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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Aber die meiste Zeit war sie glücklich mit ihm. Auch der gemeinsame Alltag erschien ihr wundervoll. Sie verstanden sich prima, und im Bett lief es meist so aufregend und gleichzeitig doch so vertraut, dass Lisa nichts vermisste. Doch das Wichtigste war, dass sie jede Menge Spaß miteinander hatten.
    Wieso also machte sie sich so einen Kopf wegen der Kinderfrage, in der es doch eigentlich bloß um das Wann und nicht so sehr um das Ob ging? Vielleicht stand ja auch auf Eriks Liste ganz weit oben der Wunsch nach einem Sohn oder einer Tochter.
    Je länger Lisa über all das sinnierte, desto ungeduldiger sehnte sie den gemeinsamen Abend herbei.
    Eilig dekorierte sie die Schachtel noch mit einer schlichten Schleife und verstaute das Ganze in einer Geschenktüte, in der bereits eine Flasche ihres gemeinsamen Lieblingsweines steckte. Sie hatten den edlen Tropfen bei einem Italienurlaub entdeckt, und Lisa war in ihrer Mittagspause extra losgezogen, um noch eine Flasche zu besorgen.
    Als sie sich schließlich von Jutta verabschiedete und die Ladentür hinter sich abschloss, war sie so voller Glücksgefühle, dass sie auf dem Weg nach Hause kleine Hopser auf der Straße machte. Sie hoffte, dass Erik noch beim Training war. Dann würde sie in Ruhe duschen können, ihre Haut mit einem Peeling verwöhnen, schöne Unterwäsche raussuchen und sich die Haare hochstecken, wie es Erik so gern mochte. Sie würde sich einen Rock und ein tief dekolletiertes Oberteil anziehen und das Geschenk und vielleicht auch ihre Liste auf dem Küchentisch drapieren.
    Als Lisa den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür steckte und bemerkte, dass sie nicht verschlossen war, stieß sie einen leisen Seufzer aus.
    «Jemand zu Hause?», rief sie.
    «Nein!», kam es aus der verschlossenen Küche, und Lisa sah erst jetzt, dass dort an der Tür ein kleiner Zettel klebte:
    Zutritt für Motten verboten!
    «Okay!», rief Lisa nun durch den Flur und horchte kurz vergeblich, ob die Geräusche aus der Küche irgendeinen Aufschluss über das Abendprogramm preisgeben würden.
    Dann nahm sie das kleine Verbotsschild und legte es gutgelaunt auf der Kommode ab, auf der auch die getrockneten Rosen standen, die sie heute vor genau einem Jahr als Brautstrauß bekommen hatte. Ob Erik ihr wohl wieder Blumen schenken würde? Zum ersten Jahrestag ihrer Beziehung hatte er ihr nicht bloß eine Rose, sondern gleich zwölf geschenkt – für jeden Monat seit ihrer Begegnung eine.
    Vielleicht sollte sie doch einen Blick durch das Schlüsselloch werfen, dachte Lisa und musste schmunzeln.
    Sie riss sich zusammen und verwandelte alle Energie der hibbeligen Vorfreude in geschäftiges Treiben. Sie versteckte die Geschenktüte vorsichtshalber in ihrem Kleiderschrank, zog sich aus und sprang schnell unter die Dusche. Als sie fertig war und sich abgetrocknet hatte, cremte sie sich mit einer neuen Körperlotion sorgfältig ein und suchte nach ihrer seidenen Spitzenunterwäsche. Der Stoff glänzte in einem edlen Grau und war zwar nicht mehr ganz neu, aber Erik kannte die Kombination noch nicht, weil sie in ihren Flitterwochen wegen der Hitze meist vollkommen nackt ins Bett gestiegen waren.
    Obwohl Lisa vor lauter Aufregung eigentlich noch gar keinen Appetit verspürte und sie sich stattdessen ständig fragte, wie Erik wohl auf ihr symbolisches Geschenk reagieren würde, machte sich allmählich ihr knurrender Magen bemerkbar. Und auf einmal hatte sie große Lust auf Carpaccio oder auch frisch zubereitete Pasta mit Trüffeln. Schließlich gab es ja etwas zu feiern! Und wie sie Erik kannte, hatte er längst einen Champagner im Kühlschrank kalt gestellt.
    Hoffentlich freute er sich, dass sie sich für den heutigen Abend extra etwas Hübsches anzog, dachte Lisa und warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Doch sie war zufrieden mit dem, was sie dort sah. Falls sie also noch ausgehen sollten, würde sie sicherlich einige Blicke auf sich ziehen.
    Auch wenn ihr der Gedanke ein wenig peinlich war, mochte sie die Bewunderung anderer. Sie liebte es, mit Erik gesehen zu werden. Wenn sie Arm in Arm oder Hand in Hand auf der Straße entlanggingen oder im Restaurant zu einem Tisch geführt wurden. Dann fühlte sie sich mit Erik zu einer harmonischen Einheit verschmolzen und genoss es, als tolles Paar wahrgenommen zu werden. Sicher wäre eine Tochter oder ein Sohn eine wundervolle Ergänzung zu dem Bild eines glücklichen Paares. Und wer weiß, dachte Lisa. Vielleicht würden sie eines Tages sogar

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