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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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getötet.
    Dann plötzlich wurde mir alles klar.
    Ich sprang auf und raste die Treppen hinauf. Mein jäher Aufbruch musste ihn überrascht haben, denn er setzte
sich nicht sofort in Bewegung  –  blieb einfach am Fuß der Treppe stehen und sagte: »Katy … Katy  –  warte.«
    Als ich mein Zimmer erreichte, hörte ich, wie er mir nachkam, also schlug ich die Tür zu und sah mich nach dem nächstbesten schweren Möbelstück um, das in diesem Fall ein altmodischer gepolsterter Lehnsessel war. Ich zerrte ihn vor die Tür und setzte mich darauf, gerade noch rechtzeitig, um Danny am Öffnen der Tür zu hindern.
    Als er merkte, dass er nicht hereinkonnte, stieß er mehrere Male gegen die Tür, versetzte meinem Sessel und mir damit einen Ruck, aber es gelang ihm nicht, uns von unserem Platz zu vertreiben.
    »Katy«, sagte er mit seiner sanftesten Stimme, verlockend und eindringlich, nur leicht gedämpft durch die massive Holztür. »Sei nicht albern. Lass mich rein.«
    »Nein. Geh weg.«
    »Katy  –  komm schon. Ich muss mit dir reden  –  von Angesicht zu Angesicht. Ich kann dir alles erklären.«
    »Geh weg«, kreischte ich.
    In dem langen schmalen Spiegel des Wandschranks konnte ich mein Spiegelbild sehen. Ich sah bizarr aus, wie ich da auf dem hochlehnigen Armsessel thronte, das Gesicht dunkelrot vor Anstrengung den Eindringling abzuwehren, der Ausdruck einer Wahnsinnigen.
    Gleichmäßig begann Danny gegen die Tür zu drücken. Meine Füße gerieten ins Rutschen  –  er war wesentlich kräftiger und schwerer als ich. Ein dunkler Spalt tat sich zwischen Türrahmen und Tür auf, getreu aufgezeichnet im Schrankspiegel; aber bis sich der Spalt ungefähr zehn Zentimeter weit geöffnet hatte, war der Sessel mit mir bereits in Reichweite des Bettes gerutscht. Ich stemmte
Hände und Füße dagegen, hatte das Gefühl, meine Kniegelenke würden jeden Moment auseinanderbrechen. Ob er nun vor diesem zusätzlichen Hindernis kapitulierte oder aus eigenem Entschluss, jedenfalls hörte der Druck abrupt auf, und ich machte mir diese Verschnaufpause sofort zunutze, indem ich mich und den Sessel in einer einzigen Bewegung zurück an die Tür schob.
    »Los, Katy  –  lass mich rein. Ich will doch nur mit dir reden.«
    Ich gab keine Antwort.
    »Okay.« Er schlug einen Ton heiterer Resignation an. »Dann werde ich eben von hier aus mit dir sprechen.«
    Ich blieb still.
    »Wir werden zusammenbleiben, Katy. Wir lieben uns. Wir sind füreinander bestimmt. Du und ich  –  zusammen.« Er hielt inne und fuhr fort, als keine Antwort erfolgte: »Trudie hat versucht, dich mir wegzunehmen. Sie hat dich auf Abwege geführt. Kannst du mich hören, Katy? Du weißt, worüber ich spreche, nicht wahr?«
    Ich schwieg.
    Nach einer weiteren kurzen Pause setzte er von Neuem an. »Ich weiß, du kannst mich hören. Ehrlich, Babe, ich gebe dir keine Schuld. Sie hat dich dazu verführt  –  das weiß ich. Es ist nicht normal  –  dieses ganze Mädchen-mit-Mädchen-Herumgemache. Sie hat dich … beschmutzt. Sobald Simon mir erzählte, dass er euch zusammen beobachtet hat, war mir klar, dass ich sie stoppen musste … Willst du denn gar nichts dazu sagen, Katy?«
    Ich konnte nichts sagen. Meine Lippen und mein Hirn waren wie erstarrt. Ich saß in meinem Sessel, wiegte mich vor und zurück.
    »Katy, ich habe das für uns getan. Hör zu  –  ich werde
später zurückkommen, wenn du dich etwas beruhigt hast, und dann werden wir über alles reden. Am Ende wirst du einsehen, dass es die richtige Entscheidung war.«
    Ich hörte das misstönende Ächzen der Stufen, als er hinunterging. Es war seltsam, dass sie manchmal so laut und dann wieder ganz leise waren  –  nicht wie in einem normalen Haus, wo man mit der Zeit all die lockeren Dielenbretter kannte. Hier war alles so veränderlich wie Treibsand.
    Ich war mit dem Sessel wie verwurzelt, wagte es nicht, meine Wachposition an der Tür aufzugeben, aus Angst, er käme sofort wieder zurück. Er unternahm nicht einmal den Versuch, es abzustreiten. Träumte ich das alles nur? Hatte ich irgendetwas völlig falsch verstanden?
    Ich zwang meine Gedanken wieder zu jener Nacht im Wald zurück. Die ersten Momente, als ich mich allein in der Finsternis wiedergefunden hatte. Ich hatte nach Danny gerufen, aber sein Licht war verschwunden. Das einzige Licht, das ich gesehen hatte, war ein sehr viel kleineres in der Ferne  –  Trudies Licht, dem ich zu folgen versucht hatte, bis ich es

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