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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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prallt er quietschend an ihr ab. In letzter Zeit beobachtete ich sogar, dass Vroni Lupo einfach mal vom Fressnapf verdrängte. Und er nahm das schweigend hin. Jetzt füttere ich die beiden zwar getrennt, aber vielleicht war das ja ein Signal.… Also, ich gehe mal ganz stark davon aus, dass sich die Rangordnung im Hause Ruge noch ändern wird.
    Es würde mich nicht wundern, wenn Vroni nach mir auf Platz zwei rückt und Lupo abgeschlagen dahinter zurückbleibt. Ich frage mich nur, ob das nicht ein mächtiger Schlag für seine »Machoseele« wird.
    GÜNTHER BLOCH: Leider muss ich an dieser Stelle erst einmal widersprechen: Hunde können solche Gängeleien sehr gut unter sich regeln, wenn es ihnen tatsächlich zu viel wird. Lupo dagegen hat durch sein Protestbellen gelernt, dass sein Frauchen situativ Unangenehmes für ihn regelt – was ich für falsch halte. Ich sage ja nicht, dass dies nicht durchaus Früchte tragen kann, indem die Zahl der Streitereien abnimmt.
    Mit Rangordnung jedoch hat das Ganze nichts zu tun. Unsere Untersuchungsergebnisse belegen nämlich, dass es in der Kanidenwelt keine rangorientierten Auseinandersetzungen zwischen erwachsenen Tieren und »Schnöseln« gibt. Schließlich können sich Welpen und nicht geschlechtsreife Jungkaniden rein fortpflanzungstechnisch gesehen nicht mit Alttieren um irgendwelche Paarungsrechte streiten. Allein dazu jedoch dienen Rangordnungskämpfe mit Ernstbezug im sozialen Bereich.
    Stattdessen geht es bei den Auseinandersetzungen zwischen Jung und Alt schlicht um das Einüben und Ritualisieren gruppenüblicher sozialer »Benimmregeln« oder um momentane Streitigkeiten in Bezug auf Ressourcen – so wie bei Lupo und Vroni.
    Ich kann daher nur jedem Hundehalter raten, in eine soziale Organisation zwischen Alt- und Jungtieren möglichst wenig einzugreifen.

    Ausnahmen bestätigen die Regel
    Natürlich sieht die Sache anders aus, wenn zwei erwachsene Tiere offensives Kampfverhalten austragen, mit der Absicht, das Gegenüber bewusst verletzen zu wollen. In diesem Fall sollte der Halter körperbetont in den Konflikt eingreifen. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, sollte man sich dies einmal von einem Profi zeigen lassen.
    Doch von so einem »Beschädigungsbeißen« sind wir bei Lupo-Vroni meilenweit entfernt.
    Und deshalb muss Vroni die Gelegenheit haben dürfen, Lupo beim Spaziergang in die Hinterbeine zu zwicken. Eine Ausnahme würde ich gelten lassen: Wenn Lupo aus gesundheitlichen Gründen zurückstecken muss, weil er krank oder verletzt ist. Ganz nebenbei bemerkt: Lupos Seelenhaushalt wird Vronis wachsendes Selbstvertrauen keinesfalls durcheinanderbringen.
    Angriffe gegen sich nicht dulden
    Was die geschilderten Bell- und Beißattacken angeht: Sie gehen weit über jene »verrückten fünf Minuten« hinaus, die auch erwachsene Hunde ab und zu noch zeigen.
    Achten Sie daher bereits auf die Ansätze – meist lösen ja ähnliche Situationen die Attacken aus –, und reagieren Sie sofort: Gehen Sie ruhig und mit souveräner Körpersprache auf den Hund zu, fixieren Sie ihn kurz, und sagen Sie »Schluss jetzt!« (verbales Signal). Engen Sie anschließend den Hund in seiner Bewegung körperbetont ein, um deutlich zu unterstreichen, dass Sie es auch so meinen, wie Sie es signalisieren.

    Jeder kann lernen, von seinem Hund als »Chef« anerkannt zu werden
    Günther Bloch ist sich sicher: Wie gut das Team Mensch und Hund funktioniert, hängt nicht von »Dominanzverhalten« oder andauernden Statuskämpfen ab. Entscheidend ist allein die Qualität der Sozialbeziehung.
    »Chef« ohne Allüren. Günther Bloch setzt im Zusammenleben mit Hunden auf Verständnis.
    Auch wenn bis heute gerne das Gegenteil behauptet wird: Es gibt unter Wölfen keinen »Alpharüden«, der alle Entscheidungen trifft und dem alle Familienmitglieder blindlings hinterherrennen. Unsere Erfahrungen zeigen vielmehr, dass über die Hälfte aller Wolfsfamilien primär von Weibchen geleitet wird, die mit ihren Lebenspartnern auf Augenhöhe stehen.
    Leittiere – egal ob männlich oder weiblich – sind auch keine machtbesessenen »Schlägertypen«; innerhalb einer in freier Wildbahn lebenden Wolfsfamilie schon gleich gar nicht.
    DAS MÄRCHEN VOM ALPHATIER
    Kein Wolfselternpaar, das wir in den letzten 20 Jahren beobachten durften, hat seinen Nachwuchs oberflächlich grob behandelt. Vielmehr gehen wirkliche Rudelführer aufgrund ihrer enormen sozialen Kompetenz in die Tiefe und strahlen natürliche Autorität

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