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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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gehört, dass selbst kleine Spenden halfen, das Leben eines jungen Menschen spürbar und wirklich nachhaltig zu verbessern.
    Und mit einem Mal musste Lisa wieder an die Mädchen am Strand von Sansibar denken. Trotz der ärmlichen Verhältnisse hatten sie eine Lebensfreude und eine hoffnungsfrohe Gelassenheit ausgestrahlt, dass Lisa noch jetzt ganz warm ums Herz wurde.
    Sofort notierte sie auf ihrer Liste noch den Punkt «Patenschaft für ein Kind».
    Vielleicht würde sie dieses Kind sogar eines Tages besuchen können, dachte Lisa. Doch allein schon der Gedanke, jemals wieder ein Flugzeug besteigen zu müssen, schnürte ihr die Kehle zu.
    Lisa war klar, dass sie bald etwas dafür würde tun müssen, ihre Flugangst zu überwinden, die sie seit ihrer Rückkehr aus den Flitterwochen verspürte. Schließlich war sie fest entschlossen, sich durch den Absturz nicht einschüchtern zu lassen. Womöglich waren sogar sämtliche Statistiken auf ihrer Seite. Immerhin waren Unfälle dieser Art so selten, dass ein Mensch wohl kaum ein zweites Mal direkt – oder indirekt – von einem solchen Unglück betroffen sein würde.
    Lisa holte tief Luft und notierte nach kurzem Zögern das Stichwort
New York
auf ihrer Liste. Zur Sicherheit ergänzte sie das Wort
Kreuzfahrt
in Klammern dahinter. Falls sie sich für einen Flug in die USA nicht stark genug fühlte, könnte sie auch eine Schiffsreise dorthin unternehmen. Denn sie hoffte, dass irgendwann auch ihr Interesse an fremden Ländern wieder erwachen würde.
    Vielleicht sollte sie sich auch noch vornehmen, einen Tauchkurs zu machen, obwohl sie Angst vor dem tiefen Meer hatte. Aber vielleicht musste sie es genau deswegen wagen. Auch das waren doch die Dinge im Leben, auf die man stolz sein konnte: Wenn man seine Furcht überwunden hatte, wenn man sich seinen innersten Ängsten gestellt hatte, konnte man das Leben danach vielleicht umso befreiter genießen.
    Wenn sie also aus verständlichen Gründen ihre Flugangst nicht würde überwinden können, könnte sie wenigstens versuchen, es mit dem Tauchen auf sich zu nehmen.
    Auch Erik freute sich bestimmt, wenn sie sich endlich zu einem Tauchurlaub bereit erklärte. Natürlich besaß er längst einen Tauchschein, wie er überhaupt die meisten Sportarten ausprobiert hatte. Ständig versuchte er, Lisa zu überreden, mitzumachen. Doch je mehr er sie dazu drängte, ihr gemütliches und sicheres Zuhause beim Radfahren, Klettern oder eben beim Wassersport zu verlassen, desto weniger war sie bereit dazu.
    Aber warum eigentlich?, fragte sich Lisa jetzt. Vielleicht würden sie einfach mal über ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen reden müssen.
    Wie oft geriet man im täglichen Miteinander in eine dämliche Situation, bloß weil Mann und Frau oft unfähig waren, vernünftig miteinander zu reden?
    In der letzten Zeit kommunizierten Erik und sie ohnehin meist nur noch über die kleinen Zettelbotschaften, dachte Lisa. Vielleicht sollte sie ihm nicht bloß ab und an auf seine Nachrichten antworten, sondern ihm auch einfach mal einen echten Liebesbrief schreiben.
    Lisa gefiel die Idee, notierte sie aber nicht als Stichpunkt auf ihrer Liste. Mit dem Punkt würde sie ihn lieber irgendwann mal überraschen wollen.
    Überhaupt war es eine schöne Vorstellung, all ihren Liebsten wenigstens einmal im Leben einen Brief zu schreiben, dachte Lisa, und ein seltsames Gefühl beschlich sie. Sie spürte eine gewisse beglückte Euphorie, aber auch so etwas wie Melancholie. Wie schön es gewesen wäre, wenn ihre Oma ihr etwas Persönlicheres als Besteck und Geld hinterlassen hätte! Und wenn Lisa und Erik wirklich bei dem Absturz ums Leben gekommen wären, wäre es für ihre Familien sicher ein Trost gewesen, wenn sie schriftlich erfahren hätten, welche Rolle sie in ihrem Leben gespielt hatten.
    Wie gern würde Lisa ihrer Mutter einfach mal sagen, wie dankbar sie für ihre sensible Art war, Probleme anzusprechen, ohne sich aufzudrängen. Und dafür, wie Irene und Hans es noch heute schafften, ihr das Gefühl zu geben, für immer ein echtes Zuhause zu haben, obwohl sie schon vor 15 Jahren ausgezogen war.
    Wann hatte sie ihrem Bruder mal gesagt, dass sie ihn nicht nur unendlich lieb hatte, sondern auch wie stolz sie auf ihn war – auf sein Talent im Job, seine tollen Eigenschaften als Vater und einfach darauf, wie offen er auftrat und wie souverän und mutig er sich Herausforderungen stellte.
    Und auch Emi würde Lisa gern einen Brief schreiben, vielleicht

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