Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Gerechter. Dazu muss er aber nicht nur ein Leben führen, das den Wertvorstellungen der jüdischen Ethik entspricht, sondern er muss dazu genauso die Mitzwot erfüllen, die ihm bei diesem Lebenswandel leiten und führen sollen. Zugleich sind die Mitzwot so angelegt, dass sie das Leben, das ganze Leben heiligen. Heiligkeit im Judentum ist also stets das Bemühen, sich aus dem Profanen emporzuheben. Heiligkeit muss »hergestellt« werden, es gilt immer wieder, das Profane vom Heiligen zu trennen, eine Unterscheidung zu machen. Das Zeremoniell am Ende des Schabbats heißt Hawdala, ein Begriff , dessen Ursprung in dem hebräischen Wort für »Unterscheidung«, »Trennung«
liegt. Der Schabbat ist ein heiliger Tag, die anderen Tage sind einfache oder »All«-Tage. Am Ende des heiligen Tages wird 34
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eine Unterscheidungszeremonie vorgenommen, die das Heilige vom Profanen trennt, eine Unterscheidung triğ
. Doch
auch im profanen Alltag geht es darum, jeden Augenblick heilig werden zu lassen, ihn zu heiligen und damit das Leben.
In dieser Vorstellung wird jede Handlung bedeutungsvoll. Es gibt keine »unheilige« Handlung. Ob man morgens aufsteht und sich wäscht, ob man etwas isst, ob man Geschlechtsverkehr hat, ob man GeschäĞ e betreibt, mit Freunden zusam-mensitzt oder einkaufen geht – jeder Moment und jede Handlung des Alltags ist geeignet, das Leben zu heiligen und sich selbst aus den Niederungen des Profanen herauszukatapul-tieren und ein Leben mit Sinn, ein Leben auf dem Wege Got-tes zu führen.
Wieder ein Blick hinüber nach Asien, und so manchem mag diese Vorstellung vertraut klingen. Wir kennen die Er-zählungen, in denen ein junger, wissbegieriger Schüler in ein Zen-Kloster kommt, dort unbedingt Meister werden möchte und der Meister ihn erst einmal beauĞ ragt, monatelang das Kloster zu putzen. Diese Aufgabe soll ihn lehren, demütig zu werden, aber auch, jede Handlung als entscheidend und wichtig zu begreifen. Ganz egal, was man tut, sie trägt zur Einheit der Welt bei.
Aus den oben genannten Gründen wird ersichtlich, warum das Judentum jeden Moment des Lebens genau festlegt.
Es gibt Regeln, wie man den Morgen, gleich nach dem Auf-wachen, beginnt, es gibt Regeln, wie man schlafen geht, und dazwischen ist viel, viel Platz für die insgesamt 613 Ge- und Verbote. Diese Zahl wird von den Rabbinen in zwei Teile zerlegt: Es gibt 365 Verbote, sie entsprechen den Tagen eines Son-nenjahres, und 248 Gebote entsprechend der Anzahl der Kör-35
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perteile eines Menschen. Die BotschaĞ ist deutlich: Der Weg GoĴ es erfordert den Einsatz des ganzen Menschen immer und jederzeit! Daher ist nicht nur jede Einzelheit des Lebens festgelegt, sondern ebenso die wichtigen Stationen in der Entwicklung eines jüdischen Menschenlebens.
Beschneidung
Die erste große Station eines männlichen jüdischen Neugeborenen ist die Beschneidung. Dieses Zeremoniell ist von seinem Sinn her nicht etwa mit der christlichen Taufe zu ver-gleichen. Denn streng genommen ist ein Mensch ja erst dann
»Christ«, wenn er getauĞ worden ist. Bei uns ist jedoch jedes Neugeborene sofort Jude. Da gibt‘s kein Entrinnen. Einmal Jude, immer Jude.
Die Beschneidung ist dagegen das sichtbare Zeichen des Bundes, den Abraham und GoĴ miteinander geschlossen haben und der auf ewig zwischen dem Volk Israel und dem Einen und Einzigen gilt:
»Und das ist mein Bund, den ihr wahren sollt, zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Beschneiden lasse sich euch alles Männliche. Und ihr sollt euch beschneiden lassen am Fleisch eurer Vorhaut, und dies sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und euch ... Ein unbeschniĴ ener Mann aber, der am Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten ist, ein solches Wesen soll aus seinen Sippen getilgt werden; meinen Bund hat er gebrochen.« (Gen. 17, 10-14) Die Beschneidung heißt auf Hebräisch Brit Mila, wörtlich:
»Der Bund der Beschneidung«. Sie ist im jüdischen Leben 36
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ein großes Ereignis und somit ein Freudenfest. Ein neues Leben ist geboren, und an diesem Tag wird sichergestellt, dass der Bund mit GoĴ in der neuen Generation fortgesetzt wird.
Eine Brit fi ndet am achten Tag nach der Geburt staĴ , selbst wenn dieser achte Tag ein Schabbat oder gar Jom Kippur ist.
Eine Ausnahme wird nur gemacht, wenn das Neugeborene aus gesundheitlichen Gründen
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