Was ich dir schon immer sagen wollte
schreien. Diese Erklärung hätte aus Howard Troy einen Helden gemacht und war nicht populär, obwohl es überraschenderweise einige wenige gab, die ihr anhingen, darunter meine Mutter.
Eine andere Erklärung war, dass Howard Troy das Feuer selbst gelegt hatte, vielleicht nach einem Streit mit seinem Vater, vielleicht aus keinem besonderen Grund, allein, um zu zeigen, was er tun konnte, all die Zeit über hatte eigentlich tun wollen, während ihm die Leute zu Recht misstrauten. Es gab Rückhalt für diese Meinung, in Form eines leeren Benzinkanisters. Diejenigen, die glaubten, dass das Feuer gelegt worden war, behaupteten manchmal, dass Stump es selbst getan oder in Auftrag gegeben haben könnte, um die Versicherung zu betrügen. Er hatte vorgehabt, nicht im Haus zu sein, oder sich darauf verlassen, dass Howard ihn herausholen würde, und der hatte ihn durch Feigheit oder Saumseligkeit im Stich gelassen. Dann war Howard aus Gewissensbissen oder Angst vor der Polizei ins Feuer gerannt.
In jenen Augenblicken jedoch gab es keine Erklärungen. Die Leute konnten nichts weiter tun, als eiligst anderen Leuten alles zu erzählen, die vielleicht nichts gesehen hatten. Ich war nicht überrascht. Das Feuer selbst und der Schlag in mein Gesicht hatten mich gegen weitere Überraschungen abgeschirmt. Ich hielt die Hände an den Mund, aber wundersamerweise hatten sich meine Zähne nicht gelockert; das einzige Blut kam aus einer kleinen Wunde innen an der Lippe von der Spitze eines Zahns.
Robina schien das Feuer plötzlich sattzuhaben. Sie zog mich vom Tor weg die Straße entlang. Das Auto meiner Mutter war nicht zu sehen.
»Sie ist schon vor uns nach Hause gefahren«, sagte Robina. »Ich nehm’s ihr nicht übel. Diese Idioten können von mir aus die ganze Nacht da stehen, wenn sie wollen. Ich weiß, worauf die warten. Die wollen sehen, wie sie die Leiche heraustragen. Die Leichen«, verbesserte sie sich. »Da können die lange warten.«
Ich antwortete nicht, schaute mich auch kein einziges Mal zum Feuer um. Ich ging voran. Robina stieß mich einmal an, damit ich nicht in den Straßengraben stolperte. Als sie mich berührte, schrak ich zusammen.
»Du läufst wie eine Schlafwandlerin. Ich hab dich nur gepackt, damit du nicht kopfüber in den Straßengraben fällst.«
Als wir an den Autos vorbei waren und es genug Platz gab, holte Robina mich ein, um neben mir zu gehen. Ich hatte das Gefühl, wenn sie rings um mich hätte sein können, gleichzeitig vor mir und hinter mir und auf beiden Seiten, dann hätte sie es getan. Sie wollte mich umschließen, in mich hineinspähen, bis sie fand, was sie suchte, und es umänderte. Unterdessen sagte sie: »Wenn du dir wegen so einer Sache Gedanken machst, dann wirst du es in dieser Welt sehr schwer haben.«
Ich versuchte in keiner Weise, Robina zu bestrafen oder zu ärgern. Ich hatte wirklich vor, ihr zu antworten. Eine Zeitlang glaubte ich, dass ich geantwortet hatte, geradeso, wie man sich im Halbschlaf sagt, dass man etwas tun muss – ein Fenster schließen, das Licht ausmachen –, und sich dann im Schlaf selbst überzeugt, dass man es tatsächlich getan hat. Und nach einem solchen Schlaf kann man nie ganz sicher sein, was wirklich passiert ist, was wirklich gesagt worden ist, und was man geträumt hat. Ich wusste hinterher nie, ob Robina wirklich von Zeit zu Zeit etwas zu mir gesagt hatte, wie ich es mir einbildete, mit einer untypisch weichen und besorgten Stimme, die etwas androhte oder versprach, Angst machte und beruhigte.
Oder ob sie je gesagt hatte: »Hör zu. Ich zeig dir meinen Arm.«
Falls sie es tat, gab ich ihr auch darauf keine Antwort.
Als ich auf die Highschool ging oder vom College übers Wochenende zu Hause war, sah ich Robina manchmal über die Hauptstraße laufen, mit ihrem schlenkernden Ärmel, dem weit ausholenden gesunden Arm und ihren langen Schritten, die immer bergab zu führen schienen. Sie arbeitete schon seit langer Zeit nicht mehr für uns. Als mein Vater auf Dauer nach Hause kam, mit einer Pflegerin, die in der Küche das Regiment übernahm, war kein Platz mehr für sie da und auch kein Geld. Ihr Anblick erinnerte mich unweigerlich an meine Kindheit, die so lange her zu sein schien und erfüllt von panischer Angst und Schande. Denn ich hatte mich verändert, meine Situation hatte sich verändert, ich glaubte, dass ich mit etwas Glück und klugem Verhalten eines Tages den Anschein erwecken konnte, so zu sein wie alle anderen. Und das ist mir in der
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