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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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das ist er gar nicht wert. Du wirst ihn niemals heiraten«, sagte Trudie in jenem überzeugten Ton, den sie bei all ihren Vorhersagen anschlug.
    Ich merkte, dass mein Morgenmantel vorne auseinanderklaffte; eine von Trudies Händen wanderte hinein, tröstend und liebkosend.

    »Tru-die«, murmelte ich. »Mein Morgenmantel …« Weiter kam ich nicht. Sie küsste zärtlich meine Lippen, und ich weiß nicht, was mich mehr überraschte  –  die Tatsache, dass sie das tat, oder aber, wie sehr es mir gefiel.
    Als sie sich wieder aufsetzte, funkelte der Schalk in ihren Augen; als hätten wir einen tollen Streich ausgeheckt. Ihre Hände waren noch immer unter meinem Morgenmantel.
    »Hör zu, Trudie«, stammelte ich. »Ich bin nicht  –  ich meine  –  ich bin Dannys Freundin  –  und  –  und  –  und du Simons.«
    Sie lachte über meine Worte  –  ein warmer Klang, nicht spöttisch, sondern vielmehr dazu einladend, in ihr Gelächter einzustimmen. »Simons Kumpel«, verbesserte sie mich. »Nicht seine Freundin. Simon mag Mädchen nicht. Nicht auf diese Weise.«
    Ungläubig starrte ich sie an. Mein Wissen über Homosexualität war auf ein eher karikaturartiges Bild von affektierten, weibischen Männern begrenzt. Es waren Gerüchte im Umlauf gewesen  –  nicht mehr  –  über einen unverheirateten Lehrer, aber ich hatte ihnen nicht geglaubt, hatte irgendwie angenommen, homosexuelle Männer bewohnten irgendein völlig getrenntes Paralleluniversum. Die Vorstellung, mit einem solchen Mann unter einem Dach zu leben, war völlig befremdlich  –  doch sobald Trudie es ausgesprochen hatte, wusste ich instinktiv, dass es stimmte.
    »Wäre es nicht praktisch, wenn Danny genauso veranlagt wäre wie Simon?«, fragte sie. »Dann könnten du und ich …« Sie verstummte, beugte sich zu mir hinunter und küsste meinen Hals.
    »Nein«, sagte ich. »Weißt du, ich bin das nicht.«

    Trudie blickte auf. »Was nicht? Keine Lesbe, meinst du? Hey, das ist kein exklusiver Club«, wies sie mich sanft zurecht. »Man braucht kein Zertifikat oder so etwas  –  mit anderen Worten, du darfst auch so mitmachen.«
    Ich dachte an den Flicken auf ihren Shorts: Versuch es, du wirst es mögen .
    Mit einer raschen Bewegung streifte sie ihr Oberteil ab. Ihre nackte Haut berührte meine Haut. Ich ließ die Hände durch ihr dichtes, weiches Haar gleiten. Es fühlte sich nicht falsch an. Und auf eine diffuse Art schien das auch nicht als Betrug an Danny zu zählen  –  denn wie könnte ich ihn mit einem Mädchen betrügen? Mein Morgenmantel war nun völlig offen, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass Trudie aus ihren Shorts schlüpfte. Es war etwas unglaublich Anmutiges an der Art, wie sie sich auszog  –  und unter ihrer Kleidung war sie so schön, ihre Haut goldbraun, bis auf die bleichen, zarten Stellen, die niemals die Sonne sahen. Ich erhob keine weiteren Einwände.
    Danach lagen wir entspannt da, unsere Gesichter einander zugewandt, die Bettdecke bis zu unseren Taillen hochgezogen, unsere Beine darunter umeinandergeschlungen, und unterhielten uns so ungezwungen, als würden wir jeden Tag miteinander ins Bett hüpfen.
    »Wie hast du das mit Simon herausgefunden?«, fragte ich. (Ich war noch naiv  –  nahm an, Trudie habe irgendein geheimes Zeichen entdeckt, das mir entgangen war.)
    »Er hat es mir erzählt«, sagte Trudie. »Wir erzählen uns eine Menge.«
    Das versetzte mir einen leichten Stich. Ich kannte ihn länger als Trudie, aber mir hatte er sich nie anvertraut.
    »Hat es dir was ausgemacht?«, fragte ich. »Ich meine, dass er nicht auf dich steht?«

    Trudie schob eine lange Haarsträhne zur Seite, die ihr über das Gesicht gefallen war. »Natürlich nicht. Ich habe nichts dagegen, mit Jungs auszugehen  –  aber ich mache es lieber mit Mädchen.«
    Ich bemühte mich, mir meinen Schock nicht anmerken zu lassen. Trotz allem, was wir soeben getan hatten, fiel es mir schwer, das Gehörte zu verdauen. »Aber du hast nichts gegen Jungs, oder?« Ich versuchte noch immer, mir einen Reim darauf zu machen, suchte nach einem Kontext.
    »Kommt auf den Jungen an. Ich wäre mit Simon oder Danny ausgegangen, wenn sie mich gefragt hätten  –  aber nicht mit so einem ekelhaften Typen wie Josser. Habe ich dir erzählt, dass ich ihn gestern schon wieder in der Stadt gesehen habe? Er wollte mit mir reden, aber ich habe ihn einfach ignoriert.«
    »Ich höre ständig ein Motorrad auf der

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