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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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könnten Simon und ich, unbemerkt von Danny, durch die Hintertür verschwinden  –  und bis Danny das Motorengeräusch von Simons Wagen hören würde, wäre es für ihn zu spät, noch irgendetwas zu unternehmen.
    Es dauerte ewig, bis ich mich zum Weitergehen durchringen konnte. Ich kämpfte mich von einer Stufe zur nächsten, legte bei jedem noch so winzigen Knarren sofort eine lange Pause ein. Unten angekommen, tappte ich zur Haustür, aber sie war zugeschlossen und der Schlüssel für das große Steckschloss nirgendwo zu sehen. Wo hatte Simon die Schlüssel zuletzt hingelegt? Herrgott, warum hatten wir nie eine verbindliche Regel aufgestellt, wo der Schlüssel zu sein hatte?
    Ein Geräusch aus dem Wohnzimmer jagte mich ins nächstgelegene Zimmer  –  den Raum, den wir als Bibliothek bezeichneten. Angespannt lauschte ich, doch es war
kein Laut zu hören, der darauf hinweisen würde, dass jemand durch die Diele ging. Eine neue Idee kam mir in den Sinn. Die Bibliothek nahm die vordere rechte Hausseite ein und hatte Fenster nach beiden Seiten, jedes mit Oberlichtern und seitlichen Griffen. Unter dem Vorderfenster befand sich Kies, unter dem Seitenfenster ein Blumenbeet, beides nicht ideal für eine Landung mit bloßen Füßen  –  aber zumindest waren die Fenster nicht sehr hoch. Ich versuchte erst das eine, dann das andere zu öffnen, doch beide waren durch Farbe zugekleistert. Was für Handwerker beschäftigte Simons Onkel bloß? Vermutlich war es die gleiche Geschichte wie mit dem Garten  – er holte sich irgendein unreifes Familienmitglied ins Haus, das knapp bei Kasse war und mangels Erfahrung nur Pfusch fabrizierte.
    Unvermittelt wurde die Stille durch zwei, drei Gitarrenakkorde durchbrochen. Ich wirbelte herum, stellte jedoch zu meiner Erleichterung fest, dass sich Danny nach wie vor sicher im Wohnzimmer befand, wo er nun eine bekannte Melodie klimperte. Das würde hoffentlich die Geräusche überdecken, die ich womöglich verursachte. Mein kleiner Vorrat an Ideen war inzwischen völlig erschöpft, und ich fühlte mich hier unten gefährlich ausgeliefert, also schlich ich vorsichtig aus der Bibliothek heraus und in mein Zimmer zurück, etwas beruhigt durch die Tatsache, dass der Ex-Ministrant Danny, während er He’s Got The Whole World In His Hands spielte, wohl kaum aus dem Wohnzimmer herauskommen und mich sehen könnte. Andererseits hatte ich keine Möglichkeit, zu Simon in die Küche zu gelangen, solange Danny das Wohnzimmer okkupierte.
    Vielleicht hatte er sein Versprechen vergessen, zu einem
weiteren Plauderstündchen nach oben zu kommen. Ich ließ meine Tür einen Spalt offen, um mithilfe der Musik Dannys Standort zu überwachen. Hin und wieder gab es eine Pause im Programm  –  aber danach begann er erneut, arbeitete sich durch das vertraute Repertoire an Kirchenliedern, die für mich von nun an für immer mit ihrem besonderen Schrecken behaftet sein würden.
    Inzwischen war ich hungrig und entsetzlich durstig. Letzteres Problem löste ich, indem ich den Zahnputzbecher, den ich für Dannys Rose verwendet hatte, ausleerte und mir im Bad Wasser eingoss. Die weiße Rose warf ich aus dem Fenster.
    Das Gitarrenspiel wurde immer häufiger unterbrochen  –  er schien müde zu werden. Natürlich, das war es: Danny schlief immer wie ein Baby. Man konnte absolut darauf vertrauen, dass er früher oder später einschlafen würde. Ich musste nur Geduld haben. Dann könnte ich nach unten gehen und Simon um Hilfe bitten. Am besten wäre es natürlich gewesen, wenn Simon in sein Zimmer gegangen wäre, um sich ebenfalls hinzulegen. Aber wenn ich es mir genau überlegte, hatte er seit Trudies Tod keine Nacht mehr in seinem Zimmer verbracht. Vielleicht noch die allererste Nacht  –  aber danach nicht mehr.
    Unten im Wohnzimmer ging Danny zu Moonshadow über  –  vielmehr versuchte er es, schlug aber eine Menge falscher Töne an. Entweder war er sehr betrunken oder sehr müde  –  wahrscheinlich beides. Schließlich verstummte die Gitarre. Nachdem das Schweigen mehrere Minuten angehalten hatte, sah ich meine Chance gekommen und stahl mich die Treppen hinunter. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Dielenlicht auszuschalten, das ich heute Nachmittag angeknipst hatte. Ich tastete
mich so weit voran, wie es gefahrlos möglich war, schob dann ganz langsam meinen Kopf ein Stück nach vorn, bis ich ins Wohnzimmer sehen konnte. Danny saß mit dem Rücken zur Tür. Gut  –  und

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