Was ich dir schon immer sagen wollte
Balken. Sie stand an der Pforte, wo ein großer, verwilderter Forsythienstrauch erblüht war, sehr früh, kaum dass der Schnee verschwunden war. Sie achtete darauf, dass ich an ihrer Seite blieb. Meine Mutter, die uns hergefahren hatte, saß im Auto ein Stückchen die Straße hoch. Sie schaute vermutlich auch zu, mochte sich aber nicht unter die Gaffer mischen.
Ich hatte als Erste das Feuer von meinem Fenster im ersten Stock gesehen, hatte etwas Schönes gesehen, ein Aufglühen in einem Winkel der nächtlichen Landschaft, anders als der Schein der städtischen Lichter, ein warmer, sich ausbreitender Teich. Es war das Haus, das dieses Licht ausstrahlte, durch seine Risse und Fenster.
Robinas Problem, dachte ich, war, dass sie nichts gegen das Feuer unternehmen konnte. Sie konnte die Feuerwehrmänner nicht umherscheuchen. Sie versuchte es, aber die gingen nur weiter mürrisch ihrer Arbeit nach, keiner von ihnen hatte es eilig. Sie konnte die Informationen korrigieren, die die Leute austauschten; das war wenigstens etwas.
»Zum Glück ist keiner da drin«, sagte ein Neuankömmling.
Und Robina sagte streng: »Wissen Sie denn nicht, was das für ein Haus ist?«
Offenbar gab es Ahnungslose.
»Wissen Sie denn nicht, wer in diesem Haus wohnt? Stump Troy.«
Das Verständnis war ungenügend, also fuhr sie fort.
»Na Stump Troy, der keine Beine hat! Der wird da nicht rausgelaufen sein, oder? Der ist immer noch da drin.«
»Mein Gott«, sagte ein Mann ehrfürchtig. »Mein Gott, der wird ja geröstet!«
Das Geräusch des Feuers war erstaunlich. Es war wie ein schrilles Schrappen, wie Bretter oder ein Rasenmäher, die über Zement gezerrt werden. Ich hätte nie gedacht, dass ein Feuer sich so anhören würde. Ein raues, lebhaftes Tosen, das, was die Leute Krach nennen. In diesem Krach, schrie da Stump Troy, rief er um Hilfe? Falls er es tat, war das Feuer zu laut für ihn, niemand konnte ihn hören.
Es war noch vor Mitternacht, also waren die meisten noch nicht zu Bett gegangen oder bereit gewesen, wieder aufzustehen. Die Straße war jetzt von Autos verstopft. Etliche Leute saßen einfach in ihrem Auto und sahen zu, aber viele waren auch draußen, gingen den Feuerwehrleuten hinterher oder standen am Zaun mit angeleuchtetem Gesicht. Sogar Kinder rannten nicht herum, das Feuer beanspruchte zu viel von ihrer Aufmerksamkeit. Ich sah Robinas jüngere Brüder und Schwestern, wenigstens einige von ihnen. Sie mussten das Feuer von ihrem Hof aus gesehen haben – zu der Zeit musste der Feuerschein schon am Himmel stehen – und den ganzen Weg hierher gelaufen sein, nachts durch den dunklen Wald. Robina sah sie auch und rief ihnen etwas zu.
»Florence! Carter! Findley! Haltet euch da raus!«
Sie hielten sich ohnehin im Hintergrund, waren nicht so nahe dran wie wir.
Sie fragte nicht, wo Jimmy und Duval waren, die solch ein Spektakel bestimmt nicht gern versäumt hätten. Ich stellte die Frage für sie, so laut ich konnte.
»Florence! Wo sind Jimmy und Duval?«
Robina holte mit ihrem vollständigen Arm aus und schlug mich ins Gesicht, auf den Mund, der härteste Schlag, der mir je versetzt worden war oder werden würde. Er kam so plötzlich, dass ich dachte, er hätte etwas mit dem Feuer zu tun (denn viele sagten schon lange: »Passt bloß auf, das ganze Ding geht gleich hoch, Bretter werden rumfliegen!«), oder Robinas Arm wäre herausgeschossen, um zu verhindern, dass mich etwas anderes traf. Im selben Augenblick, so schien es, flog das Dach in die Luft, und die Leute hasteten zurück. Flammen schossen in den Himmel. Fast im selben Augenblick erscholl aus einem anderen Teil des Hofes ein Schrei, allerdings verstand ich erst später, weshalb der Schrei ausgestoßen wurde. In meiner Verwirrung dachte ich sogar, dass er etwas mit Robinas Maulschelle zu tun hatte. In Wirklichkeit galt er Howard Troy, der von dem Platz, an dem er gesessen hatte, in den brennenden, zusammenbrechenden Hauseingang gestürzt war, viel zu spät, um jemanden zu retten, falls das seine Absicht war, zu spät, um selbst gerettet zu werden.
Später gab es mehrere Erklärungen dafür. Eine war, dass er eigentlich in die andere Richtung rennen wollte, vom Feuer weg, aber in seinem momentanen Wahnsinn stattdessen geradewegs hineinrannte. Eine andere war, dass er seinen Vater schreien hörte und immer noch dachte, er könnte ihn herausholen. Oder meinte, ihn schreien zu hören. Dabei war Stump Troy zu dem Zeitpunkt bestimmt nicht mehr in der Lage, zu
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