Was fuer eine Nacht Cowboy
er ihr ein wenig Zeit lassen, damit sie sich beruhigen konnte.
Aber dann schaute er in die hellblauen Augen, die besorgt, abwartend und hoffnungsvoll zugleich auf ihm ruhten.
“Jetzt”, antwortete er.
5. KAPITEL
“Tess?”
Noah bekam keine Antwort. Er ließ seine Stiefel im Flur stehen, hängte die Jacke an den Haken der Garderobe und betrat die Küche. Eine Schüssel mit trockenen Zutaten für Plätzchenteig stand auf dem Tisch, daneben ein Karton Eier, sowie eine halb abgeriebene Orange auf einem Teller. Aber keine Spur von Tess.
„Tess?” rief er etwas lauter.
Sie meldete sich nicht.
Sie war nicht im Wohnzimmer, auch nicht in der Essecke. Zuerst zögerte er.
Dann stieg er die schmale Treppe hinauf. Sie war auch nicht in ihrem Schlafzimmer oder dem Bad. Leise Geräusche drangen aus Susannahs Zimmer.
Noah ging hinüber und stieß die angelehnte Tür auf. Tess stand mit dem Rücken zu ihm am Fenster, die Schultern hochgezogen, und starrte in den Garten hinaus.
“Es tut mir leid.”
Sie hob die Schultern. „Ja, klar.” Die Stimme versagte ihr. Sie klang, als habe sie geweint. Das versetzte ihm einen Stich. Er trat hinter sie und hätte sie gern in die Arme genommen, wenn er sicher gewesen wäre, dass sie ihm nicht sofort ausgewichen wäre.
„Komm, Tess. Es war wirklich nur ein Witz. Ich… “
Sie wirbelte herum. Er konnte die Spuren ihrer Tränen auf ihren Wangen sehen. “Bei dir ist alles immer ein Witz, nicht wahr, Noah? Donnerwetter, vielleicht sollte ich darüber lachen, aber ich kann es nicht!” Sie wollte sich an ihm vorbeizwängen, doch er packte sie, ehe ihr das gelang.
„Mensch, verflixt! ” flüsterte er und nahm sie in die Arme, obwohl sie sich gegen ihn wehrte. “Ich kann nichts dafür, Tess. Ich wollte keinen Witz machen, aber es ging nicht anders.”
Sie stemmte sich gegen ihn, doch dann ließ ihre Abwehr nach. “Was meinst du damit?” murmelte sie skeptisch vor sich hin.
“Es erschien … mir einfach leichter. Ich tue mich schwer damit zu sagen, was ich fühle.” Selbst das Geständnis fiel ihm schwer.
Sie wich ein wenig zurück und schaute ihm ins Gesicht. “Du meinst, es war nur ein Abwehrmechanismus?”
Den Ausdruck kannte er nicht, aber er klang treffend. “Ich schätze schon.”
Meine Güte, wie sehr sehnte er sich nach ihr. Das musste sie doch spüren. Aber er wollte ihr auch sagen, dass es ihn nicht nur nach ihrem Körper verlangte, sondern nach mehr.
“Versuch es doch”, schlug sie vor. “Sag mir, was du jetzt fühlst.”
Verlegen kratzte er sich hinterm Ohr. Zumindest schuldete er ihr eine ehrliche Antwort. “Ich fühle mich unfähig.” Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. “Aus dem Gleichgewicht geraten. Wild … ” fügte er nach kurzem Überlegen hinzu und verzog das Gesicht. “Siehst du? Es ist leichter, über Sex zu sprechen.”
Tess schüttelte den Kopf. „Für dich. Nicht für mich.”
“Ja, wahrscheinlich”, gab er zu. “Aber du warst auch immer ein besserer Mensch als ich.”
“Sag das nicht.”
„Es stimmt aber. Jedenfalls tut es mir leid, dass ich dich geneckt habe. Du hast dir Sorgen gemacht, und das weiß ich zu schätzen. Ich weiß, du würdest das lieber vermeiden.“
Sie schaute ihn fast beschämt an, dann wich sie seinem Blick aus.
„Ich wünsche mir ja, dass du dich um mich kümmerst”, sagte er ernst. Und weil er vollkommen ehrlich sein wollte, setzte er hinzu: “Aber ich habe auch Angst davor.”
“Weil es Verpflichtungen nach sich zieht.” Es war eine Feststellung von ihr, keine Frage.
Betroffen blickte er zu Boden. “Ja.”
“Ich erwarte nichts von dir.“
“Ich weiß.”
Sie seufzte. “Aber Susannah.”
“Nicht direkt. Na ja … sie fürchtet, du würdest mich wegschicken.”
“Als ob ich das wagen würde.”
“Ich habe ihr gesagt, das würdest du nicht tun.”
Tess musste trotz allem lächeln. “Ganz schön optimistisch.“
„Sicher nicht meinetwegen”, beeilte er sich ihr zu versichern. “Sondern weil du sie liebst.”
“Mehr als irgend etwas anderes auf der Welt”, bekannte Tess, löste sich von ihm und trat wieder ans Fenster.
“Ich weiß”, antwortete er leise. “Sie kann sich glücklich schätzen.”
Tess wandte sich um und begegnete seinem Blick.
Noah erinnerte sich an das erste Mal, als er ihr vor acht Jahren tief in die Augen geschaut hatte. Damals war er jung und dumm gewesen, ganz außer sich angesichts ihrer Leidenschaft, ihrer Intelligenz, ihrer Hoffnung und
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