Was ist koscher - Jüdischer Glaube
darf sich an Pessach in einem jüdischen Haus befi nden. Darum beginnt schon einige Zeit vorher eine Art 267
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Großreinemachen, das in jeder Wohnung und in jeder Synagoge das Unterste zuoberst kehrt. Wen das an den traditionellen Frühjahrsputz erinnert, der liegt nicht ganz falsch. Pessach wird im Nissan gefeiert, der Monat fällt auf den April/Mai, und in allen großen Kulturen war es üblich, in dieser Zeit den Winter auszukehren.
Doch die Entfernung des Gesäuerten ist mehr als nur ein intensiver Hausputz. Als gesäuert gelten alle Speisen, die fer-mentiert sind oder womöglich gären können. Das Gesäuerte heißt auf Hebräisch: Chametz. Und das Verbot, Chametz zu essen, geht auf den hastigen AuĠ ruch des jüdischen Volkes in die Freiheit zurück. Denn als der Pharao nach der zehnten Plage GoĴ es Volk endlich ziehen ließ, befahl Moses allen, sich zu beeilen. Man war sich nicht sicher, ob der Pharao seine Entscheidung nicht doch wieder rückgängig machen würde, wenn er sich von dem Schock erst einmal erholt haĴ e (was er ja tat: er ließ seine Truppen den bereits abgezogenen Juden hinterherjagen. Doch das ägyptische Heer musste dann in den Fluten des Roten Meeres, das sich für GoĴ es Volk geteilt haĴ e, jämmerlich ertrinken).
Die Juden haĴ en sich auf diesen Moment vorbereitet: Man haĴ e sich mit Proviant versorgt, und in den Öfen wurde bereits das Brot für unterwegs gebacken. Doch dann musste es überhastet herausgenommen werden, als es noch nicht aufgegangen war, noch nicht gegärt haĴ e. Die Mazzot sollen an diesen AuĠ ruch in die Freiheit erinnern. Darum wird die Mazza auch als »Brot der Freiheit« bezeichnet. Es ist ein kar-ges Brot, aber eben das Brot der Freiheit. Das jüdische Volk war willens, die »Fleischtöpfe Ägyptens« für die Freiheit, für ein Leben in Würde und dafür, GoĴ zu dienen, aufzugeben.
Es gibt aber auch eine andere Interpretation der Geschehnisse. In einem ThoraabschniĴ wird das Volk bereits vor der 268
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Abreise aufgefordert, alles Gesäuerte zu vernichten. Demzufolge ist die Mazza auch das »Brot des Elends«, es erinnert an die Sklaverei – und wird doch zum Brot der Freiheit, weil es erst in Freiheit verzehrt wird.
Natürlich wäre Pessach und die Geschichte des Judentums nicht vollständig, wenn wir Juden uns nicht auch um den Auszug aus Ägypten in irgendeiner Form lustig gemacht häĴ en.
Dem Auszug aus Ägypten folgte ja schließlich, nachdem wir am Berg Sinai die Thora erhielten, eine vierzigjährige Wanderung durch die Wüste, ehe wir endlich ins Gelobte Land durf-ten. Da uns dieses Land aber nur Kümmernisse brachte – von Milch und Honig, ja nicht einmal von Öl kann da die Rede sein –, da wir dieses Land wieder verloren, dieses Land, in dem es außer Wüste und Hitze kaum etwas Nennenswertes gibt, und angesichts des nicht enden wollenden Nahostkon-fl iktes in moderner Zeit, suchten wir auch Zufl ucht in unserem Galgenhumor. Und so lautet einer der Witze, der sich um den Auszug aus Ägypten rankt:
Als Moses sein Volk endlich aus Ägypten herausgeführt hat und in der Wüste Sinai angekommen ist, da fragt GoĴ
seinen Knecht:
»Nun, Moische, wohin soll ich dich führen. Welches Land hast du für das jüdische Volk vorgesehen? Wohin möchtest du?«
Und Moses, der bekanntermaßen, wie die Thora berichtet, stoĴ ert, beginnt:
»A-a-also, ich will nach Ka-, nach Ka-, nach Ka-, Ka-Ka-Ka- ...« – er bringt den Namen des Landes einfach nicht heraus.
Da wird GoĴ ungeduldig und sagt: »Was, nach Kanaan willst du? Du bist völlig verrückt, was willst du in diesem 269
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schrecklichen Stückchen Land?! Aber biĴ e, wenn das dein Wunsch ist, schließlich hast du meinen Worten gehorcht, du bist mein frömmster Diener, ich bringe dich und das Volk nach Kanaan.« Damit war das Thema beendet. Leider. Moses fl uchte still vor sich hin. Er wagte es nicht mehr, GoĴ zu widersprechen. Denn eigentlich haĴ e er Kaliforni-en gemeint.
Wie auch immer: Mazza, ein Brot, das nur aus Mehl und Wasser besteht, ist das wichtigste Symbol von Pessach. Der Verzicht auch auf andere LebensmiĴ el, die Chametz sind, ist nur konsequent und gibt dem Pessachfest eine ganz besondere Note. Ist es in frommen Häusern üblich, vor dem Fest sein Alltagsgeschirr auszutauschen (immerhin schon zwei, eins für fl eischige,
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