Was im Dunkeln liegt
schlang ich die Arme um meinen Morgenmantel: halb nackt vor Simon zu stehen war meiner Würde nicht unbedingt zuträglich. Innerlich war ich völlig verstört. Danny und ich hatten uns noch nie wirklich gestritten. Ich hatte Verständnis und Reue erwartet und keinesfalls damit gerechnet, dass er mich angreifen würde.
»Ein kleiner Ehekrach«, sagte Danny. »Nichts Schlimmes. Katy hat sich über etwas aufgeregt. Ist wohl gerade eine ungünstige Zeit im Monat.«
»Ich gehe nach oben«, fauchte ich.
Danny drehte sich zum Spülbecken um, klapperte geschäftig mit dem Geschirr.
»Danny, komm bitte mit.«
»Kommandier mich nicht herum, okay?«, warf er mir über die Schulter hinweg zu. »Ich komme nach, wenn ich fertig bin.«
Ich blieb noch einen Moment in der Tür stehen, aber keiner von beiden blickte in meine Richtung, und so
kehrte ich in unser Zimmer zurück, um auf Danny zu warten. Ich dachte, er würde in jedem Fall kommen, um sich etwas zum Anziehen und Schuhe zu holen, doch nach einer Weile wurde mir klar, dass die beiden Jungs in den Garten gegangen sein mussten. Die Stiefel, die sie bei der Gartenarbeit trugen, standen immer auf der hinteren Veranda, und Danny hatte sie offenbar ohne Socken angezogen, um nicht nach oben gehen zu müssen. Hoffentlich kriegt er Blasen, dachte ich.
Nach etwa einer halben Stunde trieb mich der Hunger nach unten. Ich erinnerte mich an die Erdbeeren, die Mrs Ivanisovic am Tag zuvor mitgebracht hatte, und fragte mich, ob die anderen etwas dagegen hätten, wenn ich mir meinen Anteil schon einmal für ein spätes Frühstück nehmen würde; doch als ich in den Kühlschrank blickte, war von den Erdbeeren nichts zu sehen. Dann erspähte ich die leeren Körbchen, die jemand neben den wie immer überquellenden Plastikmülleimer geworfen hatte. In diesem Moment kam Trudie durch die Hintertür herein.
»Wo sind die ganzen Erdbeeren?«, fragte ich.
»Die haben wir gestern Abend gefuttert, nachdem du ins Bett gegangen bist.«
»Ihr miesen, verfressenen Schweine!« Die Worte sprudelten lauter hervor als beabsichtigt.
Simon war hinter Trudie aufgetaucht. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte er.
»Katy ist eingeschnappt, weil wir ihr keine Erdebeeren übrig gelassen haben«, sagte Trudie.
»Herrgott noch mal«, murmelte Simon. »Hier, Trudie, nimm du den Flaschenöffner, und ich nehme das Bier.«
Sie ließen mich allein in der Küche zurück. Nach einem
kurzen Moment nahm ich meine Suche nach etwas Essbarem wieder auf und griff schließlich auf Brot und Marmelade zurück. Ich knallte Marmeladeglas und Messer auf den Tisch und räumte danach absichtlich nicht ab. Die Wäsche war bereits fertig, und so wusch ich mir die Marmelade von den Fingern, warf die Wäsche in die Schleuder und füllte die Waschmaschine mit der nächsten Ladung Schmutzwäsche. Nun tauchte jedoch ein neues Problem auf: Ich konnte die Wäsche nicht in diesem kurzen Morgenmantel draußen aufhängen, weil ich mich darin unmöglich nach oben strecken könnte, um die Sachen auf der Leine festzuklammern. Überdies hatte ich mich selbst schachmatt gesetzt – ich könnte für den Gang zur Wäscheleine noch nicht einmal kurz irgendein schmutziges Höschen anziehen, weil sich jedes einzelne Kleidungsstück, das ich mithatte, entweder in der Schleuder oder in der Waschmaschine befand.
Als ich das Durcheinander aus Klamotten aus der Schleuder holte, die Socken und Büstenhalter auseinanderzog und aus den größeren Stücken die schlimmsten Falten herausschüttelte, heulte ich vor Wut. Irgendwo inmitten des Kleidergewirrs tauchte mein Bikini auf. Das war die Lösung. Ich würde meinen Bikini anziehen. Es spielte keine Rolle, dass er noch feucht war – es würde sich genauso anfühlen, als wäre ich zuvor eine Runde im See geschwommen.
Draußen angekommen, merkte ich, dass eine kühle Brise wehte, die nicht unbedingt für Badebekleidung sprach. Die Wäscheleine war zwischen zwei Pfosten in Sichtweite des Teiches gespannt, aber weit genug davon entfernt, um eine Unterhaltung auszuschließen. Danny arbeitete in der Grube, doch ich vermied es bewusst, in
seine Richtung zu blicken, wandte ihm den Rücken zu, während ich mich zügig durch den Korb mit feuchter Wäsche arbeitete.
Als alles aufgehängt war, kehrte ich ins Haus zurück. Ich rechnete damit, dass Sonne und Wind die leichteren Sachen rasch trocknen würden. In der Zwischenzeit wollte ich mir einen kleinen Imbiss und eine Tasse Tee zubereiten,
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