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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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oder auch Wicki, oder Maja, Willi und Flip.»
    «Wer ist Flip?», fragte Katja.
    Lisa riss empört die Augen auf: «Was? Du kennst Flip nicht?!»
    Katja zuckte mit den Schultern und schüttelte bedauernd den Kopf. Dann sagte sie: «Auf jeden Fall würde sich euer Name darauf sehr gut machen.»
    «JuLi?», fragte Lisa etwas skeptisch.
    «Nein,
Lieblingsstück
!», antwortete Katja. «Aber was ich eigentlich fragen wollte: Hast du was dagegen, wenn ich eben was zu essen hole?»
    Lisa verneinte, und sie einigten sich darauf, dass sie selbst losgehen würde, um für beide einen Salat und Baguette zu besorgen.
     
    Obwohl der nahende Herbst sich mit einem fiesen Nieselregen bemerkbar machte, fühlte Lisa sich noch immer beflügelt, als sie auf die nasse Straße trat.
    In ihrer Vorstellung festigten sich die Bilder von Kindermodellen. Vielleicht konnte Jutta die Kollektion mit Mützen und Taschen ergänzen. Außerdem wollte Lisa ihre Freundin ohnehin dazu ermuntern, in der hinteren Ecke des Ladens eine kleine Spielecke einzurichten, damit Mütter entspannter stöbern und Klamotten anprobieren konnten.
    Als Lisa an der Ampel stand, formte sich auf ihrem Mund urplötzlich ein warmes Lächeln.
    Das ist es!, dachte Lisa.
    Sie hatte endlich eine Idee, wie sie Erik ihren Wunsch nach einem gemeinsamen Kind nahebringen könnte. Sie würde einen niedlichen Strampelanzug aus Nicki nähen, das Wort «Wunschkind» als Schriftzug draufsticken und ihn Erik in einem romantischen Moment als Geschenk überreichen.
    Gutgelaunt entschloss sie sich, bei ihrem Biobäcker nicht nur Baguette zu kaufen, sondern auch noch Kuchen, um Katja damit am Nachmittag eine kleine Freude zu machen.
    In der Schlange vor ihr stand eine junge Mutter, die sich Lisa gut als künftige Kundin vorstellen konnte. Denn zu ihr gehörten offenbar die Zwillinge, die in einem riesigen Kinderwagen saßen und alle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Frau trug recht coole Klamotten, auch wenn die gestreifte Leggins nicht gerade Lisas Geschmack entsprachen. Sie machte einen etwas unentspannten Eindruck und schimpfte mit ihren Kleinen. Doch die lauten Drohungen ließen die beiden gänzlich unbeeindruckt.
    Das Mädchen versuchte, ihrem Bruder einen Keks wegzunehmen, obwohl sie den Mahnungen der Mutter nach wohl schon einen verdrückt hatte.
    «Mama sagt, Nathalie soll das lassen», schimpfte die junge Frau. «Nein, nein! Nathalie hatte schon ihren Dinkelkeks! Mama muss schimpfen, wenn Nathalie Claudius immer alles wegisst!».
    Als sie sich nach unten beugte, um einen Keks vom Boden aufzuheben, rutschte ihre kurze Jacke hoch und legte den Blick frei auf ihre Hüfte. An den Seiten konnte Lisa jeweils deutlich Schwangerschaftsstreifen erkennen.
    Der Junge brüllte nun los und steckte damit seine Schwester an. Mit hochrotem Kopf schimpfte die Frau weiter.
    Lisa beobachtete diese Szene mit Unbehagen. Und schon wieder beschlich sie das ungute Gefühl, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Müsste sie nicht jetzt, da sie das erste Mal in ihrem Leben mütterliche Empfindungen spürte, ganz und gar gelassen sein, wenn sie mit schreienden Kindern und überforderten Eltern konfrontiert war?
    Nein, dachte Lisa, sie würde nicht eine dieser Mütter werden, die nur noch meckerten und am Ende völlig frustriert mit ihrem Leben waren. Kinder spüren so etwas. Und da ist es doch kein Wunder, dachte Lisa weiter, dass ausgerechnet die Mütter scheinbar schwierige Kinder haben, die selbst nicht ausgeglichen sind, da sie alles andere hintenanstellen.
    Lisa konnte sich einfach nicht vorstellen, so zu werden wie Betty und alles andere im Leben für das vermeintliche Wohl des eigenen Kindes zu vernachlässigen. Irgendwie musste es doch machbar sein, sich die nötige Unterstützung zu suchen, um sowohl der Erziehung als auch dem Job gerecht zu werden, dachte sie. Sie war so glücklich darüber, wie sich die Sache mit dem Laden entwickelte.
    Nachdem Lisa bedient worden war, verabschiedete sie sich mit einem Lächeln von der Verkäuferin und wünschte ihr noch einen schönen Tag. Als sie nach draußen trat, beeilte sie sich umso mehr, sich zügig wieder an die Arbeit zu machen. Außerdem wollte sie jetzt Jutta anrufen und ihr unbedingt von ihrem überaus kreativen Vormittag berichten.

[zur Inhaltsübersicht]
9.
    Als Lisa am Abend nach diesem produktiven Arbeitstag noch immer gutgelaunt nach Hause kam und in ihre bequemen Hausschuhe schlüpfen wollte, stockte sie. Im linken Schuh steckte etwas. Lisa zog es

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