Was ich dir noch sagen will
Lust auf Pudding hatte, und hast dich nicht so angestellt, wenn etwas aufgegessen war.»
«Und du hast mich früher auch viel öfter bekocht!», entgegnete Erik trotzig.
«Früher hatte ich auch noch keinen eigenen Laden und konnte mich mehr auf andere Dinge konzentrieren.»
Erik seufzte tief und blieb unbeweglich im Türrahmen stehen.
Schließlich gab Lisa sich einen Ruck, stand auf und ging langsam auf ihn zu. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Zunächst zaghaft, dann immer fordernder.
Als sich Eriks Magen mit einem lauten Knurren bemerkbar machte, fragte er mit einem ironischen Lächeln: «Du hast nicht zufällig ein Drei-Gänge-Menü als Überraschung vorbereitet?»
Lisa grinste und zitierte nun den Spruch einer Postkarte, die sie Erik vor langer Zeit mal am Kühlschrank hinterlassen hatte. «Schatz, dein Essen steht im Kochbuch!»
Doch tief in ihr drinnen blieb die Wehmut nach einer Zeit, in der sie beide viel achtsamer miteinander umgegangen waren und in der Lisa sich von Erik besser verstanden fühlte.
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10.
«Mhm, und wieso redet ihr nicht einfach miteinander?», murmelte Lenny und dippte ein Stück Baguette in eine Schale Aioli, die Ed gerade an den Tisch gebracht hatte.
Lisas Bruder war geschäftlich in der Stadt, und sie hatten sich spontan verabredet und soeben etwas von der Mittagskarte bestellt. Der Inhaber eines neuen Cafés hatte bei Lenny einen Bartresen in Auftrag gegeben. Dieser Deal war allein deswegen zustande gekommen, weil die Frau des Betreibers eine von Lisas besten Kundinnen war und in ihrem Laden einen von Lennys Flyern entdeckt hatte, die dort ausgelegt waren. Und obwohl Lenny ihr sehr dankbar für die lohnende Idee war und sie nun dafür zum Essen einlud, hatte er zu ihrem Ärger offenbar nichts Besseres im Sinn, als zu sticheln.
Dabei war sich Lisa sicher, dass er sich eigentlich sogar darüber freute, dass seine Schwester ihm anvertraute, bald Mutter werden zu wollen. Doch er kapierte einfach nicht, warum sie «so ein Riesending» daraus machte, wie er es nannte.
«Das geht nicht einfach so», entgegnete Lisa verletzt. Es hatte sie schon genug Überwindung gekostet, ihren Bruder in ihre Gedanken einzuweihen.
Im Grunde war ihr Mittagessen aber bislang sehr harmonisch verlaufen. Lenny hatte sie auf seine erfrischend direkte Art einfach gefragt: «Wann macht ihr eigentlich einen Hosenscheißer?» Und wenn er nicht noch mit einem provokanten Grinsen nachgeschoben hätte, dass sie ja wohl nicht mehr viel Zeit hätten, wäre Lisa vielleicht einfach darüber hinweggegangen. Aber so fühlte sie eine gewisse Erleichterung darüber, Lenny sozusagen spontan in ihre Gedanken einweihen zu können. Er entpuppte sich sogar als willkommener Gesprächspartner, dem sie vertraute.
Dennoch fiel es Lisa schwer, ihre verwirrenden Gefühle zu vermitteln, und sie hätte es gerne gesehen, wenn Lenny sich beim Zuhören und Nachfragen etwas feinfühliger angestellt hätte. Stattdessen polterte er auf seine unnachahmliche Art drauflos.
«Ich versteh das Problem nicht», sagte er und brach sich noch ein Stück Brot ab. «Ihr hört auf zu verhüten – und gut ist.»
«Aber so einfach ist das nicht», widersprach Lisa. Auch wenn sie sich selbst nicht ganz sicher war, ob sie das Thema nicht vielleicht tatsächlich unnötig verkomplizierte.
«Und warum nicht?»
Lisa stöhnte leise auf. Es war ihr irgendwie peinlich, dass sie auf diese eigentlich so simple Frage keine Antwort hatte.
Offenbar machte sie auch nach außen einen geknickten Eindruck, denn nun schaute Lenny sie aufmunternd an und erklärte mit ein wenig Trost in der Stimme: «Den perfekten Zeitpunkt für ein Kind gibt es sowieso nie.»
«Ich weiß.» Lisa seufzte kleinlaut. «Aber es gibt bestimmt einen perfekten Zeitpunkt, um mit Erik über das Thema zu reden. Ich bin halt viel romantischer als du.»
«Frauen!», stöhnte Lenny abfällig und rollte mit den Augen. «Ehrlich, Schwesterherz, Erik wäre doch ein super Vater. Ich weiß also echt nicht, warum du so unentspannt bist.»
Nun verdrehte auch Lisa die Augen. Sie wollte sich weiter erklären, doch sie konnte es nicht. Sie hatte einen Kloß im Hals, und als wäre das nicht schon bedrückend genug, setzte Lenny sogar noch einen Kommentar nach.
«Ich will dich ja nicht panisch machen. Aber je länger ihr wartet, desto schwieriger wird es doch.»
«Ach nee», sagte Lisa bissig.
«Agnes macht zwar auch so ein Geheimnis draus. Aber wir
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