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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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einigermaßen stimmen. Tut es das nicht, funktioniert das Ganze weder zwischen Rüden und Hündinnen noch unter gleichgeschlechtlichen Hunden.
    Übrigens: Wenn Rüden sich in die Wolle kriegen, geht das meistens glimpflich aus.
    Es sei denn, es geht um ernste Kämpfe und massive Streitigkeiten, um Paarungsrechte.
    Wenn Weibchen Krieg führen, dann richtig.
    Und so kenne ich, auch wenn die Konstellation Rüde-Hündin meist unproblematisch ist, viele »Flintenweiber«, die alle Ressourcen des Hausstands kontrollieren und aufdringliche Rüden regelrecht »verprügeln«.

Prägt ein Mangel an Hundekontakten den Charakter?
    NINA RUGE: Im Sommer haben wir Bekannte in Italien besucht. Ihr Haus liegt sehr abgelegen und wird von einem riesengroßen langhaarigen Schäferhund bewacht, der wie viele klassische Hofhunde kaum Kontakt zu Artgenossen hat. Als wir gerade aus dem Wagen steigen wollten, blickte plötzlich ein zotteliger Riese durch das Autofenster. Lupo, gerade einmal 18 Monate alt, erstarrte vor Schreck. Wir waren sicher, er würde das Auto nie verlassen. Doch die Neugier siegte. Und es startete ein Schauspiel der besonderen Art. Das »Monster« verliebte sich in unseren kleinen Entlebucher Sennenhund. Der Abend wurde großartig. Wir genossen ein wunderbares Essen, während um den Tisch und unter dem Tisch die beiden Hunde tanzten, hüpften und herumwirbelten. Unsere Bekannten waren sprachlos. So hatten sie ihren Wuschel noch nie erlebt. Normalerweise gehörte der unkastrierte Rüde eher zu der unnahbaren, aggressiven Sorte. Aber er hatte ja auch fast nie Kontakt zu Artgenossen gehabt. Und nun schien er glückstrunken, endlich, endlich einmal einen anderen Vierbeiner bei sich zu haben. Kann mangelnder Sozialkontakt den Charakter eines Hundes tatsächlich so sehr bestimmen?
    GÜNTHER BLOCH: Knapp und bündig: Ja.
    Diese schöne Geschichte mit ihrem beinahe filmreifen Ende führt den ärgsten Skeptikern eindrucksvoll vor Augen, dass Hunde für ihr Seelenheil andere Hunde brauchen.

    Hunde brauchen Hunde
    Nur mit ihresgleichen können Hunde so kommunizieren und spielen, wie es ihrer Kanidennatur entspricht. Hunde »unterhalten« sich ja auch auf chemischer (olfaktorischer) Ebene miteinander. Wollte sich der Mensch an solchen Markierritualen beteiligen, sähe das sicherlich alles andere als hundegerecht aus. Außerdem kann der Mensch nicht so spielen, wie Hunde das tun – egal, wie viel er sich mit seinem Vierbeiner beschäftigt und wie sehr er ihn liebt.
    Denn durch gegenseitigen Körperkontakt, spielerische Rangeleien und Knabbereien mit Artgenossen lernen Hunde, den anderen richtig einzuschätzen. Vereinfacht gesagt werden sie erst durch nuancierte Kommunikation und Spiel zu sozioemotional empfindenden Wesen. Sogar ein aufgrund mangelnder Sozialerfahrung angstaggressives Tier blüht auf, wenn es endlich spielen darf. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Prägen auch schlechte Erfahrungen das Seelenleben?
    NINA RUGE: So wichtig der Kontakt zu Artgenossen auch sein mag: Man hört immer wieder auch von Hunden, die von anderen Hunden aufs Heftigste angefallen werden. Lupo hat im Alter von vier oder fünf Monaten selbst so eine schaurige Erfahrung machen müssen. Wir waren bei Freunden eingeladen, die zwei Schäferhunde haben. Ich schlug vor, dass wir uns auf der Straße vor dem Haus treffen, damit sich die Hunde kennenlernen könnten. Doch anstatt sich freundschaftlich zu beschnuppern, fielen die zwei über Lupo her und packten ihn im Nacken. Es gab ein Mordsgeknurre und Riesengeschrei. Was war nur mit den sonst so netten, freundlichen Hunden los?
    Und das bei einem Welpen. Es dauerte höchstens zwei Sekunden, da hatte ich ihnen Lupo entrissen und auf den Arm genommen. Das arme Kerlchen war klatschnass.
    In den ersten Monaten nach diesem Schreckenserlebnis verfiel Lupo jedes Mal in hilfloses Angstbellen, sobald er einen Schäferhund sah. Mit der Zeit gab sich das. Sein Verhalten hat sich sogar ins Gegenteil verkehrt. Naht ein Schäferhund, muss ich ihn ultrakurz anleinen. Sonst besteht die unmittelbare Gefahr eines »Lupo-Harakiri«.
    Spinnt das Kerlchen? Er würde selbst solche Hunde attackieren, die viermal größer und kräftiger sind als er selbst.
    Schock, Trauma, Neurose: Ich gehe davon aus, dass Hunde genau wie Menschen von solchen Ausnahmezuständen betroffen sein können. Können »Überfälle« von Artgenossen (oder auch Menschen) die Brutstätte für ein derartiges Verhalten sein?
    GÜNTHER BLOCH: Natürlich haben

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