Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Würstchens« heilt dann am nachhaltigsten, wenn das Tier Erfolge und Misserfolge selbst verarbeiten kann. Hunde sind flexibel und unglaublich anpassungsfähig.
Sie müssen aber selbst entscheiden dürfen, ob sie einem Menschen Vertrauen entgegenbringen können und wollen.
»Verzweifelte« Hunde brauchen ein stabiles Umfeld, um neue Lebenskraft zu gewinnen.
Hunde brauchen Hunde
Bei Laborhunden unterschreibe ich diese Aussage nur bedingt. Selbst Menschen mit viel Fingerspitzengefühl schaffen das oft nicht alleine. Trotzdem: Es ist sicherlich nicht einfach und erfordert in der Tat viel Geduld, aber wir haben schon Dutzende Labor-Beagle wieder zu fröhlichen Hunden sozialisiert. Dazu haben wir sie zunächst mit freundlichen, eher zurückhaltenden Artgenossen zusammengeführt und uns als Mensch erst einmal bewusst rausgehalten. Denn Hunde vertrauen zuallererst Hunden. Von ihnen lernen sie am ehesten, was »normal« ist, wie man sich »suspekten« Dingen nähert und was oder wen man am besten grundsätzlich meidet. Natürlich sollte das verstörte Tier auch uns Menschen als sozio-emotional stabile Präsenz in guter Erinnerung behalten – aber dazu gehört es ja gerade, dass wir sie nicht ständig anschauen, ansprechen oder streicheln. Mit dieser Frühphase, die überwiegend soziales Lernen in der Hundegruppe vermittelt, schaffen wir die besten Voraussetzungen für ein ausgewogenes »Seelenheil«.
Von Hunden und ihren Haltern
Diplom-Psychologin und Hundebesitzerin Dr. Silke Wechsung leitet am Psychologischen Institut der Universität Bonn das Projekt »Mensch und Hund«. Dort entwickelte die Expertin in der wissenschaftlichen Untersuchung der Mensch-Hund-Beziehung den »Mensch-Hund-Check«, mit dem jeder Hundehalter die Beziehung zu seinem Vierbeiner überprüfen kann.
Ein eingespieltes Team: Dr. Silke Wechsung und ihre Riesenschnauzer-Hündin Nessi.
WELCHER HUND PASST ZU MIR?
NINA RUGE: Auf die Frage »Welcher Hund passt zu mir?« antworten Sie spontan mit der Empfehlung: »Erkenne dich selbst!
« Warum ist das so wichtig?
SILKE WECHSUNG: Unsere Forschungen bestätigen ganz eindeutig, dass diejenigen Hundebesitzer, die sich selbst genau prüfen, bevor ein Hund ins Haus kommt, und die sich auch mit den verschiedenen Rassemerkmalen auseinandersetzen, eine gute Mensch-Hund-Beziehung aufbauen.
NINA RUGE: Die bewusste Entscheidung für einen Hund gilt sicherlich für viele vorbildliche Hundehalter. Aber läuft dieser Auswahlprozess nicht auch sehr häufig recht unbewusst ab?
SILKE WECHSUNG: Oft fallen Entscheidung und Auswahl tatsächlich nicht bewusst. Es kommt zu Spontankäufen, weil das Hundebaby so süß, das Mitleid so groß oder die Sehnsucht nach einem Haustier so gewaltig ist. Doch wenn nur das Bauchgefühl entscheidet, geht es leider oft schief. Viele bereuen recht bald, sich nicht genügend Gedanken gemacht zu haben, bevor der Welpe oder Junghund eingezogen ist. Es gibt im Gegenteil aber auch die extrem »verkopften« Menschen.
Für sie ist die Entscheidung für einen Hund und die anschließende Wahl der »richtigen« Rasse durch Punktesysteme, Argumentationskaskaden und Bewertungsmatrix gewissermaßen zu einer kühlen Mathematik verkommen. Das würde ich auch nicht unbedingt empfehlen.
NINA RUGE: Welches sind denn die entscheidenden Kriterien für oder gegen einen bestimmten Hund?
SILKE WECHSUNG: Auf Platz eins steht eindeutig das Aussehen! Die Optik eines Hundes rangiert deutlich vor rassespezifischen Charakteristika. Zum Beispiel entscheiden sich viele Städter für einen Weimaraner, weil er so elegant aussieht und seine Farbe so edel wirkt. Dabei ist diese Rasse ein ausgeprägter Jagdhund und zudem nicht gerade ideal für Anfänger, die diesem Hund oft nicht gerecht werden. Ähnliches gilt für den Ridgeback oder Hütehunde wie Border Collies. Letztere sind in den vergangenen Jahren extrem »in« geworden, obwohl viele Halter mit einem solchen Hund überfordert sind.
WARUM WOLLEN SO VIELE MENSCHEN EINEN HUND?
NINA RUGE: Und was sind typische, mehr oder weniger unbewusste Beweggründe, sich einen Hund zuzulegen?
SILKE WECHSUNG: Bei einigen Menschen ist es Mitleid. Sie sehen einen abgemagerten Straßenhund in Griechenland, Serbien oder irgendeinem anderen südeuropäischen Land und denken bei diesem Anblick: »Ich kann dieses arme Tier doch nicht im Elend zurücklassen. Den nehme ich mit nach Hause. Da soll er es besser haben.«
Aber das hat der Hund nicht unbedingt.
Für viele ist aber
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