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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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jagte durch die Diele und weiter die Treppen hinauf zu meinem Zimmer, wo ich die Tür mit meinem treuen Lehnsessel verbarrikadierte. Ich ließ mich darauf fallen, und mein Herz klopfte so laut, dass ich fürchtete, ich würde Danny nicht hören, wenn er käme, um mich zu holen.

34
    Nun, nach begangener Tat, brach ich völlig zusammen  – dennoch tat es mir nicht leid. Ich konnte ihm nicht den Tod geben, den er Trudie bereitet hatte, oder ihm die psychischen Qualen auferlegen, die Simon dazu bewogen hatten, seinem Leben ein Ende zu setzen, doch ich hatte mit ihm abgerechnet. Auge um Auge  –  ist es nicht das, was Gott befürwortet, irgendwo zwischen den Zeilen? Aber obwohl ich Danny gezwungen hatte, für seine Taten den vollen Preis zu bezahlen, wusste ich wohl schon damals, dass ich mich dadurch selbst zu einer grausam langen Ratenzahlung verurteilt hatte.
    Wherever I am, I’m always walking with you.
    Erschöpft lehnte ich mich im Sessel zurück. Zweimal ertappte ich mich dabei, wie ich einnickte. Der Schlaf lockte  –  führte mich in Versuchung, den Sessel gegen das Bett einzutauschen; aber nach wie vor stand der Gedanke im Vordergrund, Danny sei womöglich schon auf dem Weg. Ich fand einen Kompromiss, indem ich mich auf den Boden gleiten ließ, den Kopf auf den Sessel legte und meine Arme als Kissen benutzte. Sollte jemand versuchen, sich Einlass zu verschaffen, würde mein Gewicht den Vorgang genügend erschweren, um mir Gelegenheit zu geben, wieder auf dem Sessel Position zu beziehen.

    Ich schlief unruhig, flüchtete vor den Momenten des Wachseins wie ein Gefangener, der nach langer Dunkelhaft vor dem Licht zurückschreckt. Als ich schließlich erwachte, schien die Sonne ins Zimmer. Gleichwohl spürte ich, dass ich nicht durch ihre Strahlen wach geworden war. Etwas war verändert. Irgendein fremder Laut hatte mich aufschrecken lassen. Ich hob den Kopf und lauschte.
    Irgendwo im Inneren des Hauses erklang eine Stimme. »Hallo  –  ist jemand zu Hause?« Es war eine Männerstimme. Eine fremde Stimme  –  eine, die ich noch nie zuvor gehört hatte. »Hallo  –  Hallo-ho.«
    Ich schleifte meinen Sessel von der Tür und flitzte auf den Treppenabsatz hinaus. Staubflusen schwebten im Sonnenlicht, als wäre das gesamte Treppenhaus von einer Million winziger geisterhafter Wesen bevölkert. Von oben konnte ich direkt auf den Kopf eines Mannes blicken. Die Kopfhaut schimmerte rosa durch das schüttere blassgoldene Haar hindurch. Es war ein kräftiger Mann, groß und ziemlich übergewichtig, gekleidet in ein zerknittertes Leinensakko, Hemd mit Krawatte und Cordhose. Älter als meine Eltern. Er hatte sich selbst durch die Haustür Einlass verschafft, die nun sperrangelweit offen stand.
    Er musste mich aus den Augenwinkeln erspäht haben, da er in der Diele stehen blieb, nach oben blickte und sagte: »Oh, da ist ja jemand«  –  eine einleitende Floskel, die von einem Aufschrei unterbrochen wurde, als er sah, was ihn am Ende der Diele erwartete. »O mein Gott!« Er stürzte auf die Küche zu, geriet außer Sicht.
    Wachsam begann ich die Treppen hinunterzusteigen, zögerte bei jedem Schritt. Ich hörte, wie er wieder und wieder ausrief: »O mein Gott! O mein Gott!«

    Als ich unten ankam und mich zur Küche umdrehte, sah ich, was er gesehen hatte. Danny lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, direkt auf der Schwelle zur Küche. In Gedanken sah ich ihn dorthin kriechen, Zentimeter um Zentimeter, in den Augen ein rotes Funkeln.
    Der Neuankömmling war nicht zu sehen. Er war offenbar weiter in die Küche hineingegangen, stand wahrscheinlich gerade fassungslos vor Simon, nahm mit einem Blick den Whisky wahr, die Aspirin. »O Gott!«, hörte ich ihn erneut sagen.
    Er tauchte in der Tür auf. Sein Gesicht war rot angelaufen, und er schwitzte. »Katy  –  sind Sie Katy? Was, um Himmels willen, ist hier passiert?«
    Ich starrte ihn an. Schließlich stammelte ich, dass ich das nicht wisse  –  ich hätte geschlafen.
    Danny lag zu Füßen des Fremden. Ich bekam das Bild nicht aus dem Kopf, wie er sich über den Boden schleppte, vielleicht über einen Zeitraum von vielen Stunden. Ich rannte nach draußen und würgte heftig. Es brachte nicht viel. Ich hatte seit beinahe vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen.
    »Katy!«, rief der Fremde mit aufgeregter Stimme von drinnen. »Kommen Sie schnell!«
    Irgendetwas in seinem Ton ließ mich gehorchen. Von der Haustürstufe aus konnte ich sehen,

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