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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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Wenn ich weg bin, kannst du ruhig noch eine wilde Phase einlegen. Ich schau dann von oben runter und freue mich für dich.
    .Du freust dich nicht. Du beißt dir in den Hintern.
    * * *
    Weißt du noch, wie sehr du auf eine Antwort von mir hofftest? Ein paar Worte. Zumindest ein Smiley. Du erzähltest es mir später. Dass du die ganze Nacht wach lagst. Dass du im Dunkeln an die Decke starrtest und auf den Ton einer eintreffenden Nachricht lauschtest. Aber der kam nicht. Obwohl auch ich nicht schlafen, obwohl auch ich das Handy nicht aus der Hand legen konnte. Immer wieder las ich deine Nachrichten und dachte: Was bildet der sich ein? Ich habe keine Angst.
    Aber ich hatte Angst. Natürlich. So viel Angst, dass ich nicht schlafen konnte. Angst davor, dich nicht weit genug, Angst davor, dich zu weit weggestoßen zu haben.
    Sie lag wie ein Klumpen Blei im Magen, als ich in die Schule kam. Du warst schon da. Lehntest am Schultor und wartetest auf mich. Mit schief gelegtem Kopf.
    Â»Hallo«, sagtest du.
    Und dann standen wir da. Wie in diesen Filmaufnahmen, wo sich alles ringsum in einem affenartigen Tempo bewegt und nur die Protagonisten völlig starr sind.
    Â»Kann ich sie wieder haben?« Du zeigtest auf meine Hand.
    Ich war so froh, aber ich zuckte mit den Schultern und fragte: »Und dann?«
    Â»Dann gehen wir Hand in Hand zu Mathe und setzen uns nebeneinander. Susanne tauscht bestimmt, wenn sie sieht, dass wir …«
    Â»Dass wir was?«, fragte ich.
    Aber du legtest eine Pause ein. Eine künstlerische. Eine, in der sich die Spannung zusammenballt und platzen möchte. »Zusammen sind«, sagtest du dann. Ganz lapidar. Aus dem Handgelenk geschüttelt. Du warst so unverschämt. So unverschämt selbstbewusst. Und so unverschämt unwiderstehlich.
    Â»Ich bin nicht so schnell«, sagte ich.
    Und du: »Ich weiß. Und ich warte. Solange es sein muss. Wir machen es in deinem Tempo. Aber jetzt komm, ich will mich neben dich setzen, strahlen wie ein Honigkuchenpferd und Dornsted zeigen, dass das Leben wunderbar sein kann.«
    Neben Kurven und Käsekästchen schriebst du mir später eine Nachricht in dein Heft. Hauptsache, du spielst nicht mit mir. Du hättest nämlich leichtes Spiel. Mein Herz liegt vor dir auf einer Servierplatte. Du könntest es verspeisen. Ich könnte nichts dagegen tun. Du warfst dich mir einfach zum Fraß vor, ohne zu zögern. Du tapferer, mutiger Held in der schimmernden Rüstung. Du Prinz Charming, der dornige Hecken mit dem Schwert zerschlägt und Flüche mit Küssen bannt. Du Zauberer mit den magischen Worten. Weißt du eigentlich, wie sehr ich jemanden wie dich brauchte?
    * * *
    Â»Hallo. Ich bin Schwester Ulrike. Meine Schicht fängt jetzt an.«
    Â»Elena.«
    Sie streckt mir die Hand hin, ich gebe ihr die, die nicht unter Ricos liegt. Ihre Hand ist warm.
    Â»Ich muss ein paar pflegerische Sachen machen. Es wird etwa eine Viertelstunde dauern«, sagt sie. »Vielleicht gehst du solange raus.«
    .Würdest du mich mit einer fremden Frau alleine lassen?
    .Wie alt?
    .Achtzehn und obendrein sündhaft.
    .Ja.
    .Wie bitte?
    .Ja, würde ich.
    .Auch wenn ein Bett im Zimmer steht.
    .Ja.
    .Ist es dir ganz egal, was ich dann mache?
    .Ja.
    .Egal was?
    .Ich weiß, dass du nichts machen würdest, das mich verletzt. So bist du nicht. Nicht du. Wieso grinst du jetzt?
    .Test bestanden.
    .Mistkerl.
    .Ich dich auch. Aber alleine in einem Zimmer mit Bett lass ich dich trotzdem mit niemandem.
    Meine Hand windet sich unter Ricos hervor. Ich gehe auf den Flur. Die Hand stecke ich in die Hosentasche. Sie ist auch kalt geworden. Eine Weile stehe ich unschlüssig vor der Tür, dann suche ich nach einem Raum für überflüssig Herumstehende. Einer Art Aufenthaltsraum, einem Besucherzimmer. Irgendetwas, wo es vielleicht auch einen Süßigkeitenautomaten gibt. Ich habe noch nichts gegessen und mir ist ein bisschen schlecht.
    Am Ende des Gangs gibt es einen. Ich finde zwei Euro in der Hosentasche und ziehe ein Snickers XXL. Ich schaue mich um. Zeitschriften, vor allem medizinische. Eine Gala. Prinz Harry hat irgendwas angestellt. Die Wände sind beige. Oder einfach nur dreckig. Alles sieht ein bisschen dreckig aus. Als hätte der Raum aufgegeben, weil sowieso niemand bleibt. Es gibt Stühle mit Kunstlederbezug. Auf den Tischen liegen Häkeldeckchen, darauf Kunstblumengestecke im Miniaturformat.

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