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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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um es zu ordnen, was zur Folge hatte, dass ein welkes Blatt auf den Teppich segelte.
    Mrs Ivanisovic brauchte gar nicht erst zu sagen: »Was? In diesem Aufzug?«, weil ihre Miene es auch so verriet. Ich setzte mich ihr gegenüber auf ein Sofa, was zu einer weiteren Peinlichkeit führte, da mein Kleid noch ein Stück hinaufrutschte und auch die restlichen Zentimeter meiner Oberschenkel enthüllte.
    »Tee?«, fragte Trudie heiter. Sie schien sich köstlich über diese ganze Situation zu amüsieren. Warum, zum Teufel, war sie nicht kurz nach oben gehuscht und hatte sich wenigstens ein T-Shirt übergezogen?
    Wir holperten durch eine künstlich konventionelle
Unterhaltung  –  Mrs Ivanisovic sagte, es sei »ein ziemliches Abenteuer« gewesen, uns zu finden; Danny erzählte ihr alles über die Arbeiten im Garten und versprach, nach dem Tee einen Rundgang mit ihr zu machen. Während wir uns unterhielten, betrachtete ich das Wohnzimmer mit neuen Augen. Wir benutzten es nicht sehr oft, doch die stummen Zeugen unserer sporadischen Okkupation warfen kein gutes Licht auf uns. Da war ein Stapel mit den LPs von Simons Onkel auf dem Boden vor der Musiktruhe: Jemand hatte sie aus dem Schrank geholt, durchgesehen und in einem unordentlich verrutschten Haufen liegen lassen. Die oberste LP und vielleicht jüngste Ergänzung der Sammlung  –  ein Live-Konzert von The Goon Show   –  diente als Ablagefläche für einen benutzten Teelöffel und eine Tasse ohne Untertasse; eines von mehreren einzelnen Geschirrteilen, die im Zimmer herumlagen. Überall war Staub, und in der Luft hing ein abgestandener Geruch, der von Schlamperei und Verwahrlosung kündete.
    Immer wieder fühlte ich Mrs Ivanisovics Blick auf mir. Ich stellte mir vor, wie der Geruch nach jüngst vollzogenem Geschlechtsverkehr sich mit meinem Schweißgeruch mischte und zu einem unsichtbaren Strahl wurde, der wie ein Pfeil geradewegs in ihre aristokratische Nase schoss. Ich fragte mich, welche verräterischen Hinweise mein äußeres Erscheinungsbild noch geben mochte, außer dem, dass ich den halben Wald in meinen Haaren mitgebracht hatte. Mein Gesicht brannte heiß, während ich an meinem Tee nippte und zuhörte, wie sie Danny erzählte, was in ihrem Garten zu Hause alles blühte.
    Was Trudie betraf, war Mrs Ivanisovic sehr neugierig, sodass Simon in Erklärungsnot geriet und behauptete, sie
sei nur für zwei, drei Tage hier. Später erzählte er Trudie und mir, dass die Ivanisovics seine Eltern kannten, die wiederum mit seinem Onkel reden könnten. Und der wäre sicher nicht glücklich darüber zu erfahren, dass sein Haus für jedermann offen gestanden hatte.
    Als Trudie ihre dumme Bemerkung machte, sie sei am Strand aufgelesen worden, begann ich Blut und Wasser zu schwitzen. Falls Mrs I. als Nächstes fragen sollte, wann wir denn am Strand gewesen seien, würde sich irgendein Idiot bestimmt verplappern und erklären, das sei schon ein paar Wochen her. Doch zum Glück fragte Mrs I. Trudie lediglich: »Entschuldigen Sie, aber wie war noch mal Ihr Name?«
    »Trudie.« Eine Pause trat ein, in der beide Frauen sich anlächelten. Es war unübersehbar, dass Mrs I. auf einen Nachnamen wartete. Trudie hätte diese stumme Frage ohne Weiteres ignorieren können, da Mrs I. viel zu höflich war, um auf diesem Thema herumzureiten und womöglich nachzuhaken: »Trudie  –  und weiter?«  –  aber natürlich konnte Trudie es nicht lassen.
    »Trudie Eccles«, sagte sie eine Spur zu übermütig.
    Dannys Mutter merkte allmählich, dass sie verschaukelt wurde. Ich wusste, sie hatte die Platte von The Goon Show gesehen, und die Figur des Eccles war ihr zweifellos bekannt. O Gott, dachte ich, ich muss irgendetwas sagen, schnell, bevor Trudie alles noch schlimmer macht.
    »Wie war denn das Wetter in Birmingham?«, fragte Simon. Ich hätte ihn auf der Stelle küssen können.
    Wir gaben an diesem Nachmittag eine seltsam zusammengewürfelte Gruppe ab. Keiner von uns gehörte hierher  –  wir vier sahen aus wie Camper auf einem Popfestival, unzulänglich gekleidet und etwas schmuddelig,
wohingegen Dannys Mutter in ihrem blau-weißen Sommerkleid mit den dazu passenden Schuhen und der Handtasche, die viel zu elegant für diese Umgebung waren, eine damenhafte Perfektion ausstrahlte, obwohl sie in der Hitze sechzig Meilen gefahren war.
    Ich war erleichtert, als wir endlich zu dem Rundgang durch den Garten aufbrachen, an dem sie höfliches Interesse bekundete; wie eine hohe

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