Was ist koscher - Jüdischer Glaube
sie ausübt und heilig seid eurem GoĴ .‹«
(Num. 15, 37-40)
Die Schaufäden, die so genannten Zizit, befi nden sich an den vier Enden des Tallith. Er ist aus Wolle oder Seide, weiß mit zumeist schwarzen Streifen. In den meisten Gemeinden trägt man den Tallith ab dem dreizehnten Lebensjahr, in manchen Gegenden ist es bis heute üblich, dass ihn nur verheiratete 67
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Männer zum Gebet anlegen. Da religiöse Männer immer einen so genannten Tallith-Katan, einen kleinen Umhang, unter ihrer normalen Kleidung tragen und somit das Gebot der Schaufäden erfüllen, tragen sie den großen Tallith erst als Zeichen ihres neuen sozialen Status.
Man legt den Tallith um die Schultern, man kann ihn sich aber auch über den Kopf ziehen, wenn man sich während des Gebets besonders konzentrieren will. In modernen jüdischen Gemeinden hat sich der Tallith oĞ zu einem kleinen Seiden-schal reduziert. Auch an ihm sind die Zizit an allen vier Enden befestigt, aber er hängt um den Hals wie jeder andere Schal auch.
Und schließlich gibt es die Tefi llin, die Gebetsriemen, für viele Nichtjuden das geheimnisvollste und exotischste Ge-betsutensil im Judentum. Sie werden nur von Männern zum Morgengebet getragen, denn Tefi llin sind eines der Mitzwot, die mit Zeit zu tun haben, das heißt nur zu einem bestimmten Zeitpunkt einzuhalten sind.
Von all dem sind Frauen in der Orthodoxie völlig befreit.
Einer der Gründe dafür: Männer brauchen eine Zeitstruktur, um ein diszipliniertes Leben führen zu können, Frauen nicht.
Ihr Leben hat eine innere Zeituhr – den weiblichen Zyklus.
Und: Frauen sind nicht immer in der Lage, sich an bestimmte Zeiten zu halten, ganz besonders nicht, wenn sie Babys zu versorgen haben.
Das liberale Judentum lehnt diese »Zeit«-Bestimmung aus Gleichberechtigungsgründen ab. Daher sieht man in manchen ihrer Gemeinden auch Frauen Tefi llin legen. Ich muss zugeben, ohne dies bewerten zu wollen, dass ich als traditioneller Jude Mühe habe, mich an das Bild von Frauen zu gewöhnen, die Tefi llin tragen. Manchmal denke ich, dass das liberale Judentum hier einen ähnlichen Fehler macht wie ein Teil der 68
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Frauenbewegung: Gleichberechtigung ja, keine Frage, aber biĴ e dabei nicht vergessen, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau doch hoff entlich erhalten bleibt. Aber zurück zur Mitzwah des Tefi llinlegens. Sie ist bereits in der Thora verankert und festgelegt:
»Höre, Jisrael! Der Ewige ist unser GoĴ ; der Ewige ist Einer. Und du sollst den Ewigen, deinen GoĴ , lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deiner ganzen KraĞ . Und es sollen diese Worte, die ich dir heute gebiete, an deinem Herzen sein ... Und knüpfe sie zu Bundeszei-chen an deine Hand und sie seien zum Wahrzeichen zwischen deinen Augen; ...« (Deut. 6, 4-9)
Dieser AbschniĴ in der Thora ist die Basis für die Mitzwah des Tefi llinlegens. Tefi llin, im Deutschen als Gebetsriemen oder auch Phylakterien bezeichnet, bestehen aus zwei kleinen schwarzen Kästchen, die kleine Pergamentrollen mit vier Passagen aus der Thora beinhalten (Es sind dies die Abschnit-te Exodus 13,1-10, Exodus 13,11-16, Deut. 6,4-9 und Deut. 11, 13-21). In diesen vier AbschniĴ en geht es stets um das Gebot, Tefi llin als Zeichen und Symbol des jüdischen Glaubens und der GoĴ ergebenheit zu legen.
Die beiden Kästchen sind jeweils an langen schwarzen Lederriemen befestigt, so dass man das eine Kästchen um den Arm binden kann, das andere auf die Stirn beim Haaransatz.
Die Lederriemen, die Kästchen und die Pergamentrollen sind natürlich aus der Haut koscherer Tiere gemacht. Die Textpassagen sind genauso wie die gesamte Thora von einem speziell geschulten Sofer, einem Schreiber, per Hand auf das Pergament geschrieben worden.
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Das Wort Tefi llin kommt ebenso wie das hebräische Wort für Gebet, Tefi la, von der Wurzel »Palel«, was soviel wie Beurteilung bedeutet. Gebet und Ritualgegenstände, die wir zum Gebet verwenden, sind also dazu gedacht, unseren Glauben vor GoĴ zu bezeugen, während er uns beurteilt und wir uns einer Selbstprüfung, einer »Selbstbeurteilung« unterziehen.
Tefi llin trägt man nur an Wochentagen. Sie sollen uns helfen, im Alltag, der uns mit seinen profanen Sorgen mit Be-schlag belegt, der Gebote GoĴ es zu gedenken und sie nicht zu vernachlässigen oder gar zu
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