Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
Vom Netzwerk:
chassidische Bewegung, die im 18. Jahrhundert entstand, hat Teile der sefardischen Liturgie übernommen, obwohl die Chassidim eigentlich aschkenasische Juden sind. Ihre Liturgie, ihr Nussach, heißt daher
    »Nussach Sefard«.
    Im 18. Jahrhundert lebte in Wilna (heute Vilnius) einer der größten Gelehrten des aschkenasischen Judentums, der Gaon (hebr.: erhabener Gelehrter) Reb Elij a. Seine Entscheidungen zur Gebetsabfolge waren für viele Juden bindend. Seine Liturgie wird »Nussach Hagra« genannt. Da viele seiner Schüler bereits im frühen 19. Jahrhundert nach Palästina ausgewandert sind, hat seine Liturgie ganz wesentlich die aschkenasischen Synagogen Israels bestimmt.
    Wie sieht eine Synagoge aus? Für die äußere Architektur gibt es keine Regelungen. Durch das Bilderverbot (»Du sollst dir kein Bildnis machen«) hat das Judentum erst sehr spät, erst nach der AuĤ lärung, begonnen, sich auch in den bildenden Künsten zu entwickeln. Insofern werden wir auf der ganzen Welt Synagogenbauten fi nden, die sich den Stilrichtungen ihrer Zeit und ihrer Umgebung angepasst haben. Es gab in China eine Synagoge mit Pagodendächern, es gab im »Wil-den Westen« der USA Synagogen, die wie HolzfällerhüĴ en gebaut waren. In den orientalischen Ländern erinnert der Baustil der Synagogen an muslimische Moscheen, in Europa an romanische oder gotische Kirchenbauten.
    Entscheidend war und ist der innere AuĠ au einer Synagoge. Die Ausrichtung ist in Richtung Osten, nach »Misrach«, wo Jerusalem und der Tempelberg liegen. In diese Richtung wird auch gebetet. So steht an der Ostwand der Aron haKo-65
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    desch, der Heilige Schrank, in dem die Thorarollen einer Synagoge auĠ ewahrt und zum GoĴ esdienst nach Bedarf herausgenommen werden. In der MiĴ e der Synagoge befi ndet sich die Bima, die Empore mit dem Tisch, auf dem die Thorarollen zum Vortrag gelegt werden. In sefardischen Synagogen steht der Vorbeter während des gesamten Gebetes auf der Bima. In den aschkenasischen Synagogen dagegen gibt es zusätzlich vor der Empore, die zum Aron haKodesch führt, ein Stehpult mit Blickrichtung zur Ostwand. Dort ist der Platz des Vorbeters, die Bima dient den aschkenaischen Juden nur zum Vorlesen der Thora.
    Die Sitzreihen in aschkenasischen Synagogen sind nach Osten ausgerichtet, in sefardischen GoĴ eshäusern sind sie huf-eisenförmig um die Bima herum aufgestellt. Zu bestimmten Gebeten, die im Stehen gesprochen werden müssen, drehen sich dann die Betenden zur Ostwand, in Richtung Jerusalem, um, der Vorbeter schaut stets nach Jerusalem.
    In orthodoxen Synagogen sitzen Männer und Frauen streng getrennt. Die Damenwelt ist meist einen Stock höher, über den Köpfen der Männer untergebracht. So können die Frauen auf uns Männer und unser Treiben buchstäblich he-rabschauen. In liberalen Synagogen gibt es diese Trennung nicht mehr. Männer und Frauen sitzen im eigentlichen Syna-gogenraum unten zusammen.
    Das Innere einer Synagoge ist natürlich schön geschmückt, doch im Wesentlichen schlicht, denn auch hier ist das Bilderverbot wirksam. Es gibt keinerlei bildliche Darstellung GoĴ es oder wichtiger Figuren aus der Thora. In erster Linie bedient man sich nur schöner Ornamente zur Verzierung ähnlich wie in Moscheen.
    66
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    Kippa, Tallith, Zizit, Tefi llin
    Für das Gebetsritual braucht der Mann einige Utensilien. Da ist zunächst die Kippa, die KopĠ edeckung. Sie stammt aus nachbiblischen Zeiten, ist also in der jüdischen Geschichte eine relativ »junge« Erfi ndung, lediglich anderthalb Jahrtausende alt! Die KopĠ edeckung ist ein Zeichen der Ehrerbietung gegenüber GoĴ . Zwischen dem menschlichen und dem himmlischen Teil der Welt wird ein Unterschied gemacht, das Haupt ist »verhüllt«, man steht nicht nackt vor seinem Schöpfer.
    Der Tallith, der Gebetsumhang, ist sehr viel älter. Bereits die Thora spricht indirekt von dem Gebrauch dieses Kleidungsstückes:
    »Und der Ewige sprach zu Mosche: ›Rede zu den Kindern Jisrael und sprich zu ihnen, sie sollen sich Quasten machen an die Ecken ihrer Kleider, für ihre künĞ igen Geschlechter, und sollen an die Quasten der Ecke einen pupurblauen Faden anbringen. Und es soll euch zu Merkquasten sein, dass ihr es anseht und aller Gebote des Ewigen gedenkt und sie ausübt und nicht nachgeht eurem Herzen und euren Augen, denen ihr nachbuhlt. Damit ihr gedenkt aller meiner Gebote und

Weitere Kostenlose Bücher