Was ist koscher - Jüdischer Glaube
müssen vor ihm niederknien, doch Mordechai als Einziger weigert sich. Haman ist außer sich vor Wut und beschließt, alle Juden im Reich töten zu lassen. Nur wann?
Am persischen Neujahr pfl egt der König gewöhnlich ein Los (»Pur« – daher: Purim) zu werfen, um etwas über das neue Jahr zu erfahren. Das Los fällt auf den 13. Adar. Das soll der Tag der AusroĴ ung des jüdischen Volkes in Persien werden. Mordechai, der von diesen Plänen erfährt, biĴ et seine Adoptivtochter dringend, beim König vorstellig zu werden.
Esther will dies tun, biĴ et aber ihre Glaubensbrüder und -
Schwestern, gemeinsam mit ihr zu fasten, damit das Unter-nehmen gelinge.
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Sie geht zum König, obwohl dies unangemeldet am Hof nicht erlaubt ist. Doch Ahasveros liebt seine neue Frau so sehr, dass er ihr einen Wunsch freigibt. DarauĢ in biĴ et sie ihn, am nächsten Tag zusammen mit Haman zu ihr zu einem Essen zu kommen. Dabei würde sie ihm ihren Wunsch verraten.
Bei jenem Essen kommt es zum »Show-down«: Esther gibt sich als Jüdin zu erkennen und erzählt dem König von Hamans Plänen. Ahasveros tobt. Haman wird an eben jenem Galgen aufgehängt, den er für Mordechai vorgesehen haĴ e.
Zugleich erhalten die Juden das Recht auf Selbstverteidi-gung und Widerstand und bringen darauĢ in im ganzen Land jeden um, der an den Vorbereitungen zum Massenmord teil-genommen hat, allein in der Residenzstadt Susa sind es 800
Männer. Ein einziges Mal in der Diaspora konnten sie sich selber reĴ en. Ende gut, alles gut.
Wen wundert‘s, dass im jüdischen Kalender dieser Tag ganz besonders ausgelassen gefeiert wird? Die wundersa-me ErreĴ ung des jüdischen Volkes – das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit in unserer Geschichte, die so oĞ eine Geschichte von Vorurteilen, Hass, Verfolgung und Vernichtung ist. Allerdings wurden wir als Volk immer wieder geret-tet, selbst nach dem Holocaust. Ich betone: als Volk, nicht als Individuen. Doch wer bedenkt, wie viele Verfolgungen die
»Kinder Israel« letztendlich überstanden haben, dass nach Auschwitz sogar ein jüdischer Staat entstanden ist, der wird diese immer wiederkehrende ErreĴ ung wie ein Wunder sehen.
Von diesem Wunder zeugt die Esther-Geschichte. Denn ob sie der Wahrheit entspricht, ob sie wirklich historisch ist, das bezweifeln einige nichtjüdische Bibelforscher. Nachweislich haĴ e Xerxes nie eine Frau namens Washti und ebenso wenig eine jüdische Ehefrau. Er häĴ e eine Jüdin gar nicht heiraten 260
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dürfen, denn er musste sich ja »standesgemäß« verehelichen, und dafür kamen nur einige wenige Familien im Reich in Frage. Doch diese Zweifel sind nicht wirklich wichtig. Die Geschichte symbolisiert den ewigen Kampf Israels gegen seine Feinde in der Welt, und sie zeugt von Hoff nung, Glaube und Wunder.
Wie aber feiert man nun Purim? Am Tag vor Beginn des Festes gibt es tatsächlich das so genannte Taanit Esther, Fasten Esther, in Erinnerung an das Fasten der Juden, um das Esther sie gebeten hat, damit ihre Pläne gelingen.
In aschkenasischen Kreisen hat man dieses Fasten selten wirklich ernst genommen, in sefardischen Regionen, vor allem bei den persischen Juden, wurde Taanit Esther aber strikt eingehalten.
Am Abend von Purim wird die Esther-Rolle im Laufe des normalen Abendgebetes öff entlich vorgelesen. Dabei allerdings verwandelt sich die Synagoge kurzzeitig in eine tosen-de Arena. Denn jedes Mal, wenn der Name Haman in der Rolle erwähnt wird, beginnt in der Synagoge ein irrsinniger Lärm. Mit Rasseln und Knarren machen die Kinder voller Begeisterung Krach, und auch die Erwachsenen stampfen mit den Füßen oder schlagen auf die Tische, um so die Verach-tung für Haman und damit symbolisch für alle Judenhasser auszudrücken. Für die Kinder ist das natürlich ein herrlicher Spaß.
Doch auch für die Erwachsenen ist Purim etwas Besonderes. Anders als bei den Muslimen ist uns Juden das Trinken von Alkohol durchaus erlaubt bei einigen festlichen Anlässen, am Schabbat, an Pessach ist der Weingenuss sogar Religionsgesetz, allerdings in Maßen. Trunkenheit ist verpönt, sie wird als gojisch, also als nichtjüdisch betrachtet. Doch an Purim dürfen wir, ja sollen wir trinken, bis wir »Verfl ucht sei 261
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Haman« nicht mehr von »Gesegnet sei Mordechai« unterscheiden können, wie der Talmud
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