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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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mit dem Tier zu beschäftigen.
    Die restlichen Stunden sollte der Hund verdösen und verschlafen dürfen.
    Zu viel Aufmerksamkeit ist kontraproduktiv. Auch »überversorgte« Menschenkinder, die ständig im Mittelpunkt stehen und denen man alles recht machen will, damit sie bloß »glücklich« bleiben, jammern mit Abstand am häufigsten. In Wirklichkeit sind sie oft frustriert und unzufrieden.
    Am vernünftigsten ist es, den Hund in den alltäglichen Routineablauf zu integrieren.
    Dazu gehört auch, sich ihm gegenüber hier und dort etwas zu distanzieren. Möchte er zum Beispiel ausgerechnet dann Aufmerksamkeit, wenn Sie ein Buch lesen wollen, wäre eine klare Ansage notwendig: »Lass mich jetzt in Ruhe und leg dich auf deinen Platz!« Punkt!

Wie gelingt die Balance von Fördern und Fordern?
    NINA RUGE: Im vergangenen Sommer habe ich mit Lupo an einem Treibball-Training teilgenommen. Bevor wir loslegten, schaute ich den fortgeschrittenen Hunden und ihren Besitzern zu. Es war einfach toll!
    Menschen und Hunde waren hoch motiviert, legten sich wahnsinnig ins Zeug und schienen am Ende erschöpft, aber glücklich.
    Intelligente Hunde bräuchten eine solche Herausforderung, sagte man mir. Sie hätten im Alltag ja sonst nicht viel zu tun – außer Bällchen suchen, fangen und Fährten lesen.
    Damit traf man bei mir genau den Nerv.
    Denn mein Lupo ist sicher auch chronisch unterfordert. Das schlechte Gewissen läuft daher immer mit, wenn ich jogge. Der lebhafte Kerl müsste sich noch ganz anders ausleben können. Aber wie viel kann ich mit ihm machen, ohne ihn zu überfordern?
    Es gibt Hunde, die ständig gefordert sein wollen. Wichtig ist aber vor allem geistige Arbeit.
    Wie viel Unterhaltung ist gut?
    Zugleich fallen mir die vier großen Hunde eines Nachbarns in der Toskana ein. Ihr Job ist es, Haus und Grundstück zu bewachen.
    Und das tun sie mit Hingabe. Ohne die Zustimmung ihres Herrchens kommt niemand unfallfrei auf das Gelände. Die vier unkastrierten Rüden trifft man nur im Rudel. Sie spielen miteinander, sind gut gelaunt und liegen ziemlich häufig einfach nur entspannt herum. Die Rangordnung ist klar: Unter den Hunden ist der älteste der Chef; er ist zwar schon ein bisschen gebrechlich, aber immer noch allseits akzeptiert. Doch Oberboss ist eindeutig ihr Herrchen. Von ihm bekommen sie Futter, er zeigt ihnen, was er nicht will: Anspringen, Ärger untereinander, Futterneid. Ansonsten dürfen die vier machen, was sie wollen. Sie kennen weder »Sitz!« noch »Platz!« oder »Bleib!«. Sie kommen zwar, wenn Herrchen sie ruft, aber gelernt haben sie das nie. Und was Leckerli sind, wissen sie auch nicht.
    Diese vier Riesen beeindrucken mich: Sie stammen aus verschiedenen Tierheimen der Gegend und hatten mit Sicherheit in ihren frühen Kindertagen kein intaktes soziales Umfeld. Ich sehe auch, dass der eine total unsicher und der andere unterschwellig aggressiv ist. Der »alte Herr« schwebt entspannt über allem, und der Vierte im Bunde scheint mit sich und dem Rudel in jeder Hinsicht einverstanden. Das Auffälligste aber ist: Diese Tiere wirken, wenn ich das so bezeichnen darf, glücklich. Jedes hat seine Macke oder – vielleicht besser – eine Persönlichkeit. An keinem wurde herumgemäkelt, herumerzogen, herumkonditioniert. Sie wissen: Das Haus ist tabu, da dürfen wir nicht rein. Aber wir bewachen es. Und unser Herrchen sorgt für uns. Da brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Spielstunden, keine Hundeschule, keine gemeinsamen Spaziergänge. Das Grundstück ist ihr Lebensraum, und sie füllen den locker und ohne Zweibeiner-Entertainment aus.
    Was ich damit sagen will: Ich frage mich, wie es tatsächlich um das Verhältnis von Fördern und Fordern steht? Wie kriege ich heraus, was der Hundeseele in dieser Hinsicht tatsächlich guttut? Freuen sich die Vierbeiner über meine Erziehungsideale und Unterhaltungsangebote, oder belaste ich sie mit alldem eher?
    »Ich finde nicht, dass wir Hunde immer bespielen müssen. Sie können sich auch selbst beschäftigen.«
    GÜNTHER BLOCH: Gestern Agility, heute Treibball – die Befriedigung wechselnder Modeströmungen ist eine Sache. Flexibilität und Variabilität in Richtung einer verhaltensbiologisch sinnvollen »maßgeschneiderten« Beschäftigung für das Individuum Hund eine andere. Mir bleibt an dieser Stelle nichts, als eindringlich vor Übermotivation zu warnen. Die kann nämlich ziemlich schnell in reines Suchtverhalten

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