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Was im Leben zählt

Was im Leben zählt

Titel: Was im Leben zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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erhebe ich mich zum Gehen.
    «Das wirst du schon noch», sagt sie. «Du wirst es kapieren. Da bin ich mir sicher.» Dann verschwindet sie hinter dem Vorhang, ohne sich zu verabschieden. «Du wirst es bald verstehen», ruft sie mir noch hinterher. «Und wenn wir uns das nächste Mal sehen, wirst du mir für meine Großzügigkeit dankbar sein.»
    Ich möchte noch etwas erwidern, doch sie ist verschwunden. Also schlage ich den Vorhang des Zelts zurück, kneife die Augen gegen das grelle Licht draußen zusammen und mache mich auf die Suche nach Tyler. Ich versuche, jeglichen Gedanken an Ashley Simmons zu verbannen, an ihre ominösen Prophezeiungen und an die Idee, sie hätte die Gabe, die Zukunft, meine Zukunft, zu erahnen.
    So ein Quatsch! , schnaube ich insgeheim. Sonst noch Wünsche? , denke ich, während ich am Kettenkarussell vorbeigehe, und ignoriere dabei meine zitternden Hände. Kreuz und quer laufe ich über den Jahrmarkt und schließe mit dem Thema ab.
    Nicht eine Sekunde lang kommt mir in den Sinn, Ashley Simmons könnte womöglich richtig liegen. Ausgerechnet sie könne diejenige sein, die mich aus der fest verankerten Gegenwart heraushebt und auf eine rutschige Zeitschleife setzt.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zwei
    Z wei Stunden später, kurz bevor die Sonne endlich hinter dem Horizont verschwindet und uns eine kurze Verschnaufpause von der stickigen, feuchten Hitze des Tages vergönnt, haben Ty und ich uns an der Kegelmaschine wiedervereint und uns die Bäuche mit Putenkeulen und Popcorn vollgeschlagen. Dann treten wir den Heimweg an.
    Tyler fährt. Unser Heimweg windet sich durch die kleinen Straßen der Stadt, deren ausgeblichene Markisen und typischen Gerüche mir vertraut sind wie eine zweite Haut. Vorbei an der Grundschule, in der Susie und ich unsere ewige Freundschaft besiegelt haben, vorbei an dem Chevrolet-Händler, wo mein Vater mir mein erstes Auto gekauft hat, vorbei an dem italienischen Restaurant, das CJs Vater schon geführt hat, als sie noch ein kleines Baby war, vorbei an dem Elektrogeschäft, das mein Vater schon vor meiner Geburt eröffnete und zwischendurch fast verlor, weil er so viel trank, dass er den Unterschied zwischen Waschmaschine und Trockner nicht mehr kannte. Ty und ich schweigen, es ist das vertraute Schweigen zwischen zwei Menschen, die einander seit über zwanzig Jahren kennen, und ich berechne in Gedanken, wie lange wir noch brauchen, bis wir zu Hause sind und ich ins Bad rennen kann, um nachzusehen, ob die Binde in meinem Höschen noch immer fleckenlos ist.
    Ich weiß, dass ich zu verbissen bin. Immer wenn ich verzweifle, weil wieder ein Monat ergebnislos verstrichen ist, versucht Ty, mich zu besänftigen. «Nichts passiert ohne Grund, Babe», sagt er dann, und obwohl ich weiß, dass er es nur nett meint, ärgere ich mich trotzdem jedes Mal. Als wäre alles in meinem Leben aus irgendeinem Grund geschehen! Was für eine idiotische Vorstellung. Als würde ich nicht einen Großteil davon ungeschehen machen, wenn ich nur könnte. Aber ich kann es nicht, und das weiß ich, und mit diesem Wissen lebe ich schon mein Leben lang, und immer, wenn Tyler solche Sachen von sich gibt, streiche ich ihm sanft über die Wange und bedanke mich bei ihm. Weil ich weiß, dass er im Grunde nur sein Bestes gibt.
    Ty biegt in unsere Sackgasse ab. Die Ulmen blühen, um die Stämme stehen Wildblumen, und dazwischen ranken vereinzelt Rosenbüsche. Als wir im Leerlauf in die Einfahrt rollen, sehe ich auf den Haustürstufen meine jüngste Schwester sitzen, einen Strauß Iris in der Hand.
    «Oh, Scheiße!», sage ich und schnalle mich ab, während ich gleichzeitig in einer einzigen, fließenden Bewegung die Autotür öffne. Mit dem Luxus herrlich gekühlter Luft ist es augenblicklich vorbei.
    «Was macht die denn hier?» Ty stellt den Motor ab.
    «Wir haben es vergessen.» Ich drehe mich zu ihm um und merke, dass er keine Ahnung hat, wovon ich spreche. «Den Geburtstag meiner Mutter. Den haben wir völlig vergessen.»
    «Oh, Mist!» Es ist eher ein Seufzen als eine aufrichtige Klage. Er rückt sich seine Baseballkappe zurecht, eine minimale Verzögerungstaktik, ehe wir dem Feind entgegentreten. Gleichzeitig steigen wir auf die Trittbretter unseres Ford Explorer, gebraucht und mit Preisnachlass gekauft, und springen auf die Kiesauffahrt.
    «Ich warte hier seit zwei Scheißstunden!», fährt Darcy mich zur Begrüßung an. «Hast du eine Ahnung, wie lange zwei Scheißstunden sein können, wenn man nur dumm

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