Was ist koscher - Jüdischer Glaube
verheißen haĴ e. Kanaan – das war der Name des Landes, das später Israel werden sollte.
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Abraham zog also los, vergaß aber nicht, vorher noch im Laden seines Vaters vorbeizuschauen und all die neĴ en Götter aus Tonerde in einem riesigen Wutanfall zu zertrümmern.
Sein Vater war darüber sicher nicht sonderlich erfreut, konnte er doch den Entschluss seines Sohnes ganz gewiss nicht billi-gen, geschweige denn verstehen. Warum musste sein Sprössling plötzlich ins Ungewisse ziehen? Und ihm auch noch zum Abschied seine wunderbare Einkommensquelle kapuĴ schlagen?
Egal, Abraham war nun unterwegs. Doch von einem Kind war nach wie vor keine Rede. Er und seine off enbar unfruchtbare Frau Sarah bekamen keinen Nachwuchs. Doch Sarah wusste, was es für einen Mann bedeutet, kinderlos zu sein
– eine Schande, eine Schmach. Also war sie großzügig und gestaĴ ete ihm, mit ihrer Sklavin Hagar zu schlafen, die jung und hübsch war. Es sollte wohl endlich Kindergeschrei durch die Zelte der frisch gebackenen Nomaden tönen.
Abrahams genehmigter Seitensprung war von Erfolg ge-krönt. Er bekam mit der Sklavin einen Sohn: Ismael, der um 1850 v.d.Z. geboren wurde. Ismael sollte der Stammvater der Araber werden. Insofern haĴ e sich GoĴ es Prophezeiung schon mal erfüllt. Doch GoĴ meinte eigentlich nicht dieses Volk, sondern ein anderes, insofern musste noch ein zweites Kind her, mit Sarah. GoĴ versprach, dass es noch klappen würde. Doch Abraham, dem die weibliche Biologie nicht ganz unbekannt war, begann zu lachen angesichts seiner greisen Frau und dachte, dass GoĴ merkwürdige Versprechungen machte. Doch siehe da, entgegen Naturgesetz und Biologie: Sarah wurde schwanger, und so bekamen die beiden einen Sohn, Isaak, der kurz nach Ismael geboren wurde. Spätestens jetzt begriff Abraham, dass GoĴ auch der Herr über die Na-turgesetze war – Er konnte alles, wenn Er sich dazu nur ent-73
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schied! Isaak ist also in der Genealogie des jüdischen Volkes der zweite Stammvater. Auch er musste also wieder einen Sohn bekommen. Doch so weit sind wir noch nicht.
Zuvor gab es noch ein anderes Ereignis. GoĴ und Abraham schlossen miteinander einen Bund, auf Hebräisch: Brit.
GoĴ versprach, dass er für immer und alle Zeiten Abrahams Familie und deren Nachkommen beschützen wolle und dass sie so zahlreich wie die Sterne am Himmel und sein »Auserwähltes Volk« sein würden. Im Gegenzug aber müssten Abrahams Nachkommen die Ge- und Verbote GoĴ es befolgen.
Um diesen Bund in irgendeiner Form auch zu besiegeln, wurde entschieden, dass alle Männer sich beschneiden lassen. Abraham und alle Männer, die mit ihm waren, unterzogen sich dieser Prozedur. Eine ziemliche Selbstüberwindung muss das gewesen sein, aber der Glaube an GoĴ versetzt ja bekanntlich Berge. GoĴ aber war gnädig, er verlangte, dass in ZukunĞ die männlichen Babys am achten Tag nach der Geburt beschniĴ en werden sollten, als »Zeichen des Bundes«
für immer und alle Zeiten.
Wer einer jüdischen Beschneidung schon mal beigewohnt hat, der weiß, dass sie professionell durchgeführt wird und für den »Betroff enen« ziemlich glimpfl ich abläuĞ . Ich habe die ganze Prozedur in dem Kapitel »Warum sind Juden beschniĴ en?« ausführlich beschrieben.
Bei den Nachkommen des Ismael gibt es ebenfalls die Beschneidung. In manchen Gegenden werden deren Söhne allerdings erst kurz vor der Pubertät dieser Prozedur unterzogen. Ziemlich bleich und ziĴ rig kommen die Jungs zum Beschneider, denn auch sie dürfen vorher nicht betäubt werden. Irgendwie ist mir da die Wahl des Termins, die zwischen GoĴ und Abraham getroff en wurde, lieber.
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Die Tatsache, dass GoĴ mit dem jüdischen Volk einen Bund geschlossen hat, ist heute ein sehr heikles Thema. Vielleicht noch mehr als früher. GoĴ haĴ e immer genügend Anlass, sich über sein Volk zu ärgern, denn es hielt sich nur selten an seine Gebote, und wenn, dann galt das immer nur für einen Teil des Volkes. Er häĴ e also allen Grund gehabt, sauer zu sein – war er auch ziemlich oĞ in der jüdischen Geschichte
– und den Bund von seiner Seite aus aufzukündigen. Das hat er allerdings nie gemacht. Es gibt uns Juden ja immer noch.
Nach 1945 aber hat es zahlreiche Juden gegeben, die ihre Zweifel an dem Bund nicht mehr überwinden konnten. Sie konnten
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