Was ich dir schon immer sagen wollte
da war. Margot, die sich in jedem Augenblick in ein leckes Boot begeben konnte, in ein Flugzeug, dem die Entführung bevorstand, in einen Bus mit maroden Bremsen, in ein Gebäude, in dem Terroristen Bomben gelegt hatten, Margot lebte viel riskanter als Douglas zu Hause. Und trotzdem.
Er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die drei anderen Jungen im Wagen hatten nur leichte Verletzungen davongetragen.
Ein stämmiger Junge. Im Flugzeug hatte Eileen versucht, sich ein klares Bild von ihm zu machen. Seine blonden Haare trug er lang, im Nacken von einem Band zusammengehalten wie die seiner Mutter. Aber er teilte nicht die Neigungen der Langhaarigen seiner Generation. Veränderte Bewusstseinszustände, transzendentale Wahrnehmungen waren nicht seine Sache. Er widmete sich hartnäckig irdischen, materiellen, naturwissenschaftlichen Interessen, den Flügen zum Mond, dem Sport (als Zuschauer) und sogar der Börse. Er war wie sein Vater in seinem verbissenen, vielleicht leidenschaftlichen Anhäufen und Bewahren und Hersagen von Detailwissen. Er erklärte gerne. Er hatte wenig Freunde. Er ging mit abweisender und gebieterischer Miene durchs Haus und trank Diätcola. Ewart und June hatten die Wochenenden und die Feiertage immer mit Familienaktivitäten gefüllt. Sie besaßen ein Segelboot. Sie gingen bergsteigen und Höhlen erkunden. Sie liefen Ski und Schlittschuh und hatten sich vor kurzem Fahrräder mit zehn Gängen gekauft. Eileen nahm an, dass Douglas an alldem teilnahm, er konnte es kaum vermeiden; aber seine untersetzte Figur, sein geruhsamer Stil weckten Zweifel daran, wie enthusiastisch, wie überzeugt diese Teilnahme sein mochte. Er war auf die experimentelle Schule gegangen, die fast völlig auf die finanzielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen war. Die Freiheit, auf der man dort bestand, die Bemühungen um Kreativität waren ihm vielleicht wesensfremd. Eileen konnte nur Vermutungen anstellen. Douglas selbst hätte sich nichts anmerken lassen. Er war in seiner Konventionalität nicht romantisch genug – genug gewesen –, um sich selbst als den Rebell, den Skeptiker zu sehen.
Sein Vater hockte sich hin, berührte die Sträucher, zeigte ihr die verschiedenen Nadelarten und sprach von ihren komplizierten Bedürfnissen, von Bodenanalysen, Bewässerung, Nährstoffen. Er konzentrierte sich völlig darauf. Er war kein sexuell attraktiver Mann. Warum nicht? Sein großer, schlaffer Hintern, sein verletzliches, kreuzbraves Aussehen von hinten? June hatte Eileen einmal erzählt, dass sie sich mit Ewart pornographische Filme angesehen hatte, zusammen mit anderen Paaren aus einer sogenannten Selbstfindungsgruppe der Unitarischen Kirche. Sie interessierten sich dafür, neue Stimulanzien auszuprobieren. Eileen hatte das herumerzählt und daraus ein abschreckendes Beispiel und einen Witz gemacht. Jetzt dachte sie, dass ihr Gelächter daneben gewesen war. Nicht weil es boshaft war, wie sie zu der Zeit schuldbewusst gedacht hatte, sondern unverständig. Diese Ernsthaftigkeit war kein Scherz. Dies war ein Verdauungssystem, das alles zuträglich fand. Es schreckte vor nichts zurück. Japanische Gärten, pornographische Filme, Unfalltod. Alle wurden sie ergriffen, zerkaut und aufgenommen, umgewandelt, zerstört.
Nach der Gedenkfeier war das Haus voll mit den Freunden von June und Ewart und ihren Nachbarn und den Freunden ihrer größeren Kinder. Die Teenager waren unten im Freizeitraum, vor dem vom Boden bis zur Decke reichenden gemauerten Kamin. Viele von ihnen behaupteten, Freunde von Douglas zu sein. Vielleicht stimmte es. Sie kamen mit Gitarren, Blockflöten und Kerzen. Ein Mädchen kam in einen Quilt gewickelt. »Findet hier die Gedenkparty statt?«, fragte sie an der Tür, sanft strahlend. Andere trugen Fransentücher, dünne lange Kleider. Sie sahen nicht so verschieden von der älteren Generation aus, wie sie wünschen mochten. Unten zündeten sie die Kerzen an; nur die und das Kaminfeuer spendeten ihnen Licht. Sie verbrannten Räucherstäbchen. Sie sangen und spielten ihre Instrumente. Der aufsteigende Rauch enthielt eine Note von Marihuana.
»Ihre Art, sich von Douglas zu verabschieden«, sagte eine langhaarige, verlebt aussehende Frau, die auch in ein Tuch gehüllt war und sich über das Treppengeländer beugte. »Das ist sehr schön, wirklich, sehr bewegend.«
Aber hätte Douglas sie genossen, diese Gedenkparty? Er hätte es nicht gesagt. Er wäre vielleicht eine Weile lang geblieben, aus
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