Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
darüber im Klaren sein, dass es ausgeprägte individuelle Hundepersönlichkeiten gibt, zum Beispiel den Ängstlichen, den Angstaggressiven, den Selbstbewussten oder den Verspielten. Die Bandbreite ist immens. Auch Rassehunde sind keine genormten Artikel, und so handelt es sich immer um einen Beziehungsfindungsprozess, wenn man sich einen Hund ins Haus holt.
Auch wenn sie in der Gruppe unterwegs sind, müssen Hunde (und Halter) Rücksicht nehmen.
WIE GLÜCKT DIE MENSCH-HUNDBEZIEHUNG?
NINA RUGE: Was sind denn die Grundvoraussetzungen für eine glückliche Partnerschaft zwischen Mensch und Hund?
SILKE WECHSUNG: Generell gilt, dass der Hund möglichst ähnliche Eigenschaften und Interessen haben sollte wie der Halter – oder diese entwickeln könnte. Diejenigen Mensch-Hund-Beziehungen, in denen sich die Interessen ähneln, sind die glücklichsten. Ein paar Beispiele: Treibt der Mensch gerne Sport, sollte auch der Hund agil sein. Ein sehr selbstbewusstes Tier harmoniert eher mit einer starken Persönlichkeit. Ein sehr sensibles leidet dagegen unter einem eher gefühlsblockierten, uneinfühlsamen Halter. Für Sauberkeitsfanatiker sind langhaarige oder wasserliebende Hunde weniger geeignet.
NINA RUGE: Sicher sind oft falsche Erwartungen der Grund dafür, dass die Beziehung scheitert.
SILKE WECHSUNG: Ja, das kann passieren.
In vielen Fällen geht der Mensch zum Beispiel davon aus, dass sich ein Hund komplett an den persönlichen Lebensstil anpasst. Hunde sind zwar irrsinnig anpassungsfähig. Deshalb leben wir Menschen ja seit Jahrtausenden mit ihnen zusammen.
Doch manchmal wird diese Fähigkeit auch überstrapaziert, was im schlimmsten Fall zu Verhaltensauffälligkeiten führt.
NINA RUGE: Ist man eher auf der sicheren Seite, wenn man einen Rassehund wählt?
SILKE WECHSUNG: Nicht unbedingt. Denn oft gibt es eine allzu starre Erwartungshaltung, dass ein Rassehund alle der Rasse zugeschriebenen Merkmale hundertprozentig erfüllen muss. Dann darf zum Beispiel ein Wachhund nicht ängstlich sein, oder ein Retriever muss kinderlieb sein. Übrigens ein weiteres »Vorurteil«: Hunde müssen sich von Kindern alles gefallen lassen. Das ist nicht richtig.
Eltern sind dafür verantwortlich, für ein friedliches und verantwortungsbewusstes Miteinander in der Familie zu sorgen.
Und das heißt auch, Kindern einen respektvollen, artgerechten Umgang mit Hunden zu vermitteln. Man muss dem Nachwuchs erklären, was ein Hund mag und was nicht. Trotzdem muss man gerade bei kleinen Kindern Kind und Hund immer genau im Blick haben.
WIE WICHTIG IST VERANTWORTUNG FÜR DEN HUNDEHALTER?
NINA RUGE: Sie möchten als Mitglied der »Initiative sozialkompetenter Hundehalter« nicht nur die Mensch-Hund-Beziehung, sondern vor allem die Beziehung zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern verbessern. Ein Thema, über das bislang nicht allzu viele Menschen nachgedacht haben dürften.
SILKE WECHSUNG: Medien und Gesellschaft beschäftigen sich zwar intensiv mit Hundethemen. Dem Umgang von Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern wurde dabei allerdings bislang wenig Beachtung geschenkt. Hundehalter können sich oft nicht in Menschen hineinversetzen, die keinen Hund haben – und umgekehrt.
Konflikte, die daraus entstehen, überdecken leicht, wie wertvoll Hunde für eine Gesellschaft sind, wie wichtig es ist, ihre Lebenswelt tolerieren zu lernen und auch wertzuschätzen, was Hunde leisten.
Damit ein gedeihliches Zusammenleben von Haltern, Nicht-Haltern und Hunden möglich wird, müssen sich die Halter ihrer sozialen Verantwortung bewusst werden.
Das heißt: Nur ein Halter, der seinen Hund im Griff hat, seinen Hund abrufbar erzogen hat und Rücksicht auf andere nimmt, ermöglicht einen allseitig toleranten Umgang miteinander. Für dieses Verantwortungsbewusstsein werben wir.
Warum Hunde so gut tun
Wer einen Hund hält, übernimmt Verantwortung, zeigt Gefühle, wird gebraucht: Allein das reicht oft schon aus, das persönliche Befinden deutlich zu verbessern. Doch viele Hundebesitzer schwören darüber hinaus auf die »heilende« Kraft ihrer Tiere, die ihnen sogar hilft, Krisen zu meistern.
Wie sensibel sind Hunde?
NINA RUGE: Normalerweise würde ich Lupo ja eher als kleinen, egoistischen Macho bezeichnen. Aber wenn es ans Eingemachte geht, verwandelt er sich zum wahren Seelentröster, zum Herzenshund. Wenn ich zum Beispiel an die Zeit zurückdenke, in der es Simba so schlecht ging: Lupo war nicht nur zurückhaltend wie nie, er suchte auch viel
Weitere Kostenlose Bücher