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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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rasch. »Kochen ist kein Problem.«
    »Super«, sagte er. Als wir zum Haus gingen, legte er den Arm um meine Taille. »Jetzt ist es vorbei, Babe«, wisperte er in mein Haar. Ich wünschte, ich könnte ihm glauben, aber ich wusste, dass er sich irrte. Es war zu heiß für körperliche Nähe, und nach einigen Anstandssekunden löste ich mich unauffällig von ihm.
    Nach dem Essen saßen wir draußen, weit entfernt von dem frisch betonierten Teich. Ein Gewitter lag in der Luft  –  der Himmel war zu Schattierungen von Mauve und Grau verblasst, und obgleich wir keinen Blitz sahen, ertönte von Zeit zu Zeit ein langgezogenes Donnergrollen aus dem entfernten Welsh-Gebirge, manchmal gefolgt von einer Brise, die durch den Garten fegte und den Bäumen und Büschen ein nervöses Flüstern entlockte.
    Danny hatte in der hinteren Ecke der Vorratskammer eine Flasche Limonade entdeckt, die er zum Verdünnen meines Whiskys verwendete. Ich trank ziemlich schnell, musste einfach irgendet was mit meinen Händen machen. Unsere kläglichen Konversationsversuche waren von langen Schweigepausen durchbrochen. Es war, als wäre zwischen uns bereits alles gesagt worden  –  oder als wäre das, was noch blieb, unaussprechlich. Mehrmals ertappte ich Simon dabei, wie er mich nachdenklich musterte, doch jedes Mal, wenn sich unsere Blicke trafen, sah er rasch wieder weg. Es begann mir unheimlich zu werden. Als Danny ins Bad ging, hielt ich es nicht länger aus. »Hör auf, mich anzustarren. Das ist mir unheimlich.«
    Mein schriller Protest schien ihn zu reizen. Er fixierte mich weiterhin. »Du bist verrückt nach Danny, nicht
wahr? Mich interessiert, wie weit du für ihn gehen würdest. Wo liegt deine Grenze, Katy?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte ich. In meiner Stimme lag ein Zittern, und ich rutschte im Gras ein Stück zur Seite, um mehr Abstand zwischen uns zu schaffen. Rachel Hewitt war verrückt nach Danny gewesen, und was ist mit ihr passiert? Sie war mit Simons Schraubenzieher erstochen worden  –  nein, Moment, das war nicht richtig. Sie war erwürgt worden  –  mit Trudies Schal. Ich drehte langsam durch, starrte ins Gebüsch, wollte Simon nicht direkt ansehen. Aber mir war bewusst, dass er mich nach wie vor beobachtete.
    Danny ließ sich zwischen uns ins Gras fallen. »Ich schätze, im Haus sind es noch weit über zwanzig Grad«, sagte er.
    Ich hörte ihn, ohne seine Worte aufzunehmen. Verstohlen blickte ich erneut zu Simon hinüber, aber der entblätterte ein Gänseblümchen, das er in der Wiese gepflückt hatte: zupfte mit hässlich abgebrochenen Nägeln Blütenblatt um Blütenblatt aus. Aus dem Nichts kam mir in den Sinn, wie perfekt geformt seine Nägel zu Beginn des Sommers gewesen waren, bevor sie durch das Schaufeln kaputtgingen. Was hatte Simon vorhin gesagt  –  hatte er überhaupt etwas gesagt?
    Das Gewitter rückte langsam näher, bis der Donner uns aus der Nähe bedrohte, den Abhang von Bettis Wood hinaufrollte und uns erschrocken zusammenzucken ließ. Wir hörten sie, bevor wir sie sahen: riesige Tropfen in Golfballgröße, die die Pflastersteine der Terrasse bereits dunkel färbten, noch ehe wir aufspringen und ins Haus flüchten konnten. Unsicher wankte ich in die Küche, stieß mir den Arm am Türpfosten und hielt mich Halt
suchend am Tischrand fest. Du bist betrunken, sagte ich im Stillen zu mir. Widerlich, ekelhaft betrunken. Der Gedanke war seltsam angenehm.
    »Hui«, stieß Danny aus. »So wie es jetzt schüttet, werden wir den Gartenschlauch morgen gar nicht brauchen, um den Teich zu füllen.«
    Ein Sperrfeuer aus Donner übertönte Simons Antwort. Instinktiv presste ich die Hände auf die Ohren, spürte währenddessen, wie das Haus unter meinen Fußsohlen vibrierte.
    »Ich habe Gewitter noch nie so erlebt wie hier«, schrie ich  –  meine Worte klangen unnatürlich laut in der Pause zwischen den Donnerschlägen. Ein weiteres anhaltendes Getöse  –  als würden Riesen in einer Wohnung über uns ihre Möbel verrücken  –  machte jede Antwort unmöglich. Einige Sekunden lang war das Gewitter direkt über uns: dann hörte der Regen so abrupt auf, wie er begonnen hatte. Gleichzeitig klang der Donner ab, als hätte er das Interesse an dem Spiel verloren. Es war so heiß wie immer  – im Haus war es nach wie vor stickig, und draußen verdunstete der Regen bereits.
    Ich blickte zu Simon hinüber. In seinem Gesicht lag ein verzweifelter Ausdruck. »Gott, was ist das nur

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