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Was fuer eine Nacht Cowboy

Was fuer eine Nacht Cowboy

Titel: Was fuer eine Nacht Cowboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mcallister
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auch ihrer Liebe, Er hatte das alles für selbstverständlich hingenommen und kaum darüber nachgedacht.

    Jetzt, als er einen Schritt auf sie zumachte, hob er eine Hand und streichelte sacht Tess’ Wange. Erst heute wurde ihm bewusst, wieviel er verpasst hatte.
    “Danke”, sagte er leise.
    Sie musterte ihn ein wenig verständnislos.
    “Dafür, dass ich dir nicht gleichgültig bin.”
    Sie verschränkte ihre Hände ineinander. “Ich kann nichts daran ändern”, erwiderte sie.

    Erst seit Tanner und Maggie verheiratet waren, hatte Noah wieder Weihnachten gefeiert. Bis er begonnen hatte, die Feiertage bei ihnen zu verbringen, hatte er die Kindheitserinnerungen - wie das vorweihnachtliche Plätzchenbacken, das Schmücken des Hauses, das Aussuchen des Weihnachtsbaums und den Besuch der Messe - so stark verdrängt, dass es ihm so vorkam, als würden sie viel zu weit zurückliegen, um sie jemals wieder hervorholen zu können.
    Und um ehrlich zu sein, wollte er sie gar nicht hervorkramen. Sie waren zu schmerzlich.
    Aber die Wärme und Zuneigung, die er am Weihnachtsfest bei Tanner und Maggie erlebt hatte, hatte ihm über das Schlimmste hinweggeholfen. Und von Weihnachten zu Weihnachten fiel ihm immer mehr ein. Doch auf die Flut der Gefühle und Erinnerungen, die er diesmal erlebte, war er nicht gefasst gewesen.
    Er ging nach draußen, gab vor, auf die Mädchen aufpassen zu wollen, doch hauptsächlich tat er es, um etwas Abstand von Tess zu gewinnen. Die Kinder waren nicht im Garten, wo er sie zurückgelassen hatte. Ihre Stimmen drangen aus dem Vorgarten zu ihm, also humpelte er dorthin.
    “Sieh mal!” rief Susannah ihm zu, ließ sich auf den Rücken fallen und bewegte die Arme auf und ab. Dann sprang sie auf und lachte ihn an. “Siehst du das? Wir sind Engel! “
    Engel im Schnee … Plötzlich vermochte Noah kaum mehr zu schlucken. Er stützte sich schwer auf seine Krücken und war in dem Moment froh, dass er sie hätte.
    Lachend rannte Susannah auf ihn zu und hielt ihm ihre Hand hin. “Komm und mach auch einen Engel.”
    Er bewegte sich nicht. Konnte es nicht.
    “Oh, vielleicht kannst du das nicht”, sagte sie und runzelte besorgt die Stirn.
    “Wegen deines Beins, meine ich.”
    Er riss sich zusammen. „Schon gut.”
    “Du musst dich ja nicht so hinfallen lassen wie wir”, meinte sie. “Du kannst dich vorsichtig hinlegen. Hier. Ich helfe dir.” Sie nahm ihn bei der Hand.
    Oje! dachte er, ließ sich aber von ihr leiten. Susannah zog ihn mit zu einem unberührten Fleck neben dem kleinen Engel, den sie gemacht hatte.
    “Dreh dich um”, wies sie ihn an.
    Er folgte ihrer Aufforderung.
    “Kannst du dich hinsetzen?”

    Etwas umständlich tat er das. Dann streckte er sich ganz in dem kalten Schnee aus, und während sie ihm zusah, bewegte er die Arme mehrmals auf und ab, damit es hinterher aussehen würde wie ein Paar Flügel. Seine Augen wurden plötzlich feucht. Von der Kälte, redete er sich ein. Und nicht, weil er sich an eine andere Weihnachtszeit erinnerte.
    Damals war er knapp vier gewesen. Und sehr allein, weil es das erste Jahr war, wo seine älteren Brüder beide ganztags zur Schule gingen. Sie wohnten nicht in der Stadt, sondern in einem alten Ranchhaus in den Bergen von Colorado. Dort hatte er niemanden, mit dem er hätte spielen, im Schnee toben oder eine Schneeballschlacht machen können. Nur seine Mutter, die immer eine Menge Arbeit hatte - Wäsche waschen, putzen, kochen. Sie half seinem Vater Geräte zu säubern, die Ställe auszumisten und machte etwas, was sie “Buchführung”
    nannte, das aber für einen kleinen Jungen, wie er es damals gewesen war, nur aus endlosen Zahlenreihen bestand. Es sah überhaupt nicht interessant aus.
    Noah hatte im frisch gefallenen Schnee gespielt, bis seine Nase halb abgefroren und seine Lippen blau waren. Aber allein machte es keinen rechten Spaß.
    “Komm mit, Mom”, hatte er gebettelt. “Wenigstens für eine Weile.”
    Seine Mutter zögerte, aber als sie seinen bittenden Blick sah, legte sie das Buch mit den vielen Zahlen beiseite. Sie kam mit ihm nach draußen, wo sie sich mit Schneebällen bewarfen, einen Schneemann bauten und rauften, wie er es sonst mit seinen Brüdern tat. Und dann ging sie zu einem Fleck, wo der Schnee noch unberührt war.
    „Lass uns Engel machen”, hatte sie zu ihm gesagt.
    Noah hatte sie verwundert angeschaut. „Engel?“
    „Ja, pass auf!” Ihr dunkles Haar hatte sich um ihre vom Wind geröteten Wangen gekringelt.

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