Was im Dunkeln liegt
die ich mit ins Bett nehmen würde, wo ich den feuchten Bikini gegen den Morgenmantel austauschen und gemütlich Frenchman’s Creek lesen könnte. Die Diskussion mit Danny würde ich aufschieben, bis ich in der Position wäre, sie zu meinen Bedingungen zu führen.
Sobald ich oben angelangt war, schälte ich mich aus meinem Bikini. Der Kommodenspiegel war von zwei Holzsäulen mit runden Blattverzierungen an den Spitzen flankiert, an die ich jeweils Bikinioberteil und -höschen hängte. Ich hatte meinen Morgenmantel wieder angezogen und wollte gerade ins Bett hüpfen, als mir der Gedanke kam, dass ich unser Zimmer, da der Wäscheberg nun verschwunden war, mit ein paar wenigen Handgriffen noch weiter verschönern könnte. Also hob ich erst einmal die Reste der Sonntagszeitung auf, die Danny und ich nach dem Lesen Seite für Seite aus dem Bett hatten fallen lassen, knüllte sie zusammen und warf sie auf den Treppenabsatz hinaus, um sie später mit nach unten zu nehmen. Zwischen gelegentlichen Bissen an meinem Marmeladebrot und kleinen Schlückchen Tee sammelte ich meinen Föhn und diverse verstreute Schuhe auf, ordnete den Krimskrams auf der Kommode und staubte die Oberfläche mit einem Papiertaschentuch ab. Als ich innehielt, um mein Werk zu begutachten, ließen mich Schritte auf der Treppe aufhorchen.
»Hey«, sagte Danny. Er durchquerte das Zimmer und umarmte mich, ehe ich etwas sagen oder tun konnte. »Und? Wieder besser?«, fragte er.
Ich entwand mich seinen Armen. »Was meinst du mit besser?«
»Ich meine, ob du deinen Koller überwunden hast. Wieder bereit bist, Liebe zu machen, nicht Krieg.« Sein verschmitztes Lächeln, das mich normalerweise dahinschmelzen ließ, schürte meinen Groll nur noch mehr.
»Danny«, sagte ich. »Wir sind noch nicht fertig. Du hast einen Fehler gemacht, und das musst du eingestehen.«
»Ach, komm schon, Katy.« Er trat einen Schritt vor, während ich einen Schritt zurückwich. »Wir wissen doch, wie das enden wird. Komm zu Danny. Du willst das doch auch … Wer ist denn in den Garten gekommen und hat sich halb nackt vor mir zur Schau gestellt?«
»Habe ich nicht!« Ich kochte vor Empörung. Ich hatte mich noch nie im Leben zur Schau gestellt.
»Jetzt krieg dich wieder ein.« Er befühlte die Bikiniteile. »Die sind ja noch nicht mal trocken.«
»Ich hatte nichts anderes zum Anziehen«, sagte ich kühl.
»Du bist zu mir nach draußen gekommen. Wolltest mich verführen, dir nach oben zu folgen.«
»Wollte ich nicht. Aber da du schon einmal hier bist, kannst du dich ja endlich entschuldigen: dafür, dass du mich blöde Kuh genannt hast und dass du deinen Eltern erzählt hast, ich würde dich heiraten – was ich zufällig nicht vorhabe.«
Abrupt schlug seine Stimmung um. »Was ist heute bloß mit dir los?«, brüllte er. »Du bist total daneben. Bist
nur auf Streit aus. Ich kapier nicht, was in dich gefahren ist. Ich dachte, du liebst mich. Du hast recht: Wir sind noch nicht fertig.« Mit diesen Worten wandte er sich um und marschierte hinaus.
Schweigend ließ ich ihn gehen. Während ich seinen Schritten auf der Treppe lauschte, merkte ich, dass ich zitterte. In meiner idealisierten Vorstellung von unserem ländlichen Liebesnest war nie die Frage aufgetaucht, was geschehen würde, wenn wir einen ernsthaften Streit hätten. Ich hatte plötzlich das Gefühl, allein auf offenem Meer zu treiben, ohne Koordinaten, an die ich mich halten könnte. Ich hörte seine Schritte in der Diele und das dumpfe Zuknallen der Küchentür. In der Stille, die darauf folgte, warf ich mich auf das ungemachte Bett und weinte.
19
Danny war kaum eine Minute fort, als Trudie ins Zimmer kam. Sofort setzte sie sich neben mich auf das Bett und legte die Arme um mich. Sie trug die abgeschnittenen Jeans und das Bikinioberteil vom Vortag und roch nach Sonne und zerdrückten Rosenblüten.
»Er hat dich zum Weinen gebracht, dieser Scheißkerl«, flüsterte sie. »Weine nicht, Liebes. Er ist es nicht wert. Du bist zu gut für ihn, viel zu gut.«
Sie strich mir über das Haar und küsste mich auf den Scheitel, eine zärtliche Geste, die zwischen Cecile und mir nicht üblich gewesen wäre, aber bei Trudie kam es mir gar nicht seltsam vor.
»Er hat seinen Eltern erzählt, dass wir heiraten«, schluchzte ich. »Ich dachte, ich höre nicht recht. Er hat mich nie gefragt, ob ich das überhaupt möchte. Und als ich ihn deswegen zur Rede stellte, nannte er mich blöde Kuh.«
»Weine nicht seinetwegen,
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