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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Glück war es ein dunkelrosa T-Shirt, stellte ich absurderweise fest. Da würde der Ribenasirup keine Flecken hinterlassen. Ich redete Danny gut zu und blieb beharrlich, bis das Glas leer war. Als ich seinen Kopf losließ, fiel er zur Seite. Seine Augen waren geschlossen. Ich fragte mich, wie lange es dauern würde.
    Ich brachte das Glas in die Küche, um es abzuspülen, doch der Anblick von Simon lenkte mich ab. Sollte ich nicht irgendetwas für ihn tun? Es erschien mir falsch, ihn einfach dort zurückzulassen. Aber was konnte ich schon machen? Ich konnte ihn nicht allein hochheben. Ich konnte keine Hilfe holen, weil es kein Telefon gab.
    Schlagartig wurde ich mir eines neuen Problems bewusst: Wenn Simon und Danny tot waren, wie sollte ich
dann von hier wegkommen? Ein Taxi konnte ich nicht rufen. Ich hatte keine Ahnung vom Autofahren. Der Regen hatte aufgehört, doch die Vorstellung, allein in die Nacht hinauszugehen, machte mir Angst. Hinter dem Küchenfenster war die Welt tintenschwarz. Die Nacht verwandelte das Fenster in einen Spiegel, in dem ich Simon zusammengesackt am Tisch sehen konnte, umgeben von einer Komposition mit dem Titel: Stillleben nach einem Selbstmord. Ich wandte den Blick ab, weil die in dem Glas reflektierte Szenerie irgendwie noch schrecklicher war als die Wirklichkeit im Zimmer. Die eigentümliche Ruhe, die mich bis jetzt angetrieben hatte, löste sich nun ebenso schnell auf, wie sie gekommen war. Ich war mitten im Nirgendwo gestrandet, mit zwei Leichen als Gesellschaft.
    Das erinnerte mich daran, dass ich nach Danny sehen sollte. Ich hatte erwartet, ihn friedlich schlafend oder, besser noch, bereits tot vorzufinden, aber er war nicht tot. Er hatte seine Haltung auf dem Sofa verändert, und während ich ihn beobachtete, schlossen und öffneten sich seine Hände, und sein Körper zuckte. Schweißperlen schimmerten auf seiner Stirn. Statt langsam und tief zu atmen, war seine Atmung schneller als normal, beinahe als würde er an einem Wettrennen teilnehmen.
    Panik ergriff mich. Eine Überdosis Aspirin musste doch einschläfernd wirken. Hatte ich es verpatzt  –  vielleicht durch die Mischung mit dem Saft? Voller Schrecken beobachtete ich ihn. Warum schlief er nicht einfach? Warum war er nicht tot? Ich musste ihm genug eingeflößt haben, um ein Nashorn zu betäuben. Plötzlich schlug er die Augen auf. Er sah mich direkt an  –  und er wusste Bescheid.

    Vielleicht hätte ich eine kurze Ansprache halten sollen, ihm erklären, dass er es verdiente, für seine Verbrechen an anderen zu leiden. Aber ich brachte kein Wort heraus. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht unter dem Blick dieser blutunterlaufenen Augen, die jeden Muskel in mir lähmten.
    Unvermittelt machte er einen Satz nach vorne, ob wegen eines neuen Krampfanfalls oder um sich auf mich zu stürzen, konnte ich nicht bestimmen. Er fiel mit dem Gesicht voran vom Sofa, schlug mit genügend Wucht auf dem Boden auf, um die in der Nähe stehenden Porzellanfigürchen zum Tanzen zu bringen. Sein Fuß stieß gegen die Gitarre, die mit einem Misston umfiel. Er streckte die Hand aus, aber ich trat zur Seite, ließ ihn zappeln und japsen und zucken wie einen Fisch auf dem Trockenen. Sein Anblick ekelte mich an  –  aber ich verspürte keine Reue.
    Ich dachte an Trudie, wie sie auf dem Hergest Ridge für die Regengötter getanzt, an Simon, wie er hinter dem Steuer seines Wagens gesungen hatte. »Du brutaler Mörder«, flüsterte ich.
    Es war dieses Wort, das wie eine Bombe einschlug. Das M-Wort. Ich bin eine Mörderin, dachte ich. Ich habe Danny getötet. Nur war dem nicht so. Er machte eine krabbenartige Bewegung über den Teppich, die ihn nah an meine Füße heranbrachte. Ehe ich einen Schritt zurückweichen konnte, schloss sich seine Hand um meinen Knöchel. Ich kreischte und bückte mich, um ihn wegzuschieben. Für den Bruchteil einer Sekunde begegneten diese wütenden roten Augen meinem Blick, dann sah ich weg, konzentrierte mich ganz darauf, seine Finger von meinem Knöchel zu lösen. Er versuchte, seine freie Hand in den Kampf zu schwingen, aber ich sah sie rechtzeitig
kommen und wich so heftig zurück, dass er über den Teppich geschleift wurde, mit einer Hand noch immer meinen Knöchel umklammernd, mit der anderen nach einem Halt suchend. Ich richtete mich auf und trat wild um mich, schaffte es, noch einen Schritt zurückzuspringen und mich mit einem weiteren Tritt aus seinem Klammergriff zu befreien. Ich rannte um mein Leben,

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