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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Antiquitätenhändler. Trudie
war in seinem Laden und hat wegen einer Briefmarke nachgefragt.«
    »Was für eine Briefmarke?«
    »Puh, keine Ahnung. Irgendeine Briefmarke, die ihre Großmutter ihr vermacht hat. Ist auch egal  –  wir haben sie sowieso verbrannt. Ich habe dem Typ gesagt, dass Trudie nicht mehr hier wohnt.«
    Danny stieß einen Pfiff aus. »Scheiße! Fragt sich nur, wie viele Leute noch hier auftauchen und nach ihr fragen werden.«
    »Genau das ist der Punkt«, sagte ich. »Wenn wir nicht hier wären, könnten wir auch nicht gefragt werden.«
    »Wir müssen hier sein, um die richtigen Antworten zu geben, wenn jemand fragt.«
    »Nein«, sagte ich, »ich glaube, das siehst du falsch. Verstehst du denn nicht  –  solange wir alle hier sind, werden wir ständig daran erinnert, was passiert ist. Die Rückkehr von Simons Onkel ist das Beste, was passieren konnte. So muss keiner von uns den restlichen Sommer über hierbleiben, wir können alle woanders hingehen.«
    »Du musst bei mir bleiben«, beharrte Danny. »Ich will nicht, dass du nach Frankreich fährst.«
    »Das wäre aber das Beste«, wandte ich ein.
    Simon hatte den Blick die ganze Zeit über schweigend zwischen uns hin und her wandern lassen. Nun sprach ich ihn direkt an. »Wirst du mich nach Leominster mitnehmen, Si?«
    Danny gab ihm keine Gelegenheit zu antworten. »Du fährst nicht«, sagte er. »Das geht nicht. Wir müssen zusammenbleiben. Was ist sonst mit uns  –  mit unserer Zukunft?«
    »Es gibt kein uns   –  wir haben keine Zukunft. Siehst du das denn nicht ein? Wenn ich weiterhin mit dir zusammen
wäre, würde ich ständig an das, was hier geschehen ist, erinnert werden. Wir haben nur eine Chance, dies alles irgendwann zu vergessen, wenn wir uns voneinander fernhalten  –  und selbst dann …« Ich brach ab, ließ Danny erneut zu Wort kommen.
    »Du spinnst ja total. Sag ihr, dass sie spinnt, Si. Wir müssen zusammenbleiben, alles andere ist Blödsinn.«
    Ich wandte mich Simon zu, ignorierte Danny bewusst. »Bitte, wirst du mich nach Leominster fahren  –  noch heute Nachmittag oder gleich morgen früh?«
    »Tu das nicht«, warf Danny ein. »Sie weiß nicht, was sie redet. Bis morgen hat sie sich wieder eingekriegt.«
    Wir sahen Simon an, zwangen ihn, sich zwischen uns zu entscheiden.
    »Die Gärtnerei liegt nicht auf dem Weg nach Leominster«, sagte er. Es klang nicht so, als hätte er sich entschieden; es war lediglich eine Feststellung.
    Ich interpretierte seine ausweichende Antwort als Absage. »Okay«, sagte ich. »Dann werde ich mich eben allein auf den Weg machen.«
    Danny versuchte, mir beschwichtigend den Arm um die Schultern zu legen. »Warum schläfst du nicht einfach eine Nacht darüber?«, schlug er in einem sehr viel freundlicheren Ton vor.
    Ich schüttelte ihn ab. »Ich gehe packen.«

32
    Ich stapfte aus der Küche, knallte die Tür nicht gerade zu, schloss sie aber mit mehr Kraft, als erforderlich gewesen wäre. Ich würde es ihnen zeigen. Selbst die fügsame alte Katy hatte ihre Grenzen.
    Die wenigen Minuten, die ich benötigte, um alles in meinen Rucksack zu schaufeln, reichten mir, um über die gegebene Situation nachzudenken. Der Nachmittag war bereits weit vorangeschritten, und ich war mindestens vier, fünf Meilen von der nächsten Stadt entfernt. Ich hatte keine Ahnung, wann und wohin Busse fuhren, und selbst wenn ich nach Leominster gelangen würde, wäre es heute Abend vermutlich schon zu spät für die komplizierte Weiterreise mit dem Zug. Eine Pension würde ein zu tiefes Loch in meine kostbare Reisekasse reißen, ganz zu schweigen davon, ob ich überhaupt eine Unterkunft fände. Zum Campen fehlte mir die Ausrüstung. Ich könnte versuchen, per Anhalter weiterzukommen, aber das empfahl sich nicht gerade für allein reisende junge Frauen, und bei meinem Glück würde ich bestimmt an einen mordlüsternen Psychopathen geraten und tot in irgendeinem Straßengraben enden.
    Als ich die Schnallen meines Rucksacks zuzog, hörte ich die ersten Tropfen gegen die Fensterscheibe klatschen.
Toll  –  das fehlte gerade noch. Wie lange würde ich wohl für fünf Meilen brauchen? Und als ich den schweren Rucksack vom Bett hob, stellte sich überdies die Frage, wie weit ich ihn tatsächlich tragen könnte.
    Ich beschloss, Simon noch einmal direkt zu fragen. Am besten, wenn Danny nicht in der Nähe war. Vielleicht könnte ich ihn doch noch überreden, mich nach Leominster zu bringen. Ich war nicht

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