Was ich mir schon immer merken wollte
Grimmelshausen (1621–1676) avancierte mit dem »Abenteuerlichen Simplicissimus Teutsch« (1668/69) zum bedeutendsten Vertreter des Schelmenromans in Deutschland.
Unter der anagrammatischen Verschlüsselung seines Namens »German Schleifheim von Sulsfort« veröffentlichte Grimmelshausen den Roman 1669 (mundartliche Fassung 1668) – 20 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, der Hintergrund des Geschehens ist. In der Ich-Form erzählt der Autor das Leben des einfältigen Simplicius Simplicissimus und übt dabei satirisch Gesellschaftskritik.
Das Kind lebt zunächst auf einem Bauernhof im Spessart, wird durch einen Soldatenüberfall zu einem Eremiten vertrieben und schlägt sich nach dessen Tod durchs Leben. Er ist Narr, wird zum berüchtigten Dragoner »Jäger von Soest«, macht in Paris als Sänger Furore, verdient nach einer schweren Erkrankung als Quacksalber sein Geld, wird dann wieder als Musketier in den Krieg hineingezogen und lässt sich im Schwarzwald als Bauer nieder. Dort erfährt er von seiner wahren Herkunft. Er startet eine neue Reise, während der es ihn nach Moskau, Korea, Japan, Macao, Konstantinopel und Rom verschlägt. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges lässt er sich wieder als Einsiedler im Spessart nieder. In der Fortsetzung des Romans, der Continuatio, die mit der zweiten Auflage erschien, reist Simplicius erneut und strandet schließlich nach einem Schiffbruch auf einer Insel, wo er als Eremit seine Lebensgeschichte aufschreibt, den vorliegenden Roman.
Der Roman war zu seiner Zeit ein enormer Publikumserfolg, was sich beispielsweise in fünf Auflagen und einem überaus erfolgreichen Raubdruck zeigte. Sein Erfolg inspirierte zahlreiche Nachahmer; Simpliciaden waren im 17. und 18. Jahrhundert sehr beliebt.
Erhellendes
Grimmelshausens Roman wirkte auch bis ins 20. Jahrhundert hinein; beispielsweise beeinflusste er Thomas Manns » Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull«.
Albert Schweitzer
Der evangelische Theologe und Arzt Albert Schweitzer (1875–1965) gründete 1913 in Gabun das Tropenhospital Lambaréné, in dem er bis zu seinem Tod tätig war. Für sein humanistisches Wirken erhielt der Elsässer 1952 den Friedensnobelpreis.
Zwar gehörte die große Leidenschaft des studierten Theologen, Philosophen und Mediziners der Musik, gleichwohl entschied sich Albert Schweitzer zusammen mit seiner Frau Helene 1913, ein Hospital in Äquatorialafrika aufzubauen, um die katastrophale medizinische Versorgung der dortigen Menschen zu verbessern.
Ihre Wahl fiel auf Lambaréné am Ogowe-Fluss, wo Schweitzer unter anfangs äußerst primitiven Umständen in den folgenden gut 50 Jahren als Missionsarzt arbeitete. Der Schritt in eine andere Welt war für Schweitzer mit einigen medizinischen Überraschungen verbunden: Die meisten Krankheiten, die er auch aus Europa bestens kannte, fand der Mediziner auch in Afrika vor – mit Ausnahme von Krebs, wie er in seinem 1920 fertiggestellten Buch »Zwischen Wasser und Urwald« notierte. Dafür stellte Schweitzer zu seinem Erstaunen zahlreiche Erkältungskrankheiten insbesondere bei Kindern fest, die er in tropischen Regionen nicht unbedingt erwartet hatte.
Schweitzer machte sich aber auch auf anderen Gebieten einen Namen: Als Musiker gab Schweitzer u. a. eine Neuinterpretation der Orgelwerke Johann Sebastian Bachs mit heraus. Als Theologe publizierte er vor allem über das Leben Jesu, als Philosoph zeigte er sich mit seinem Grundsatz der »Ehrfurcht vor dem Leben« vom Gedanken der Solidarität zwischen den Menschen im Zuge eines wachsenden Zivilisationsprozesses überzeugt. In den 1950er Jahren wandte sich der Humanist vehement gegen die atomare Rüstung der Supermächte. Der Träger des Friedensnobelpreises (1952) starb 1965 im Alter von 90 Jahren in Lambaréné.
Erhellendes
1951 wurde Schweitzer mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Als bedeutender Bach-Interpret beschäftigte sich Schweitzer auch intensiv mit dem Orgelbau.
Der Siebenjährige Krieg
Der Siebenjährige Krieg (1756–1763), der in Europa und gleichzeitig in europäischen Überseekolonien geführt wurde, gilt als der erste weltweite Krieg. Er veränderte das europäische Mächteverhältnis.
Um das im 1. und 2. Schlesischen Krieg verlorene Schlesien zurückzugewinnen, hatte sich Österreich mit Frankreich und Russland gegen Preußen verbündet. Preußen, das auf Schlesien nicht verzichten wollte, war ein Bündnis mit Großbritannien-Hannover
Weitere Kostenlose Bücher