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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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farbenprächtigen Hibiskusblüten.
    Er war offenbar in romantischer Stimmung, denn er genoss es, Lisa mit einem langen Eislöffel zu füttern. Hin und wieder steckte er sich selbst ein Stück Ananas, Melone oder Mango zwischen die Lippen und forderte Lisa auf, diese mit ihm zu teilen. Sie versanken daraufhin in einen langen und leidenschaftlichen Kuss.
    Das letzte Stückchen aber musste sich Lisa erst verdienen. Erik rang ihr das Versprechen ab, ihm zunächst den Wunsch nach einer gemeinsamen längeren Radtour zu erfüllen.
    Lisa zierte sich gekonnt und stichelte mit dem Argument, dass sie noch keinen einzigen Punkt ihrer Liste preisgegeben hatte.
    «Willst du denn gar nicht wissen, was sich in der Tüte verbirgt?», fragte sie leicht angesäuert. «Interessiert dich mein größter Wunsch überhaupt?»
    «Hey, Motte? Was ist denn los mit dir?», fragte Erik nun etwas ernsthafter.
    «Nichts», schwindelte Lisa und sah Erik betreten an. Sie fühlte sich plötzlich unwohl. «Können wir nicht ins Wohnzimmer gehen?»
    Dort wollte sie Erik die Schachtel und den Wein übergeben.
    Lisa erhob sich, und Erik folgte ihr brav. Als sie ihm die Geschenktüte überreichte, lächelte er sie gespannt an und warf einen ersten Blick hinein. Freudig zog er die Weinflasche heraus, die er sofort wiedererkannte, und bedankte sich gerührt. Dann holte er die taubengraue Schachtel heraus und fragte: «Und was ist das?»
    «Na, mach’s auf», befahl Lisa, und ihre Stimme klang etwas nervös. Gerne hätte sie noch etwas Lustiges hinzugefügt, aber sie kam sich mit einem Mal komplett bescheuert vor, und es war ihr unmöglich, noch irgendetwas zu sagen.
    Gespannt beobachtete sie, wie Erik die Schleife löste, den Deckel hob und das Seidenpapier auseinanderfaltete. Verwundert hielt er schließlich den kleinen gelben Strampelanzug in die Höhe.
    «Wunschkind?», las er fragend vor und schaute Lisa mit weit aufgerissenen Augen an.
    Lisa versuchte, seinem irritierten Blick lächelnd standzuhalten. Offenbar hatte es nun auch Erik die Sprache verschlagen, denn er blieb regungslos stehen und starrte sie eine gefühlte Ewigkeit an.
    «Bist du … Bist du schwanger?», fragte er schließlich vollkommen verdutzt.
    «Nein», sagte Lisa amüsiert, und all ihre Angespanntheit entlud sich in einem spontanen Lachen.
    Erik lachte nicht. Stattdessen atmete er so tief und aus vollstem Herzen aus, dass Lisa allmählich klar wurde, dass er sich wohl kaum darüber freuen würde, wenn sie tatsächlich schwanger wäre.
    Es fühlte sich an wie ein heftiger Schlag in die Magenkuhle, als er noch hinterherschob: «Gott sei Dank! Ich dachte schon …»
    Doch dann stockte er und realisierte, dass er offenbar etwas ganz und gar Falsches gesagt hatte.

[zur Inhaltsübersicht]
12.
    Als Lisa in dieser Nacht mit offenen Augen in ihrem Bett lag und in die Dunkelheit starrte, rollten ihr Tränen die Wange hinunter.
    Sie wollte eigentlich gar nicht weinen, genauso wenig, wie sie frustriert oder gar wütend sein wollte. Doch es gelang ihr einfach nicht, in den Schlaf zu finden.
    Zwar hatten sie und Erik sich beide angestrengt bemüht, versöhnt zu Bett zu gehen. Doch die niederschmetternde und zermürbende Diskussion, die vorausgegangen war, hatte Lisa offenbar wesentlich stärker mitgenommen als Erik.
    Das war wieder mal typisch, dachte Lisa noch immer voller Enttäuschung und Groll. Sie fühlte sich schrecklich und wälzte sich unruhig hin und her, während ihr Mann seelenruhig neben ihr lag und sicher schon längst schlief.
    Schon die Tatsache, dass ihm die Auszeit mit der Weltreise und dem Ironman über alles ging, war für Lisa bereits ein herber Schlag gewesen. Dass der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind aber nicht einmal auf der Liste mit seinen Lebensträumen aufgetaucht war und Erik darüber hinaus auch noch so entsetzt reagiert hatte auf ihr kleines Überraschungsgeschenk, verletzte sie tief. Auch jetzt, Stunden später, fühlte es sich noch immer so an, als würde ein Splitter in ihrem Herzen stecken.
    Was hatte sie bloß verbrochen, dass sie heute so heftig einstecken musste? Erst die Nachricht von Lennys zweitem Kind, dann die Erkenntnis, dass ihr eigener Mann sie die ganze Zeit offensichtlich im Unklaren darüber gelassen hatte, wie wenig er eigentlich daran interessiert war, eine eigene Familie zu gründen.
    Lisa schaute auf ihren Wecker und stellte mit Entsetzen fest, dass es inzwischen schon halb drei war. Sie musste also schon mehr als zwei Stunden vor sich hin

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