Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
besonnenes Auftreten trifft, wenn sich Altersweisheit, souveräne Zurückhaltung und gelegentliches Grenzensetzen verbinden, dann entsteht ein Bild, das der Idealvorstellung eines »Rudelführers« sehr nahe kommt.
Wölfe zeigen uns ganz klar, wie das Leben in der Gruppe gut funktionieren kann.
WIE MAN ZUM KLUGEN GRUPPENLEITER AUFSTEIGT
Hunde sind von uns abhängig. Sie brauchen unsere Führung. Menschen, die es im Hinblick auf ihren Hund mit dem Führungsanspruch ernst meinen und Verantwortung übernehmen wollen, sollten Folgendes beherzigen:
• Ein Familienverband (wenn ein Hund dabei ist, wird diese im Fachjargon auch gern soziale Mischgruppe genannt) ist eine Zweckgemeinschaft – anpassungsfähig und von Nutzen für jedes (!) Gruppenmitglied. Jedes Individuum führt eine Art »Kosten-Nutzen-Analyse« durch, wobei die Vorteile des Zusammenlebens die Nachteile überwiegen müssen.
• Eine harmonische Sozialgruppe entsteht durch Interaktionen, also dem Austausch von Signalen respektive Informationen zwischen den Persönlichkeiten. Dabei gilt, wie es der Zoologe Udo Gansloßer so schön ausdrückt: »Einem Gruppenleiter ist es egal, ob jemand folgt. Den einzelnen Gruppenmitgliedern ist es jedoch nicht egal, wenn sich ein Leittier entfernt.«
• Soziale Beziehungen entstehen, weil jeder Häufigkeiten und Intentionen, Eigenschaften und Gestimmtheiten beobachtet. Beziehungspartner sind in der Lage, sich an die individuellen Eigenschaften der Partner zu erinnern. Die »exklusiven« Bindungspartner, so die Ethologin Dr. Dorit Feddersen-Petersen, erkennt man daran, dass sie die Nähe zu einem speziellen Partner aufrechterhalten.
• Auch »Rudelführer« dürfen, wie wir es von Wölfen kennen und schätzen gelernt haben, Schwäche zeigen, ohne gleich ihren hohen Sozialstatus zu verlieren.
Auf den Punkt gebracht bedeutet das: In der Symbiose Mensch-Hund geht es neben dem notwendigen Durchsetzungsvermögen, welches der Gruppenleiter grundsätzlich an den Tag legen muss, auch um ein Geben und Nehmen zum Vorteil beider Beziehungspartner. Wer als Leiter einer sozialen Gruppe seinen Hund sicher durchs Leben führt, eine soziopositive Grundstimmung vermittelt, Führungsansprüche souverän und sorgfältig anmeldet und situativ ohne Wenn und Aber durchsetzt, ist ein exzellenter »Rudelführer«.
Hunde richtig verstehen
Hunden fällt es nicht schwer, ihren Menschen zu verstehen. Umgekehrt ist dies nicht immer der Fall. Wie oft ertappen sich Hundehalter bei dem Gedanken, was ihr Tier wohl über sie denken mag? Zum Glück kann jeder lernen, die »Sprache« seines treuen Vierbeiners besser zu deuten.
Wie wissen Hunde, was wir von ihnen wollen?
NINA RUGE: Was geht eigentlich in einem Welpen vor sich, wenn er in sein neues Zuhause kommt? Meine Hunde zumindest wirkten alle drei erst einmal ziemlich desorientiert. Der Mutter entrissen und von ihren Geschwistern getrennt, schienen sie sich zu fragen: Wohin gehöre ich? Auf wen schaue ich? Wer sagt mir ab jetzt, wo es langgeht?
Doch schon nach ein, zwei Tagen war die Sache für die Kleinen klar: »Aha, das ist jetzt also meine neue ›Mama‹. Okay, die ist nett, streichelt mich, herzt mich und schenkt mir Aufmerksamkeit. Sie gibt mir einen Klaps, wenn ich ein Kabel zerbeißen will, und sorgt dafür, dass ich was Leckeres zu Fressen habe.« Ich war jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie schnell diese kleinen Hunde »verstanden«, dass sie nun zu meiner Familie gehörten. Wie sie mich beobachteten, weil sie Schutz, Wärme und Nahrung mit mir verbanden.
Was hilft den Welpen?
Mittlerweile weiß ich, dass das Ganze ein wechselseitiger Lernprozess ist. Ich habe erkannt, welche meiner Signale die Welpen sehr schnell verstehen. Wenn sie zum Beispiel zu mir kommen sollten, ging ich in die Knie, nahm Augenkontakt auf, klatschte in die Hände und rief erst dann: »Lupo!«, »Simba!«, »Vroni!«. Eine Hundemutter hat das natürlich nicht nötig. Die Kleinen kommen ja sowieso ständig zum Nuckeln zu ihr.
Ich dagegen musste mich erst mal interessant machen. Die drei sollten schließlich verstehen, dass es durchaus Sinn macht, zu kommen, wenn ich mich klein machte, klatschte und eine bestimmte Silbenfolge rief. Und sie verstanden es tatsächlich sehr schnell – auch wenn ich mich deutlich von ihrer echten Mutter unterschied.
Hunde wollen gefallen. Sie beobachten daher nicht nur ihre Umwelt, sondern auch ihre Menschen.
Sind Hunde wie Kinder?
Es hat mich jedes Mal wieder unglaublich
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