Was im Dunkeln liegt
haben. Es passierte schließlich nicht jeden Tag, dass eine Trudie bei dir auftauchte. Es war nur eine Frage der Zeit – das war alles. Beinahe wünschte ich, Sergeant Mathieson würde um die Ecke kommen und uns an Ort und Stelle festnehmen – einfach nur, um die Sache endlich hinter mich zu bringen. Simon stand direkt vor mir, und ich bemerkte, dass sein T-Shirt, ebenso wie meines, schweißnass war.
»So, junge Dame«, unterbrach Vic Gordons neuesten Monolog – redete in der Tat direkt über ihn hinweg. »Wie wäre es mit einer neuen Fuhre Tee?«
Ich kochte innerlich. Außer meinem Vater nannte mich niemand junge Dame – und er machte es auch nur, weil er wusste, wie sehr mich das auf die Palme brachte. Ich schluckte meinen Unmut hinunter. Was herablassendes Verhalten betraf, lag der Punktestand zwischen einheimischen
Bauarbeitern und Hippies jetzt bei ungefähr dreißig zu null, aber wir wagten es nicht, ihnen ihren Spaß zu nehmen.
»Klaro«, sagte ich.
Gordon stellte sich neben den Betonmischer, etwas abseits von den anderen. Als ich mich ihm näherte, um seine leere Tasse entgegenzunehmen, blinzelte er mir wissend zu und sagte: »Musstest sie wohl loswerden, was?«
»Was soll das heißen?«
»Diese Trudie – hat sicher für Probleme gesorgt zwischen dir und den Jungs, stimmt’s?«
»Nein.« Ich wollte die Empörte spielen, nur gelang mir das nicht so recht. Stattdessen kippte meine Stimme in eine grausame Parodie von Mickymaus um. »Wir wollten sie nicht – loswerden.«
»Aber er sagte doch, sie ist weitergezogen.«
»Ist sie auch – sie hat nur eine Zeit lang bei uns gewohnt.«
»Und wo ist sie hin?«
Darauf war ich nicht vorbereitet. Es war nicht so, dass er misstrauisch gewesen wäre – er betrieb lediglich Konversation. Aber wir hatten noch nicht abgesprochen, was wir den Leuten erzählen sollten, und wenn ich jetzt irgendetwas erfände, bestand das Risiko, dass Simon oder Danny später etwas völlig Widersprüchliches behaupten würden – und das würde ihn misstrauisch machen. Ich ließ die Tasse, die ich in der Hand hielt, aus den Fingern gleiten. Sie fiel ins Gras und zerbrach nicht, aber es genügte, um Gordon abzulenken und mir die Flucht zu ermöglichen.
Als ich den frisch aufgebrühten Tee nach draußen brachte, wartete Gordon, bis sich alle eine Tasse vom Tablett
genommen hatten, und bedeutete mir dann, mich ein Stück mit ihm von den anderen zu entfernen. Mir behagte das gar nicht, aber ich sah keine Möglichkeit, mich ihm zu entziehen, und so folgte ich ihm ein paar Schritte weiter zum Rand der Wiese, als hätten wir unter dem Rankenbogen einer Klematis etwas Interessantes entdeckt.
»Du steckst in Schwierigkeiten, stimmt’s?«, fragte er leise, während er kurz zu den anderen hinüberspähte, um zu sehen, ob sie uns beobachteten.
Der Gedanke, er müsse über Trudie Bescheid wissen, sprang mich förmlich an. Ich verstand nicht, wie es geschehen konnte, aber irgendwie musste er es herausgefunden haben. Vielleicht hatte er sich in jener Nacht im Wald versteckt – oder bemerkt, dass irgendetwas mit dem Teichboden nicht stimmte. Irrational wie Betrunkene taumelten diese Gedanken durch meinen Kopf, während er auf eine Antwort wartete. Als keine erfolgte, sagte er: »Es ist okay. Ich werde Vic nichts erzählen.« Wenn er die Stimme senkte, wurde sein lokaler Dialekt stärker. – Trudie hätte ihn als »Landjungen« oder »Bauerntölpel« bezeichnet.
»Worüber nichts erzählen?«, stammelte ich.
»Über deine Schwangerschaft. Ich kenne die Anzeichen – morgendliche Übelkeit und launisch wie eine Katze. Meine Schwester hat sich diesen Schlamassel letztes Jahr eingebrockt. Wenn du magst, kann ich dir die Adresse von der Klinik besorgen, in der sie war.«
Nur hochgradige Entrüstung bewahrte mich davor, laut loszulachen. »Ich bin nicht schwanger«, sagte ich und stolzierte mit empörter Miene ins Haus zurück. Sobald ich in der Küche war, begann ich zu lachen. Es kam in
einem Schwall aus mir heraus wie Wasser bei einem Dammbruch. Ich musste mich hinsetzen, um nicht zusammenzubrechen; lachte, bis es begann wehzutun, bis sich schließlich das Lachen in ein Schluchzen verwandelte, das in meiner Kehle schmerzte und mir die Brust zusammenschnürte.
Das Brummen des Betonmischers hielt den ganzen Tag an. Mein Kopf war so voll von diesem Geräusch, dass sich irgendwann jede neue Drehung der Maschine in mein Hirn zu
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