Was ich dir schon immer sagen wollte
Höflichkeit; dann wäre er wahrscheinlich mit dem Wirtschaftsteil der Zeitung auf sein Zimmer gegangen.
»Die haben da unten ein paar Joints, so, wie’s riecht«, sagte ein Mann, der die Treppe hinauf zu dieser Frau ging, und Eileen erkannte an der Art, wie sie nicht reagierte, wie sie ihr Gesicht, ihr ganzes Wesen verschloss, dass es ihr Ehemann sein musste. Anders als seine Ehefrau war er konservativ gekleidet gekommen, er sah aus, wie Männer früher bei Beerdigungen ausgesehen hatten. Solche Paare waren jetzt üblich – der Ehemann verantwortungsbewusst, seriös, verletzlich, nur ein wenig längere Haare und schüchterne Koteletten, Krawatte und saubere Manschetten, ein leicht schuldbewusstes oder spöttisches Gebaren bedauerlichen wahren Geldes und wahrer Macht; die Ehefrau ungepflegt, ungeschminkt, alles andere als damenhaft, gewandet in Kleidungsstücke exotischer Armut. Hin und wieder gab es ein Paar, das das genaue Gegenteil davon war – die Ehefrau wohlfrisiert in pastellfarbenem Kostüm und mit Ohrclips, der Ehemann in bestickter Samtweste, mit Amuletten und Kreuzen, die auf seiner behaarten Brust glitzerten.
Dieser Ehemann und Eileen begaben sich ins Wohnzimmer, das voll war von genau solchen Leuten. Tücher und Kaftane, bedruckter Kattun aus Indien, Jeans, teure Maßschneiderei. Sogar noch vor zwei oder drei Jahren wäre es nicht schwierig gewesen, die reichen Freunde von Ewart und June und ihre Nachbarn von den Unitariern, den Freunden aus der Selbstfindungsgruppe zu unterscheiden. Jetzt war es unmöglich. Einige dieser Leute waren wahrscheinlich beides.
Ewart schlängelte sich zwischen ihnen durch und bot ihnen Getränke an. June stand im Wohnzimmer, neben dem Tisch mit dem Kaffee und den Sandwiches. Brötchen mit Würstchen, mit Spargel. Sie hatte Zeit gefunden, die zuzubereiten. Ihre Kleidung war entzückend – ein langes, handgewebtes, gold- und orangefarbenes Kleid mit passender Stola, fest und grob, mexikanisch oder spanisch. Ihre silbergrünen Augenlider waren eine Überraschung und ein Fehler, die einzige Andeutung von etwas Hektischem, Unsicherem.
»Alles in Ordnung?«, fragte ihre Schwester sie. »Ich habe es nicht geschafft, dich herumzuführen und den Leuten vorzustellen, ich überlasse dich einfach dir selbst.«
»Alles in Ordnung«, sagte Eileen. »Ich habe was zu trinken.«
Sie hatte es aufgegeben, zu fragen, was sie tun konnte, um zu helfen. Sie hatte es aufgegeben, sich nach etwas umzuschauen, was sie tun konnte. Die Küche, das Esszimmer waren voller Frauen, die wussten, wo alles hingehörte, aber sie hatten auch nicht mehr Glück als Eileen. June war ihnen allen zuvorgekommen. An alles war gedacht worden, alles war getan worden.
Die Wände und die hohe, schräge Decke des Wohnzimmers waren aus warmem Holz; der Teppichboden und die Vorhänge waren dick, cremefarben und weich. Eileen trank Wodka. Die Vorhänge waren nicht zugezogen, und so sah sie alle in ihren prächtigen, verwirrenden Gewandungen (auch sie selbst, entgegen ihren eigenen strengeren Maßstäben, in einem dunkelblauen, mit silbernen Fäden bestickten Kaftan), wie sie umhergingen, tranken, plauderten, vor dem Hintergrund des späten Nachmittags, des frühen Abends. Vor der regnerischen Dunkelheit sah sie alle hell beleuchtet, beschützt. Sie sah den Lichterteppich, das war die Innenstadt, den Streifen Schwärze, das war das Wasser.
»Wissen Sie, wo Sie sind?«, fragte der Ehemann. »Sie sind auf der Flanke vom Hollyburn Mountain. Da drüben ist Point Grey.« Er führte sie näher ans Fenster, damit er ihr genau gegenüber die Lions Gate Bridge zeigen konnte, eine ferne Kette aus sich bewegenden Lichtern.
»Phantastische Aussicht«, sagte er.
Eileen pflichtete ihm bei.
Er war ein Nachbar, erzählte er ihr, er hatte sich ein Haus ein bisschen weiter oben am Hang gebaut. Wie viele reiche Leute schien er voll einer aufrichtigen und ratlosen, fast bedrückenden Hoffnung zu stecken, alles bekommen zu haben, was ihm zustand.
»Wir hatten früher ein Haus in North Vancouver«, sagte er. »Und ich war mir lange nicht sicher, ob es richtig war, es aufzugeben. Ich war nicht sicher, ob mir diese Aussicht ebenso gefallen würde. Früher blickten wir auf den Hang dieses Berges, genau dahin, wo wir jetzt sind, und auf die Brücke und die Innenstadt, und an einem klaren Tag konnten wir Vancouver Island sehen. Wenn man nach Westen schaute, bekam man die Sonnenuntergänge mit. Herrlich. Aber jetzt liebe ich das hier
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