelaunt. Sie tat einfach, was Frauchen ihr sagte, und sie schien dabei auch noch Spaß zu haben.
    Dagegen sind Vroni und ich Vollversager.
    Mein »Baby« schaffte in diesem Alter gerade einmal die Grundbefehle »Sitz«, »Platz« und »Bleib« – und auch die nur mit größter Anstrengung. Sie im freien Gelände abzurufen? Fehlanzeige, zumindest meistens.
    Leinenführigkeit? Ein Treppenwitz. Wenn ich morgens mit Vroni durch Münchens Straßen marschierte, konnte man durchaus den umgekehrten Eindruck gewinnen: Sie ging mit mir spazieren. Natürlich tat ich alles, was meine Hundetrainerin mir sagte.
    Zog Vroni nach vorne, machte ich kehrt.
    Erst wenn die Leine locker blieb und Vroni brav mittrottete, schlug ich meine ursprüngliche Richtung wieder ein. Aber wie so oft im Leben hatte ich nicht jeden Morgen die Zeit dazu. Und so zerrte ich auch mal ungebührlich an der Leine, während Vroni mit ihren 38 Kilo die Bremsen reinhaute.
    Und dann dieser heitere, wohlerzogene Border Collie. Er spielte hingebungsvoll mit seinem Frauchen, solange diese es wollte.
    Vroni dagegen rennt bis heute dem Ball dreimal hinterher und hat dann genug. Die Reizangel strengt sie ganz schnell an. Am liebsten spielt unser verfressenes Riesenbaby mit dem Futterball. Kekse rein, Ball zu ihr rüberrollen – und sie ist für Stunden beschäftigt. Bis der Ball leer ist.
    Beim Üben ist es genau dasselbe. Mehr als dreimal dieselbe Sache trainieren, das geht gar nicht. Und ohne Leckerli brauche ich gar nicht anzufangen. Doch sobald das Leckerli in ihrem Maul verschwunden ist, scheint auch die Lektion wieder vergessen.
    Bei Hütehunden wie dem Border Collie kann der Körper Signale des Gehirns sehr schnell umsetzen.
    Wird Vroni das jemals können?
    Ich sehe die Sache mittlerweile als eine buddhistische Trainingseinheit für meine Seele. Vroni ist ein Großer Schweizer Sennenhund, kein Border Collie. Und ich sage mir: In der Schweiz wird alles gründlich und gut gemacht – aber vielleicht auch ein bisschen langsamer. Vroni braucht halt ihre Zeit. Bei Simba war es genauso, und Vroni ist noch dazu ein kraftvoller Dickschädel.
    Deshalb übe ich zwar täglich mit ihr, aber nur, solange ihre Aufnahmekapazität ausreicht. Und mit der ist es eben nicht weit her. Ich fordere Vroni nur so weit, wie sie es verarbeiten kann oder will. Sie erlebt das alles mit mir, und das stärkt unsere Bindung.
    Wahrscheinlich ist es einfach so, dass jedes Tier sein eigenes Tempo und seine ganz persönlichen Grenzen hat. Kann ich daher von einem Großen Schweizer überhaupt dasselbe erwarten wie von einem Entlebucher oder Border Collie? Oder wird man damit der Persönlichkeit des Hundes in keiner Weise gerecht?

    Jeder Hund ist anders. Was Lupo schon aus dem Effeff beherrscht, muss Vroni erst mühsam lernen.
    GÜNTHER BLOCH: Selbstverständlich ist jeder Hund ein Individuum. Doch davon abgesehen zeigen sich schon bei den unterschiedlichen Rassen verschiedene Hundetypen bestimmende Verhaltensbesonderheiten. So konnte das Forscherteam Raymond Coppinger, Kathryn James und Mark Feinstein im Rahmen der »Hampshire College Dog Studies« schon vor über einem Jahrzehnt nachweisen, dass alle Informationssteuerungen im Gehirn, die für

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